ETFs sind das Fundament von FIRE: Günstig, breit gestreut und renditestark – sie machen finanziellen Freiheitsaufbau realistisch und planbar.
Wer den Traum von finanzieller Unabhängigkeit verfolgt, kommt um ein zentrales Instrument kaum herum: den ETF. Exchange Traded Funds sind für viele FIRE-Anhänger nicht nur ein Anlagevehikel, sondern das Fundament der gesamten Strategie.
Ihre Popularität hat gute Gründe: Sie sind kostengünstig, transparent und bieten eine Streuung, die Einzelanleger mit klassischem Stock Picking kaum erreichen könnten.
Warum ETFs das Rückgrat von FIRE sind
Im Kern von FIRE steht die Mathematik: hohe Sparquoten, langfristige Investitionen und die Erwartung, dass Renditen im Zeitverlauf den Vermögensaufbau tragen. ETFs bieten dafür die perfekte Lösung. Denn während Stockpicking große Risiken birgt – man denke nur daran, dass ein Anleger statt Nvidia oder Palantir auch Novo Nordisk oder BioNTech erwischen konnte und damit selbst in Boomjahren große Verluste eingefahren hätte –, funktioniert ETF-Investieren quasi per Autopilot.
Wer den Markt als Ganzes kauft, muss nicht die nächste Gewinneraktie erwischen. Die FIRE-Community ist stark von der Erkenntnis geprägt, dass die wenigsten aktiven Fondsmanager den Markt langfristig schlagen. ETFs bilden einfach den Markt ab – und genau das genügt, wenn man frühzeitig investiert und geduldig bleibt.
Per Autopilot zum Millionär in 30 Jahren.
Die Performance der großen Leitindizes sprecht schließlich für sich. Wer etwa auf die letzten Jahrzehnte der US-Börsengeschichte blickt, erkennt die erstaunliche Entwicklung: Der S&P 500 notiert rund 11 Mal höher als vor 30 Jahren und sogar 36 Mal höher als vor 40 Jahren – das entspricht im Schnitt mehr als 10 Prozent pro Jahr. Und das trotz aller Turbulenzen: dem Black Monday von 1987, dem Platzen der Dotcom-Blase, der Lehman-Krise, den Covid-Einbrüchen oder den Tech-Bärenmärkten 2015, 2018 und 2022. Auf einer 20-Jahres-Sicht war die Bilanz stets positiv.
Was diese Entwicklung bedeutet, zeigt eine einfache Rechnung: Wer seit dem 1. Oktober 1995 jeden Monat 500 Euro in den S&P 500 investiert hätte, säße heute auf über einer Million Euro. Wer zehn Jahre früher eingestiegen wäre, hätte sogar rund 3,5 Millionen Euro angesammelt. Natürlich konnte man seinerzeit noch nicht so einfach ETFs besparen, doch das Prinzip bleibt gültig: Mit Disziplin, Zeit und dem Zinseszinseffekt lässt sich auch mit überschaubaren Beträgen ein beträchtliches Vermögen aufbauen.
Breite Streuung als Sicherheitsnetz
Sehr ähnliche haben die großen Weltindizes performt, die bei FIRE-ETF-Sparern besonders beliebt sind. Der MSCI World etwas umfasst über 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern, der MSCI All Country World Index (ACWI) sogar noch Schwellenländer. Wer zusätzliche Diversifikation möchte, ergänzt einen Emerging-Markets-ETF. So entsteht eine Streuung über Branchen, Regionen und Währungen – ein Schutzschild gegen einzelne Krisen.
Während Stockpicker immer das Risiko tragen, in der „Lost Decade“ wie den 2000er-Jahre die falschen Werte im Depot zu haben, sichert ein globaler Indexfonds ab: Einzelne Verlierer verschwinden, Gewinner steigen auf.
Realistische Renditeerwartungen
Historisch lagen die Renditen globaler Aktienindizes bei um die acht Prozent pro Jahr. Nach Abzug von Inflation, Steuern und Kosten bleiben immer noch solide Werte, die den Zinseszinseffekt wirken lassen.
Künftig rechnen manche Experten eher mit vier bis sechs Prozent, da geopolitische Risiken, höhere Zinsen und schwächeres Wachstum auf die Erträge drücken könnten. Doch auf Sicht von 20 bis 30 Jahren baut man selbst mit moderateren Renditen ein Vermögen auf, wenn die Sparquote stimmt.
Kosten, Rebalancing und Steuern
Ein weiterer Trumpf der ETFs sind ihre niedrigen Kosten. Während aktiv gemanagte Fonds oft ein bis zwei Prozent Gebühren im Jahr verschlingen, begnügen sich Indexfonds meist mit 0,1 bis 0,3 Prozent. Über Jahrzehnte hinweg summiert sich dieser Unterschied auf gewaltige Beträge.
Wichtig ist zudem das Rebalancing: Da sich Märkte unterschiedlich entwickeln, verschiebt sich die Gewichtung im Portfolio. Einmal jährlich ins Gleichgewicht zu bringen – sei es durch Umschichtung oder neue Käufe – stabilisiert die Strategie.
Auch steuerliche Aspekte dürfen nicht vergessen werden. In Deutschland sind bei globalen Aktien-ETFs 30 Prozent der Erträge steuerfrei, zudem lassen sich Freibeträge nutzen. Wer seine Entnahmen im FIRE-Ruhestand geschickt plant, kann die Steuerlast deutlich reduzieren.
Per Autopilot zum FIRE-Ziel
ETFs sind für FIRE-Anhänger das, was ein Autopilot für den Piloten ist: eine einfache, verlässliche und effiziente Möglichkeit, ans Ziel zu kommen. Wer früh beginnt, stetig investiert und den Zinseszinseffekt wirken lässt, braucht kein Börsengenie zu sein, um finanziell frei zu werden.
Die Zahlen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass es funktioniert – trotz aller Crashs und Krisen. Zum Erlangen des FIRE-Ziels musst man also kein zweiter Warren Buffett sein, sondern benötigt als ETF-Investor in erster Linie Disziplin, Geduld und ein dickes Fell.
Mehr über die FIRE-Journey lesen Sie an dieser Stelle immer am Sonntag. In der Serie ist bisher erschienen:
1.) FIRE: Der Traum von der finanziellen Unabhängigkeit – das steckt hinter dem Investment-Megatrend
2.) FIRE: Warum finanzielle Freiheit vor allem Millennials und die Gen Z so stark anspricht
3.) FIRE: Der Weg zur finanziellen Freiheit – Sparen ohne Askese
4.) FIRE: Die Mathematik hinter der 4-Prozent-Regel – Chancen, Szenarien und Risiken