"Wir hatten ein extrem starkes zweites Quartal und sind total zufrieden", sagte Zalando-Vorstand Rubin Ritter der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Angesichts der hohen Investitionen, die Zalando aufbringe, um seine Plattform weiter auszubauen, sei dies schon außergewöhnlich.

Nach ersten Berechnungen legte der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) zwischen April und Juni auf 68 bis 88 Millionen Euro zu - das sind zwischen 126 und 193 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zalando hatte im Vorjahr allerdings auch höhere Zahlungsausfälle und Kosten für Mahnungen zu verkraften, was das Ergebnis damals belastet hatte. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten hatten dies zwar einkalkuliert, im Schnitt dennoch lediglich mit 48 Millionen Euro operativem Gewinn gerechnet.

ANALYSTEN VOLL DES LOBES

Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 24 bis 26 Prozent auf 909 bis 924 Millionen Euro. Die bereinigte Ebit-Marge, die angibt wie viel vom Umsatz als Ergebnis beim Unternehmen hängen bleibt, wird sich danach auf 7,5 bis 9,5 (Vorjahr: 4,1) Prozent belaufen.

Für die Zahlen gab es von Analysten viel Lob. Dass es Zalando gelungen sei, trotz eines starken Umsatzwachstums auch eine hohe Profitabilität zu erzielen, nannte DZ-Bank-Analyst Thomas Maul "erstaunlich". Auch die Baader Bank sprach von einer positiven Überraschung.

Die Aktie, das 2014 für 21,50 Euro an die Börse kam, war nach dem Rekordstand von 36,63 Euro kurz vor Weihnachten 2015 abgestürzt und hatte in der Spitze mehr als ein Drittel verloren. Investoren fragten sich, wie lange Zalando sein Wachstumstempo beibehalten könne, zumal sich der Wettbewerb verschärft. Unter anderem Internetschwergewicht Amazon (Amazoncom) drängt in den Textilbereich. Zalando hatte in der Vergangenheit aber betont, dass der Markt ausreichend Platz biete und das Unternehmen über Kompetenz in der Mode verfüge.

SORGEN UM BREXIT

Die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, hatte zuletzt zusätzlich auf die Stimmung gedrückt. Analysten erwarten, dass sich die Konsumneigung auf der britischen Insel eintrüben wird. Zudem war die britische Währung nach dem Votum unter die Räder geraten.

Ritter zeigte sich enttäuscht vom Brexit-Entscheid. Bislang habe Zalando zwar noch keine Auswirkungen gespürt. Wie das in Zukunft aussehen werde, sei derzeit noch nicht absehbar. Nach Schätzungen der Commerzbank macht Zalando etwa 4 bis 5 Prozent seines Umsatzes in Großbritannien.

OPTIMISTISCHER FÜR JAHRESERGEBNIS

Im Gesamtjahr erwartet Zalando nun eine operative Marge von 4 bis 5,5 Prozent (Vorjahr: 3,6 Prozent). Damit liegt die Zielspanne einen Prozentpunkt höher als bisher. Der Umsatz soll weiterhin um bis zu 25 Prozent zulegen. Damit könnte der Umsatz 2016 im besten Fall auf fast 3,7 Milliarden Euro und das operative Ergebnis auf rund 200 Millionen Euro klettern - fast doppelt so viel wie 2015.

Zalando investiert im laufenden Jahr rund 200 Millionen Euro. Das Geld fließt vor allem in den Ausbau von Logistik und Technologie. Um die Kunden zu binden, feilt der Konzern zudem an der Belieferung noch am gleichen Tag und großzügigen Retourenoptionen. Auch versucht Zalando, bekannte Modemarken zu ködern und exklusiv zu vertreiben. Zuletzt gelang dem Konzern dies mit der Sportkollektion der US-Sängerin Beyoncé. dpa