Bei Zumtobel stehen die Zeichen nach zwei turbulenten Geschäftsjahren auf nachhaltige Erholung. Der österreichische Leuchten- und Lichttechnikkonzern hat zuletzt starke Halbjahreszahlen abgeliefert und wird im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. April endet, wieder deutlich schwarze Zahlen schreiben. Bei den Investoren kommt die Trendwende an. Nach einer über zweijährigen Durststrecke, in der sich der Börsenwert mehr als halbiert hat, legte der Aktienkurs zuletzt um 30 Prozent zu.

Wie den Wettbewerbern Osram Licht und Signify, die von Philips abgespaltene Lichtsparte, macht auch Zumtobel der knallharte Preiskampf mit der Billigkonkurrenz vor allem aus Asien zu schaffen. Zugleich befindet sich die Branche angesichts der Digitalisierung im Umbruch. Immer mehr Anwendungen vernetzen die LED-Technik mit dem Internet. Für die Unternehmen bedeutet das zunächst, in Entwicklung zu investieren. Im Gegenzug kommen Produkte für analoge Anwendungen nach und nach auf den Prüfstand.

Umbruch auf allen Ebenen


Zumtobel war im Geschäftsjahr 2017/18 in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen mit Sitz in Dornbirn in Vorarl­berg hatte bereits in den Jahren zuvor den Vertrieb neu aufgestellt. Im Zuge der tief greifenden Umstrukturierung, die nun folgte, wurden unrentable Produktionsstätten geschlossen. Dies ging einher mit einem kompletten Austausch der Vorstandsspitze und etlichen Personalwechseln auf der zweiten Führungsebene. Im Streit um den künftigen Kurs überwarf sich Vorstandschef Ulrich Schumacher, früher Konzernlenker bei Infineon, mit dem Aufsichtsrat. Dort stellt die Gründerfamilie Zumtobel aktuell drei der sechs Mitglieder. Ex-Chef Schumacher klagte gegen seine fristlose Entlassung. Der Rechtsstreit endete im Januar 2019 mit einem Vergleich, in dem Schumacher 1,5 Millionen Euro Entschädigung zugesprochen wurden.

Anstelle des schillernden Schumacher steht seit Juni 2018 Alfred Felder auf der Kommandobrücke. Der gebürtige Südtiroler gilt als ein Mann, der weniger die großen Auftritte sucht und lieber im Hintergrund die Fäden zieht. Eines hat der promovierte Elektrotechniker jedoch mit seinem Vorgänger gemeinsam: Er kommt von Siemens. Bei der damaligen Tochtergesellschaft Osram arbeitete er von 2003 bis 2012 in verschiedenen Managementpositionen in Asien und den USA. Danach leitete er bei Zumtobel die Komponentensparte Tridonic. Dieser Geschäftsbereich steht für rund ein Drittel der Konzern­erlöse und entwickelt Software für LED-Technologien.

Sanierungskurs greift


Felder hat das Geschäftsjahr 2019/20 zum Jahr des Aufbruchs erklärt, in dem es mit dem Gewinn wieder deutlich nach oben gehen soll. Das Zahlenwerk für das erste Halbjahr untermauert, dass Zumtobel auf dem richtigen Weg ist. Der Umsatz verbesserte sich leicht um 1,5 Prozent auf 603,8 Millionen Euro. Die meisten positiven Impulse kamen aus dem deutschsprachigen Raum. Dort erlöste Zumtobel mit 194,4 Millionen Euro rund vier Prozent mehr als im Vorjahr.

Richtig gut läuft es auf der Ertragsseite. Der bereinigte operative Gewinn legte um 77,1 Prozent auf 43,9 Millionen Euro zu. Das macht eine operative Marge von 7,3 Prozent. Weil das zweite Geschäftshalbjahr in den Wintermonaten traditionell schwächer ausfällt, hat Zumtobel den fürs Gesamtjahr anvisierten Wert auf eine große Bandbreite von drei bis fünf Prozent angesetzt. Im Geschäftsjahr 2020/21 sollen es dann sechs Prozent werden. Das wären mehr als im Geschäftsjahr 2016/17, ehe die Firma in die Krise taumelte.

Das Periodenergebnis hat Zumtobel zuletzt auf 24,7 Millionen Euro nahezu verdreifacht. Der Free Cashflow kletterte sogar um fast das Vierfache auf 34,2 Millionen Euro. Allerdings erhöhten sich die Nettoverbindlichkeiten auf 173,1 Millionen Euro. Angesichts der zuletzt sinkenden Investitionen stehen die Chancen jedoch gut, dass Zumtobel diesen Trend in den nächsten Quartalen umkehrt. So haben sich die Entwicklungs- und Verwaltungskosten zuletzt weiter um 4,5 auf 14,9 Millionen Euro verringert. Sein erstes Ziel, das Unternehmen wieder aus der Verlustzone zu bringen, hat Felder somit geschafft. Für die nahe Zukunft hält er den Ball aber noch flach: "Wir halten die nächsten Quartale am profitablen Wachstumskurs fest, auch wenn das angesichts einer Überkapazität am Markt und dem daraus resultierenden Preisverfall keine leichte Aufgabe ist." Gegen die Forderung der Wiener Finanzprüfungsbehörde APAB, wegen formaler Ausschlussgründe einen neuen Abschlussprüfer zu bestellen, so Felder gegenüber BÖRSE ONLINE, wird sich Zumtobel mit zwei Rechtsgutachten vor dem Landesgericht Feldkirch juristisch zur Wehr setzen.

Aus Anlegersicht entscheidend ist, welche Produkte und Services nach dem für 2019/20 erwarteten Gewinnsprung in den nächsten Jahren neues Wachstum für Zumtobel generieren werden. Erste Aufschlüsse darüber wird der Vorstand am 3. und 4. März geben, wenn das Unternehmen in Dornbirn eine Investorenveranstaltung abhält. Spekulative Anleger steigen jetzt ein.