Es hatte schon etwas von Majestätsbeleidigung, als vor einem Jahr db X-trackers dem ETF-Marktführer iShares bei der Wahl zum ETF-Haus des Jahres den ersten Platz vor der Nase wegschnappte. Die Finanzprofis vom Verbund Deutscher Honorarberater (VDH), die über die Vergabe dieser Auszeichnung entscheiden, hatten damals der Deutsche-Bank-Tochter einen knappen Sieg beschert. Doch nun hat iShares mit Macht den Thron zurückerobert, und die Konkurrenz hat wieder das Nachsehen. Mit einer Quote von 41 Prozent kürten die Honorarberater den Seriensieger zum ETF-Haus des Jahres.

Der Vorjahressieger db X-trackers muss sich in diesem Jahr mit Platz 2 unter den 18 wählbaren ETF-Anbietern begnügen - immerhin knapp 30 Prozent der Befragten stimmten für die Frankfurter. Platz 3 belegt Comstage mit einem Anteil von 15 Prozent - eine bemerkenswerte Leistung, denn die Commerzbank-Tochter konnte damit die wesentlich größere Gesellschaft Lyxor aus Frankreich vom Siegertreppchen verdrängen.

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Platzhirsch

Mit ersten Plätzen kennt sich iShares, Tochtergesellschaft des USVermögensverwalters BlackRock, aus. Kein anderes ETF-Haus offeriert mehr Indexfonds, kein anderes verwaltet so viel Geld in börsengehandelten passiven Fonds. Mehr als 700 ETFs umfasst die Palette von iShares weltweit, insgesamt 920 Milliarden US-Dollar lagern in den börsengehandelten Produkten.

In dem für deutsche Anleger relevanten europäischen Markt hat iShares gar einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Damit hat die Gesellschaft das gleiche Gewicht wie alle übrigen Anbieter zusammen. Die beiden stärksten Konkurrenten, db X-trackers und Lyxor, verwalten gemeinsam nicht einmal halb so viel Geld wie iShares. "Die schiere Größe von BlackRock dürfte bei der Wahl entscheidend gewesen sein", sagt Dieter Rauch, Geschäftsführer des VDH, der die Abstimmung organisiert. Soll heißen: Wer die meisten Produkte anbietet und das meiste Vermögen verwaltet, darf sich über besonders viel Zuspruch freuen.

Für Rauch ist der hohe Bekanntheitsgrad von iShares aber nur ein Grund für den Sieg. "Für drei Viertel der Honorarberater, die an der Abstimmung teilgenommen haben, spielt die Replikationsmethode eine wichtige Rolle bei der Wahl eines ETFs", sagt er. Die meisten Teilnehmer bevorzugten eine physische Replikation des Index. Dabei kauft der ETF sämtliche Wertpapiere des abgebildeten Index in den eigenen Bestand. Bei dieser Art von Indexfonds ist die Vormachtstellung von iShares besonders stark. "Die Vorliebe für die vollständige Replikation war diesmal sehr entscheidend für den Ausgang der Abstimmung", sagt Rauch.

Da nicht nur die teilnehmenden Honorarberater das so sehen, sondern die Anleger allgemein, hat der zweitplatzierte Anbieter db X-trackers unlängst reagiert. Die Gesellschaft will nach und nach die wichtigsten ETFs für liquide Märkte von synthetischer Replikation via Swaps (Austauschgeschäfte) auf physische Replikation umstellen. Marktführer iShares dürfte von diesem Strategiewechsel zwar nicht begeistert sein, doch große Sorgen machen muss er sich nicht, denn noch ist seine Dominanz bei physisch replizierenden ETFs erdrückend.

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Kein Ruhekissen

So dominant iShares auch sein mag, das vergangene Jahr hat deutlich gemacht, dass sich die Gesellschaft nicht auf dem Erreichten ausruhen will. 2013 übernahm BlackRock die ETFSparte der Credit Suisse und integrierte deren Indexfonds in die Angebotspalette von iShares. Damit stärkte die Gesellschaft ihre Marktstellung weiter.

Bei iShares ist man über die Wahl zum ETF-Haus des Jahres sehr erfreut. "Die Auszeichnung ist für uns auch eine Anerkennung dessen, was die Anleger an uns schätzen", sagt Michael Gruener, Leiter des Vertriebs der iShares-Produkte in Deutschland, Österreich und Osteuropa. "Meiner Ansicht nach sind das vor allem vier Stärken: Erfahrung, Größe, Produktangebot und Service." Der Vertriebschef verweist insbesondere auf die langjährigen Performance-Historien und die hohen Volumina vieler iShares-ETFs. "Das ermöglicht es Investoren, auch große Beträge problemlos zu investieren", benennt er einen Pluspunkt, der für institutionelle Großanleger bedeutsam ist.

Doch auch den privaten Investor hat man bei iShares im Blick. "Immer mehr Privatanleger setzen auf ETFs. Es ist uns daher sehr wichtig, Investoren noch besser über die Eigenschaften börsennotierter Indexfonds aufzuklären", sagt Gruener. Zudem wünschten sich viele Privatanleger Vorschläge, wie sie ihre ETF-Portfolios entsprechend dem Marktumfeld ausrichten sollen. Künftig will iShares verstärkt Lösungsvorschläge zur Vermögensaufteilung liefern und erwartet unter anderem, dass ETFs in Dachfonds eine noch größere Rolle spielen werden.

Bei Honorarberatern ist der Einsatz der Indexfonds bereits weit verbreitet. Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer nutzen ETFs im Rahmen der Vermögensverwaltung ihrer Kunden häufig oder sehr häufig. Trotz dieser intensiven Verwendung wollen 71 Prozent der Berater in Zukunft noch mehr ETFs einsetzen als bisher. "Das ist ein eindeutiges Zeichen für die ETF-Anbieter, dass das Wachstum noch nicht zu Ende ist", sagt Rauch.

Rückblick

Vor zwölf Monaten wählten die Honorarberater db X-trackers zum "ETF-Haus des Jahres". Das Jahr des Titelgewinns war für den Anbieter bewegt. Zunächst entschied die Deutsche Bank, ihre Tochter mit allen anderen Vermögensverwaltungssparten zusammenzulegen. Dann folgte ein Strategieschwenk: Die ETFs unter dem Dach der "Deutschen Asset und Wealth Management" bieten nun auch die volle Replikation des Index und nicht mehr nur die Nachbildung per Derivat (Swap).

cp

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Die besten ETFs des Siegers

Für deutsche Privatanleger hat iShares 240 ETFs im Angebot. Knapp die Hälfte davon trägt eine €uro FondsNote. Die Tabelle zeigt eine Auswahl an iShares-Fonds, die mit der Topnote 1 bewertet sind.