Die Finanzaufsicht Bafin hat Anzeige gegen den gesamten Wirecard-Vorstand gestellt, die Staatsanwaltschaft München am Freitag eine Großrazzia am Firmensitz in Aschheim durchgeführt. Wirecard wird Irreführung des Kapitalmarkts und Kursmanipulation im Zusammenhang mit einer Sonderprüfung der KPMG vorgeworfen. Maximimilian Weiss von der Kanzlei Tilp vertritt mehr als 1000 Wirecard-Aktionäre in der ersten Schadensersatzklage gegen das Unternehmen.
BÖRSE ONLINE: Sie haben ja vor Kurzem gegenüber BÖRSE ONLINE und €uro am Sonntag schon mit einer weiteren Ausweitung des Skandals gerechnet. Wie bewerten Sie die Eskalation der Ereignisse?
Maximilian Weiss: Ich sehe mich bestätigt. Wirecard erklärte auf unsere Klage ja noch, man habe gegenüber dem Kapitalmarkt zu allen Zeiten nach bestem Wissen und Gewissen kommuniziert. Eine gewagte Aussage. Das sah und sehe ich nach wie vor entschieden anders. Und mit dieser Einschätzung befinde ich mich offensichtlich in sehr guter Gesellschaft.
Welche Konsequenzen könnte es für das Unternehmen und das operative Geschäft haben?
Auf jeden Fall wird es nicht einfacher für den Aufsichtsrat, weiterhin die schützende Hand über Markus Braun zu halten.
Was bedeutet es für die Aktionäre?
Die Antwort hierauf würde ich gerne dem Markt überlassen.
Sehen Sie Parallelen zu früheren DAX-Skandalen?
Aber ja doch. Denken Sie nur an VW oder Daimler und den Umgang mit Dieselgate. Da gab es meines Erachtens eklatante Verstöße gegen das Kapitalmarktrecht. Aber dass sich ein DAX-Unternehmen externe Prüfer ins Haus holt, welche dann chaotische Zustände bescheinigen, statt zu entlasten: Das gab es so nun wirklich noch nie. Es erinnert mich ein wenig an die Kokain-Affäre mit Christoph Daum. Das war ähnlich absurd. Daum sagte damals, er gebe eine Haarprobe ab, weil er ein absolut reines Gewissen habe. Der Test fiel bekanntlich positiv aus. Immerhin stand Daum zu seiner Verantwortung, statt die Dinge auch noch schön zu reden.