Doch dass der US-Präsidentschaftswahlkampf in die heiße Phase geht und gleich drei international bedeutende Notenbanken über ihre weitere Geldpolitik entscheiden, belastet die Stimmung der Investoren zusätzlich. "Politische und wirtschaftliche Unsicherheit ist das Schlimmste, was es für die Börsen gibt. Da können die Zahlen der Unternehmen so gut sein wie sie wollen", sagt Aktienexperte Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser.

Experten rechnen damit, dass die 11.000-Punkte-Marke beim Dax erst einmal unerreichbar bleibt. Der Leitindex erreichte zwar in der alten Woche ein Jahreshoch von 10.827 Punkten. Auf Wochensicht kam er aber kaum vom Fleck. Wegen des Feiertags Allerheiligen in mehreren Bundesländern dürfte manch ein Börsianer zudem die Gelegenheit für einen Kurzurlaub nutzen.

Gleich zu Beginn der Woche wird es spannend mit der ersten Schätzung für das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone im dritten Quartal. Börsianer wollen wissen, wie stabil sich die Konjunktur nach dem Brexit-Schock vom Juni entwickelt hat. Experten der DZ Bank rechnen mit einem Zuwachs von 0,3 Prozent, das wäre so viel wie im zweiten Quartal.

ZINSERHÖHUNG WOHL ERST IM DEZEMBER



Mit einer Zinsanhebung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bei ihrer am Dienstag beginnenden Sitzung rechnet kaum ein Börsianer. "Wenige Tage vor der US-Wahl wird die Fed nicht mit einer unerwarteten Zinsanhebung für Volatilität sorgen wollen", sagt Volkswirt Christoph Balz von der Commerzbank. Im Dezember dürfte es nach Meinung der Experten dann aber so weit sein. Denn die Konjunktur in der größten Volkswirtschaft der Welt läuft gut, vor allem der Arbeitsmarkt brummt. Spannend wird deshalb der Arbeitsmarktbericht am Freitag. Experten rechnen damit, dass 170.000 neue Stellen geschaffen wurden. "Nur sehr negative Daten können einen Zinsschritt im Dezember noch verhindern", ist sich Balz sicher.

Auch die Notenbanken von Großbritannien und Japan werden nach Ansicht von Experten erst einmal die Füße still halten. Die Bank of Japan (Dienstag) hat ihrer ultra-lockeren Geldpolitik erst bei der letzten Sitzung im Dezember eine neue Stoßrichtung gegeben. Die britischen Währungshüter werden ihren Leitzins am Donnerstag wohl ebenfalls unverändert bei 0,25 Prozent halten. Die Wirtschaft des Landes verlor seit dem Votum für einen Austritt aus der Europäischen Union entgegen der Erwartungen kaum an Fahrt. "Damit kann die Bank of England getrost stillhalten und die weiteren Entwicklungen abwarten", sagt Commerzbank-Devisenexpertin Antje Praefcke.

US-WAHLKAMPF GEHT IN DIE FINALE RUNDE



Ein weiteres großes Gesprächsthema unter Börsianern ist die heiße Phase im Wahlkampf um den Einzug ins Weiße Haus. Am 8. November wählen die Amerikaner ihren neuen Präsidenten. Zwar hat die Demokratin Hillary Clinton in Umfragen die Nase vorn. Sollte ihr republikanischer Rivale Donald Trump aber wieder aufholen, könnte das zu Schwankungen an den Börsen führen. Ein Sieg des Immobilien-Milliardärs dürfte die Märkte gehörig durcheinander wirbeln, da seine politischen und wirtschaftlichen Ziele nicht klar sind.

Unter die Lupe nehmen werden Anleger die Quartalszahlen der Commerzbank am Freitag. Analysten erwarten rund eine halbe Milliarde Euro Verlust. Deutschlands zweitgrößte Bank befindet sich mitten in einem Konzernumbau, dem fast 10.000 Stellen zum Opfer fallen werden. Ob sich der Umbau der Credit Suisse auszahlt, zeigt sich am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalsbilanz des Deutsche-Bank -Rivalen.

Ebenfalls am Donnerstag öffnen unter anderem Beiersdorf, Adidas und Vonovia die Bücher. BMW folgt am Freitag. Wie es um die Airlines bestellt ist, zeigen die Quartalszahlen der Lufthansa (Mittwoch) und Air France KLM (Donnerstag). Zudem stehen mit Facebook, AIG (beide Mittwoch), Royal Dutch Shell, Pfizer (beide Dienstag) zahlreiche Schwergewichte aus dem Ausland auf dem Programm.

rtr