Wie klein die Welt doch ist, zeigte sich jüngst wieder auf der Karibikinsel Grand Cayman: Hinter meinem Frisierstuhl stand ein Philippino, der eine Zeit lang in Macau der persönliche Friseur des Kasino-Tycoons Stanley Ho gewesen war. Beim Small-Talk sprach der Coiffeur auch deshalb hochachtungsvoll von dem zu den reichsten Chinesen zählenden Kasino-Tycoon, weil offensichtlich dessen Trinkgeld stimmte.

Ob sich Stanley Ho damals auch rasieren ließ, kam nicht zur Sprache. Rasiert wurden aber in den vergangenen Jahren die Aktien der in Macau tätigen Kasinobetreiber. Der Macau Gaming Index hat sich seit Februar 2015 in der Spitze mehr als halbiert. Beim Kasinobetreiber SJM Holdings aus Hos Imperium summierten sich die Kursverluste seit Oktober 2013 auf bis zu 83,6 Prozent.

Nach einem zuvor steilen Aufstieg war ab dem vierten Quartal 2013 plötzlich die Luft raus. Denn die chinesische Regierung hatte der Korruption den Kampf angesagt, und das verleidete vielen zocker- und wettbegeisterten Chinesen die Reise nach Macau, dem einzigen Ort im Reich der Mitte, an dem Glücksspiel legal ist.

Zocker vom Glück verlassen



Der Einbruch erfolgte just zu einem Zeitpunkt, als die Kasinoindustrie der chinesischen Sonderverwaltungszone die siebenfache Größe des Glücksspiel-Eldorados Las Vegas erreicht hatte. Wie schnell sich nicht nur am Spieltisch das Schicksal wenden kann, sondern auch im Geschäftsleben, erfuhr die örtliche Kasinobranche anschließend auf die harte Tour: Die Branchenumsätze sinken ununterbrochen schon seit 21 Monaten.

Die Branche mit ihren über 56 000 Mitarbeitern hat eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung für Macau mit seinen rund 650 000 Einwohnern. Wegen der Krise der Glücksspiel-Industrie brach das reale Bruttoinlandsprodukt im Vorjahr um satte 20,3 Prozent ein.

Doch neuerdings wird schon wieder mehr nach dem Zockermotto "Neues Spiel, neue Chance, neues Glück" gedacht. Denn die Bruttospielerträge sanken im Februar nur leicht um 0,1 Prozent auf 19,5 Milliarden Pataca (umgerechnet rund 2,2 Milliarden Euro), nachdem im Januar noch ein Minus von 21,4 Prozent zu Buche stand. Die Geschäfte rund um das chinesische Neujahrsfest sind damit besser gelaufen als befürchtet. Davon beflügelt, sind die Aktien der in der ehemaligen portugiesischen Kolonie tätigen Kasinobetreiber im Schnitt in kürzester Zeit deutlich angesprungen. Ob dieser Schwung anhalten kann, hängt von den Launen der potenziellen Glücksritter ab.

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Chance und Bürde zugleich



Nachdem der Höhepunkt im Kampf gegen die Korruption überschritten sein dürfte, ist das größte Risiko jetzt eine deutliche Abschwächung der Konjunktur auf dem chinesischen Festland sowie eine Abwertung der chinesischen Währung. Beides dürfte die Reiselust der Chinesen bremsen. Ein nachlassender Touristenstrom wäre auch deshalb eine Bürde, weil einige Kasinoneueröffnungen für steigende Kapazitäten sorgen. Doch Letzteres ist auch gleichzeitig eine Chance, weil ein moderneres Produktangebot auf Gäste anziehend wirkt. Unter dem Strich ergibt sich folgendes Fazit: Zum alten Glanz und früherer Wachstumsdynamik wird die Kasino-industrie in Macau nicht sofort zurückkehren. Aber langfristig dürfte die Glücksspielleidenschaft der Chinesen für gut gefüllte Spieltempel sorgen. In den zurückgestutzten Kursen der Kasinoaktien sind auch schon viele negative Meldungen enthalten. Trotzdem sollten Anleger selektiv vorgehen. BÖRSE ONLINE favorisiert derzeit jene Unternehmen, die nicht nur in Macau präsent sind, sondern noch weitere Standbeine haben, so wie etwa Crown Resorts. Der australische Unterhaltungskonzern ist neben diversen Kasinos auf dem Heimatmarkt über eine rund 34-prozentige Beteiligung am Kasinobetreiber Melco Crown Entertainment auch in Macau vertreten. Zudem verfügen die Australier über Onlineaktivitäten.



MGM Resorts International hat seine Wurzeln dagegen in Las Vegas und macht dort auch nach wie vor die meisten Geschäfte. Mit der auf das erste Quartal 2017 verschobenen Neueröffnung des drei Milliarden Dollar teuren Kasinobaus MGM Cotai wächst künftig die Bedeutung von Macau. Damit diese Wette aufgeht, müssen aber 2016 und 2017 die Gewinne deutlich steigen. Insbesondere unter Ausschüttungs-aspekten sind außerdem Las Vegas Sands mit einer Dividendenrendite von fast sechs Prozent und Sands China mit fast sieben Prozent Ausschüttungsquote interessant.