Die Wirecard-Aktie hat am Mittwoch erneut über zehn Prozent verloren und notierte zeitweise bei nur noch 84 Euro. Für zusätzliche Unruhe sorgte der Hedgefondsmanager Chris Hohn, der eine Ablösung von Wirecard-Chef Markus Braun forderte. "Wir sind der Ansicht, dass der Aufsichtsrat rechtlich verpflichtet ist einzugreifen. Unserer Meinung nach besteht der notwendige Eingriff nun darin, den CEO von allen Führungsaufgaben zu entbinden", schrieb Hohn an den Wirecard-Aufsichtsrat. "Das Problem ist, dass Wirecard ohne Braun nichts ist", sagte ein Händler. Weitere Kursverluste bei Wirecard seien genau das, was Hohn haben wolle, ergänzte er. Hohns Hedgefonds TCI hat mit Leerverkäufen auf einen Kursverfall der Wirecard-Aktie gewettet.

Was Analysten jetzt befürchten


Analysten haben mittlerweile ihre Kaufempfehlungen für die Wirecard-Aktie zurückgezogen und Kursziele gesenkt, die zuletzt bei bis zu 270 Euro gelegen hatten. So stufte die DZ Bank die Wirecard-Aktie von "Kaufen" auf "Halten" zurück und sieht den fairen Wert für die Aktie jetzt nur noch bei 105 Euro statt bei 132 Euro. DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer zeigte sich enttäuscht vom Gutachten, das nicht den erhofften Befreiungsschlag gebracht habe. Außerdem kritisierte er die verzögerte Veröffentlichung des Geschäftsberichts. Wirecard hatte gestern die für Donnerstag, 30.4. geplante Bilanzpressekonferenz überraschend abgesagt, ohne einen neuen Termin zu nennen. Das erzeuge zusätzlich Unsicherheit und neue Risiken.

Auch die NordLB hat Wirecard von "Kaufen" auf "Halten" herabgestuft, das Kursziel aber bei 102 Euro belassen. Wesentliche Fragen blieben weiter ungeklärt, schrieb Analyst Wolfgang Donie. Der Zeitraum zwischen 2016 und 2018 bleibe ein schwarzes Loch, was neuen Vorwürfen Tor und Tür öffne. Gleichwohl sollte Wirecard im Tagesgeschäft seinen dynamischen Wachstumskurs weiter fortsetzen können. Die US-Bank JP Morgan kritisierte, dass Wirecard offenbar nicht in vollem Umfang mit den Wirtschaftsprüfern zusammengearbeitet habe. Vor allem hätten die Prüfer keinen Zugang zu Daten der entscheidenden Jahre 2016 und 2017 gehabt. Es gebe in dem Fall immer noch zu viele Unbekannte, so JP-Morgan-Analyst Sandeep Deshpande.

Die Baader Bank sieht die Wirecard-Aktie dagegen nach wie vor als Kauf, mit einem Kursziel von 240 Euro. Analyst Knut Woller wertete den KPMG-Bericht positiv für den Zahlungsabwickler und sieht die Aktie vor einer Neubewertung.

Der Aufsichtsrat von Wirecard hatte KPMG im Herbst engagiert, um die Bilanzen zu prüfen, nachdem in Berichten der "Financial Times" Vorwürfe aufgekommen waren, der Konzern habe Jahresabschlüsse bei Auslandstöchtern manipuliert. Analysten kritisierten, dass nun aber nach wie vor viele Fragen offen seien. Wirecard sorge nicht für Vertrauen sondern schüre noch mehr Ungewissheit.