Immobilien zählen in Deutschland zu den beliebtesten, weil vertrauenswürdigsten Anlageformen zur Altersvorsorge. Doch eine neue, repräsentative Umfrage von HDI (durchgeführt von YouGov) offenbart einen Vertrauensschwund bei selbst genutztem Wohneigentum. Aktien und Fonds gewinnen hinzu. Und: Bargeld ist erstmals beliebter als die gesetzliche Rente.  

Die eigenen vier Wände waren traditionell in Deutschland unangreifbar, wenn es um die Frage nach der vertrauenswürdigsten Form der Altersvorsorge ging. Bereits das vierte Jahr infolge vollzieht sich aber laut einer repräsentativen Analyse der HDI Versicherungen, die BÖRSE ONLINE vorab vorlag, nun ein Vertrauensschwund: Waren im Jahr 2020 noch 51 Prozent der Berufstätigen der Meinung, dass ein Eigenheim die vertrauenswürdigste Altersvorsorge sei, ist diese Quote seither jedes Jahr schrittweise auf inzwischen 42 Prozent gefallen. 

Aktien und Fonds auf Platz zwei der vertrauenswürdigsten Altersvorsorge-Formen
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Aktien und Fonds auf Platz zwei der vertrauenswürdigsten Altersvorsorge-Formen.

In der besonders relevanten Gruppe der Berufstätigen unter 45 Jahren fällt der Rückgang sogar noch stärker aus. Bei diesen Jüngeren hat inzwischen nur noch etwas mehr als jeder Dritte (37 Prozent) das größte Vertrauen in die eigenen vier Wände. 

Wertpapiere wie börsennotierte Aktien und Fonds genießen bei Berufstätigen das zweithöchste Vertrauen, wenn es um den Aufbau der Altersvorsorge geht. Jährlich werden jeweils knapp 4.000 Berufstätige für die Analyse befragt. 

Altersvorsorge-Umfrage HDI 2023
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Eigene Immobilie verliert vor allem bei jüngeren Berufstätigen an Bedeutung.

Vertrauen in Wertpapiere gewachsen

In ähnlichem Maß, wie das Eigenheim an Vertrauen bei der Altersvorsorge eingebüßt hat, ist das Vertrauen in Aktien, Fonds und Anleihen gewachsen. Von 19 Prozent im Jahr 2020 auf inzwischen 22 Prozent erhöhte sich der Anteil der Berufstätigen, die hierin das größte Vertrauen bei der Altersvorsorge sehen. Bei Berufstätigen unter 45 Jahren ist der Anstieg sogar noch deutlicher (20 Prozent auf 24 Prozent). 

Interessant ist derweil: Der Anstieg geht beinahe nur auf das gestiegene Vertrauen unter berufstätigen Männern zurück (von 24 Prozent auf 28 Prozent). Unter berufstätigen Frauen hat sich das Vertrauen dagegen fast nicht verändert (13 Prozent auf 14 Prozent) – und es liegt inzwischen nur noch halb so hoch wie das unter Männern. 

Die HDI-Analyse zeigt auch: 38 Prozent der Frauen sind überzeugt, "dass sich mit Aktien langfristig bessere Renditen erzielen lassen als mit Zinsanlagen wie zum Beispiel Sparkonten oder festverzinslichen Wertpapieren". Unter Männern ist der Anteil mit 56 Prozent zwar höher, aber bei weitem eben nicht doppelt so hoch wie bei der Vertrauensfrage. 

Regionale Unterschiede beim Vertrauen ins Eigenheim
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Regionale Unterschiede beim Vertrauen ins Eigenheim

Die HDI-Umfrage erbrachte zudem deutliche Unterschiede beim Vertrauensverlust ins Eigenheim nach Bundesländern. Die stärksten Veränderungen zeigten im Vergleich zu 2020 Hessen und Sachsen-Anhalt, die kleinsten Differenzen zeigten die nördlichen Bundesländer. In Berlin ist das Vertrauen in die selbst genutzte Immobilie mit 31 Prozent am geringsten.  

Cash mit mehr Vertrauen als Rente oder Gold 

Aus der ersten Grafik ganz oben ersichtlich ist ebenfalls:  Bargeld genießt inzwischen mehr Vertrauen als eine private oder gesetzliche Rentenversicherung oder auch eine betriebliche Altersversorgung. Dass Anlagen in Edelmetallen mit einem Vertrauens-Anteil von 16 Prozent noch unter Spareinlagen (17 Prozent) rangieren, ist angesichts der neuen Rekordhöhen von Gold bedauerlich. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold von etwa 900 Euro auf zuletzt 1.904 Euro mehr als verdoppelt (siehe Chart unten). 

Gold seit 1999  (Preis für eine Feinunze in Euro)
Gold seit 1999 (Preis für eine Feinunze in Euro)

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