Die deutliche Aufwertung der Gemeinschaftswährung auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1,1677 Dollar bremste die Aktienmärkte in Europa bereits in der alten Woche aus - der Dax verlor gut zwei Prozent auf rund 12.350 Punkte. Den auf Export fokussierten europäischen Unternehmen bekommt die Euro-Stärke nicht, ihre Waren werden im Welthandel weniger wettbewerbsfähig.

Seit Jahresbeginn wertete der Euro zum Dollar um gut zehn Prozent auf. Hintergrund dafür sind Spekulationen von Anlegern, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bald damit beginnt, die Zügel in der Geldpolitik zu straffen. Insidern zufolge soll im Oktober eine Entscheidung über die Zukunft der umstrittenen billionenschweren Anleihenkäufe getroffen werden. Für Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets steht die Geldpolitik der EZB vor einer Wende. "Diese mag, wenn sie kommt, sehr langsam vonstattengehen, aber ein Richtungswechsel bleibt ein Richtungswechsel, egal ob schnell oder langsam."

STÄRKERER DOLLAR KÖNNTE EURO WIND AUS DEN SEGELN NEHMEN



Für Spannung sorgt daher am Mittwoch die Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve, die im Gegensatz zur EZB bereits den Fuß vom Gaspedal genommen und die Zinsen zuletzt vier Mal angehoben hat. "Es werden zwar keine weiteren Änderungen am Leitzins erwartet, aber zurückhaltende Aussagen über die US-Geldpolitik könnten den Dollar stärken", sagt Analyst Basse. Dies könne zu Gewinnmitnahmen beim Euro führen, was wiederum die Aktienmärkte stützen könne. Investoren hoffen auch darauf, dass die Fed Hinweise gibt, wann sie mit dem Abbau ihrer durch Anleihenkäufe aufgeblähten Bilanz beginnt. Expertin Birgit Henseler von der DZ Bank geht allerdings davon aus, dass es dazu erst im September Neuigkeiten geben wird.

Ein weiterer wichtiger Termin für die Börsen steht am Freitag an, wenn die USA aktuelle Daten zum Wirtschaftswachstum bekanntgeben. Analysten rechnen mit einem auf das Jahr hoch gerechneten Wachstum von rund 2,5 Prozent. "Der Aufschwung geht damit mit mäßigem Tempo in sein neuntes Jahr", betont Volkswirt Ralf Solveen von der Commerzbank.

Einblicke in die Verfassung der deutschen Wirtschaft geben der Ifo-Geschäftsklimaindex am Dienstag und der Gfk-Konsumklimaindex am Donnerstag. Gleich zu Wochenbeginn stehen Einkaufsmanagerindizes für die Euro-Zone auf der Agenda. "Die Stimmungsindikatoren dürften alles in allem bestätigen, dass die Konjunktur im Euro-Raum derzeit ordentlich läuft", sagt Solveen.

DEUTSCHE BANK DÄMPFTE BEREITS DIE ERWARTUNGEN



Auch vonseiten der Unternehmen mangelt es in der neuen Woche nicht an Nachrichten. Zahlreiche Dax-Konzerne legen ihre Quartalsbilanzen vor, darunter die Chemie- und Pharmafirmen Bayer und BASF (beide am Donnerstag), die Autobauer VW (Donnerstag) und Daimler (Mittwoch), der Gase-Konzern Linde (Freitag) sowie die Deutsche Bank (Donnerstag). Der stellvertretende Chef von Deutschlands größtem Geldhaus, Marcus Schenck, dämpfte die Erwartungen an das Abschneiden im Frühjahr bereits. Aufmerksamkeit zieht zur Wochenmitte auch die Deutsche Börse auf sich mit ihren Quartalszahlen. Ihr Chef Carsten Kengeter steht wegen des Vorwurfs des Insider-Handels unter Druck.

Außerhalb Deutschlands legen gleich zum Wochenauftakt Ryanair und Google ihre Zahlen vor, am Dienstag folgt der US-Autobauer General Motors. Am Mittwoch lassen sich unter anderem Ford, Peugeot und Facebook in die Bücher schauen, während die Bilanzsaison einen Tag später mit Firmen wie Amazon und Nestle ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.