An den Märkten ist es aktuell unruhig und täglich verändern sich die Geschehnisse. Fondsmanager Norbert Schmidt klärt auf, was aktuell passiert und wie sich Anleger vor den Turbulenzen schützen können.
Der Markt befindet sich in der Korrektur, und die Volatilität ist hoch. Doch was passiert gerade? Wie geht es jetzt weiter? Und wie schützen sich Anleger vor einem möglichen Abverkauf?
Fondsmanager rät jetzt dazu
Dazu habe ich ein Interview mit dem Fondsmanager des FU Fonds – Bonds Monthly Income (ISIN: LU1960394903) Norbert Schmidt geführt.
Aktuell ist es sehr turbulent an den Aktienmärkten. Wie sieht es an den Zinsmärkten aus?
Auch an den Zinsmärkten gibt es größere Bewegungen. Hiervon sind wir vor allem als Deutsche betroffen, da die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe vor wenigen Tagen in kurzer Zeit ein 14-Jahres-Hoch bei knapp 3% erreicht hat. Hintergrund war die Ankündigung der Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur.
Auf dem noch wichtigeren US-Anleihemarkt halten sich im Moment gegensätzliche Kräfte die Waage. Während die US-Zollpolitik und Migrationspolitik die Inflation eher anheizen und damit die Renditen nach oben treiben, führt die Vorsicht der US-Unternehmen und Verbraucher zu leicht rückläufigen Konjunkturindikatoren, die den Inflationsdruck wieder dämpfen. Sollte sich jedoch eine der beiden Seiten durchsetzen, sind sowohl deutliche Zinsanstiege als auch Zinsrückgänge möglich. Wir gehen eher von einem Aufwärtsrisiko aus, da es weiterhin das erklärte Ziel der Trump-Administration ist, die US-Wirtschaft anzukurbeln.
Bei deutschen Staatsanleihen haben wir ja einen enormen Anstieg zuletzt in den Renditen gesehen. Was sind die Auswirkungen davon?
Investoren können sich jetzt über höhere Renditen freuen! Bei der langfristigen Rendite auf Bundesanleihen reden wir von einem Niveau von ca. 3% für eine Top-Bonität. Auf der anderen Seite wird es für Kreditnehmer teurer. Häuslebauer werden hier Steigerungen von 0,2% bis 0,4% p.a. bei Neuabschlüssen bemerkt haben. Auch kapitalintensive Geschäftsmodelle wie Immobilienbestandshalter reagieren kurzfristig mit Kursrückgängen.
Wie dürfte das weitere Vorgehen von EZB und FED angesichts der unterschiedlichen Situationen in den USA und Europa sein?
Wichtig ist, zu berücksichtigen, dass die Notenbanken lediglich die kurzfristigen Zinsen direkt beeinflussen können. Die langjährigen Zinserwartungen werden im Anleihenmarkt bestimmt. Für die USA gehen wir davon aus, dass die FED bis auf Weiteres die Zinsen unverändert lässt. Handlungsdruck würde vor allem dann entstehen, wenn der Arbeitsmarkt spürbar schwächelt oder durch Steuervergünstigungen und sonstige Investitionsanreize der Arbeitsmarkt überhitzt.
Für den Euroraum haben wir jetzt sechs aufeinanderfolgende Zinssenkungen gesehen. Dies wird so definitiv nicht fortgesetzt werden, da die Kerninflation weiterhin deutlich über dem Inflationsziel von ‚knapp unter 2%‘ liegt. Auch die deutschen Sondervermögen und die Anpassung der Schuldenbremse wirken eher inflationstreibend und sind in den Projektionen des EZB-Stabs noch gar nicht enthalten. Also gute Zeiten für Anleihe-Investoren!
Sind Anleihen in dieser Lage als Sicherheitshafen für Investoren aktuell interessant?
Wer Sicherheit sucht, bekommt heute mit kurzlaufenden Anleihen nicht nur Sicherheit, sondern sogar noch 2 bis 3% Rendite, die die Inflation ausgleicht, je nach Bonitätsklasse und Kostenstruktur. Das war bis vor Kurzem noch ganz anders. Daher für mich ein klares Ja!
Welche Rolle spielen in diesem Kontext High Yield Anleihen?
High Yield-Anleihen sind für mich der perfekte Mittelweg aus Rendite und Risiko. Anleger können sich aktuell mit einem breit diversifizierten Depot Renditen zwischen 6% und 9% sichern. Die letzten 25 Jahren haben gezeigt, dass sich mit ausgewählten Anleihen Cashflow-starker Emittenten über alle Marktphasen hinweg eine aktienähnliche Rendite mit deutlich niedrigerer Volatilität als mit Aktien erzielen lässt. Speziell in politisch unruhigen Zeiten oder einer drohenden Überbewertung von Aktien und absehbaren Kursverlusten zeigen sich bei High Yield-Anleihen die Vorteile und dienen als Fels in der Brandung für jedes Depot. Aktienähnliche Rendite, geringerer Drawdown und planbare laufende Erträge - was will man als Anleger mehr!
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