Der ETF-Dschungel wird immer dichter – und vor allem Neulinge sind oft unsicher, welches Produkt sie auswählen sollen. Dabei ist die Lösung ganz einfach: Breit streuen, Klumpenrisiken vermeiden – und sich nicht zu stark spezialisieren.
Nicht nur Börseneinsteiger sind oft überwältigt von der Vielzahl der Auswahlmöglichkeiten im ETF-Universum. Inmitten der schier unendlichen Palette an Themen-, Länder-, Branchen- und Nischenprodukten drohen sich viele zu verzetteln. Das führt dazu, dass Anleger selbst mit einem an sich sinnvollen Börsenprodukt wie einem ETF zuweilen Schiffbruch erleiden.
Die Lösung: Statt auf zehn oder gar mehr ETFs zu setzen, genügen in der Regel wenige, klug gewählte ETFs, um breit aufgestellt zu sein. Wir zeigen Ihnen drei, die besonders sinnvoll sind, und erklären, worauf Sie bei zu vielen Spezial-ETFs achten sollten.
Ein solider Kern genügt
Ein gut strukturierter Kern im Depot ist die Basis für jeden Vermögensaufbau und gibt Einsteigern Orientierung. Ein breit gestreuter Welt-ETF deckt viele Märkte ab. Das Problem: Oft verlieren Anleger schnell die Geduld mit solchen eher langweiligen Depotbausteinen, weil auf der anderen Seite des Zauns heiße, neue Themen-ETFs mit viel höheren Renditen locken. Diese kommen aber leider meist erst dann auf den Markt, wenn ein Großteil des Kursanstiegs bereits gelaufen ist. Hinzu kommt: Wer zu viele Spezial-ETFs kauft, riskiert Überschneidungen mit bestehenden Depot-Positionen und schafft oft unnötige Klumpenrisiken.
ETFs sollen das Vermögen breit streuen – und nicht zu einer Konzentration weniger, großer Einzeltitel führen. Deshalb reichen meist drei sinnvolle ETFs – sauber ausgewählt – als Einstiegspaket völlig aus. Danach können Sie je nach Lust und Risikoneigung vorsichtig ergänzen.
1. Ein Welt-ETF als Basis
Ihr Basisinvestment sollte möglichst viele Märkte und Länder umfassen. Deshalb ist ein ETF auf den MSCI World Index mit Investments in rund 1600 Aktien aus 23 Industriestaaten zwar gut – aber ein ETF auf den MSCI ACWI („All Country World Index“) wäre noch besser. Der bietet die Streuung über rund 2600 Unternehmen aus insgesamt 47 Ländern. Damit müssen Sie sich nie wieder mit Einzelwerten beschäftigen oder sich in speziellen Länderfonds verrennen. Sie haben gehört, dass Aktien aus Schwellenländern seit Jahren schwächeln? Stimmt, aber es zählen hier nicht die letzten fünf oder zehn Jahre, sondern das langfristige Potenzial.
Passende Produkte:
SPDR MSCI All Country World (ISIN IE00B44Z5B48)
iShares MSCI ACWI (ISIN IE00B6R52259)
Vanguard FTSE All World (IE00BK5BR733)
2. Small Caps oder Schwellenländer als Ergänzung
Ihr Welt-ETF deckt große Länder und deren größte Konzerne also bereits gut ab. Es kann aber Sinn machen, auch kleinere Unternehmen beizumischen („Small Caps“) oder auch bestimmte Schwellenmärkte. Solche ETFs ergänzen das Depot und sorgen mitunter für höhere Wachstumschancen. Sie bringen aber auch höhere Volatilitäten ins Depot und erhöhen die Schwankungsbreite Ihrer Portfoliorendite.
iShares MSCI World Small Cap (ISIN IE00BF4RFH31)
BNP Paribas Easy MSCI Europe Small Caps 5% Capped (ISIN LU1291101555)
Vanguard FTSE Emerging Markets (ISIN IE00BK5BR733)
Xtrackers MSCI Emerging Markets (ISIN IE00BTJRMP35)
3. Dividenden-ETF als Beimischung
Die meisten Anleger möchten zwar langfristig Vermögen aufbauen. Aber es wäre doch schön, wenn das Depot zwischendurch immer mal wieder auch jetzt schon Geld abwirft. Wer auf zusätzliche Ausschüttungen Wert legt, sollte zusätzlich noch einen Dividenden-ETF beimischen. Solche Fonds enthalten eher reife, etablierte Unternehmen. Das Wachstum ist hier weniger stark, was die Rendite im Gesamtdepot etwas reduzieren kann, aber regelmäßige Ausschüttungen sind für viele eine willkommene Entschädigung dafür. Allerdings haben Sie die Positionen aus den Dividenden ETFs meist über die MSCI World-Indizes schon vorher im Depot. Das heißt: Auch hier steigt das Klumpenrisiko.
VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders (ISIN NL0011683594)
iShares STOXX Global Select Dividend 100 (ISIN DE000A0F5UH1)
Als Alternative zu Dividenden-ETFs könnte sich auch unser "Aktien für die Ewigkeit Index" anbieten - dann allerdings ohne Ausschüttung.
Warum nicht noch mehr ETFs aufnehmen?
Wir betonen immer wieder die breite Streuung. Warum dann nicht gleich zehn oder sogar zwanzig ETFs ins Depot nehmen? Wäre man dann nicht rundum abgesichert? Nein. Denn Studien zeigen, dass mehr ETFs dem Anleger oft gar nicht nützen, weil zu viele Überlappungen im Portfolio, und das Risiko, in Themen zu investieren, die den Hype bereits überschritten haben, der Rendite eher abträglich sind.
Wer stattdessen mit einem soliden Fundament und einer gezielten Ergänzung startet, reduziert solche Risiken – und behält die Übersicht über sein Investment.
Ihr Einstieg in ein ETF-Depot
• Depot eröffnen: Wählen Sie einen Broker mit niedrigen Gebühren, guten Sparplan-Optionen. Zum Beispiel mithilfe des Broker-Vergleichs von BÖRSE ONLINE
• ETF auswählen: Entscheiden Sie sich für einen geeigneten Welt-ETF (z. B. MSCI ACWI), der bei Ihrem Broker (am besten) kostenlos bespart werden kann.
Ergänzen Sie Ihre Auswahl optional um ETFs zu Small Caps oder Emerging Markets, und überlegen Sie, ob Sie eine Dividenden-Komponente wünschen.
• Sparplan einrichten: Richten Sie einen Sparplan mit einem festen monatlichen Sparbetrag ein. So bauen Sie langfristig am sichersten Vermögen auf und profitieren bei zwischenzeitlichen Kursrücksetzern zusätzlich vom Durchschnittskosteneffekt (Cost-Average-Effekt).
• Langfristig denken: Mit ETFs erzielen Sie keine schnellen Gewinne. Sie sollen vielmehr ein Fundament für Ihre finanzielle Zukunft sein.
• Nicht ständig umbauen: Vermeiden Sie es, häufig die ETFs in Ihrem Depot zu wechseln. Schon aus Steuergründen sollten Sie nicht ständig Teile davon verkaufen, sonst haben Sie nach Abzug der Steuer weniger Geld zum Reinvestieren. Stattdessen sollten Sie Ihr Portfolio periodisch überprüfen und gegebenenfalls Gewichtungen verschieben, indem Sie die Höhe Ihrer Sparpläne anpassen. Nur wenn Sie Ihre Strategie wirklich nachhaltig ändern wollen, etwa aufgrund einer neuen Lebenssituation, sollten Sie größere Anpassungen vornehmen.
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