Noch im Oktober könnte es zu einer kurzfristigen Richtungsentscheidung kommen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Bärenmarktrally bei Kryptowährungen rund um Bitcoin ist zuletzt gewachsen. Von Gerd Weger
Die mit Spannung erwarteten US-Inflationszahlen im September fielen ambivalent aus. Die Teuerung im Vergleich zum Vorjahr war mit 8,2 Prozent zwar niedriger als die 8,3 Prozent im August, aber höher als die allgemeinen Erwartungen, die von 8,1 Prozent ausgingen. Dennoch deuten die Zahlen auf eine anhaltende Kehrtwende hin, nachdem sie im Juni bereits 9,1 Prozent betragen und damit den höchsten Wert seit 1981 erreicht hatten. Trotzdem erwartet der Markt nach den bisherigen kräftigen Zinserhöhungen in den USA einen weiteren deutlichen Zinsschritt um 0,75 Prozent bei der Notenbanksitzung am 2. November. Nach den Zahlen konnten sich die Aktienkurse nach einem kurzen Einbruch erholen, bröckelten im weiteren Verlauf aber wieder etwas ab.
50 Prozent Potenzial bei Bitcoin?
Beim Bitcoin war es ähnlich: Dieser konnte sich nach einem Kursrutsch bis 18 200 Dollar bis zum nächsten Tag fast wieder der Marke von 20 000 Dollar nähern. Allerdings erodierten die Gewinne im Einklang mit dem Aktienmarkt dann ebenfalls wieder. Trotzdem sind die Chancen für eine Jahresendrally zuletzt deutlich gestiegen. Auch wenn das wahrscheinlich nur eine Bärenmarktrally wäre, kann diese beim Bitcoin durchaus 50 Prozent oder mehr betragen.
Ein wesentlicher Kritikpunkt beim Bitcoin ist die übermäßige Volatilität. Diese ist zugegebenermaßen sehr hoch. Allerdings gibt es bei den Tech-Aktien ebenfalls riesige Kursschwankungen. So war auch bei Amazon in den ersten zehn Jahren nach Beginn der Börsennotierung die Volatilität enorm. Aber selbst scheinbar konservative Wertpapiere wie Staatsanleihen erster Bonität sind davor nicht gefeit. Im September 2017 hat Österreich das niedrige Zinsniveau genutzt, um eine Anleihe mit 100-jähriger Laufzeit zu emittieren. Nachdem die Zinsen auf Negativniveau ge-fallen waren, stieg der Kurs bis 2020 um 140 Prozent. Seit Anfang 2021 ist der Kurs nun wieder um 70 Prozent nach unten gerauscht. Der Bitcoin hat vom Höchststand 2021 den gleichen Kursverlust erlitten. Im Gegensatz zur österreichischen Staatsanleihe wird er die hohen Kurse aber wieder erreichen und übertreffen.
Mal wieder positive News rund um Kryptowährungen
Es gibt weiter einige positive News, die aber noch nicht so recht auf dem Radar der Anleger sind: So öffnet sich Google verstärkt dem Kryptobereich und macht einen großen Schritt in Richtung Web3. So kann man mit einer neuen Funktion nach Ethereum-Wallet-Adressen suchen und über Etherscan den aktuellen Stand abfragen. Außerdem soll Google Cloud bereits Anfang nächsten Jahres Kryptozahlungen von bestimmten Kunden erlauben durch Integration mit Coinbase Commerce. Als positiv gilt auch, dass der größte Stablecoin Tether nun seine risikoreicheren Positionen abgebaut hat, die zur Sicherung des Stablecoins dienen. Spekulationen über eine mangelnde Sicherung der ausgegebenen Stablecoins haben seit Jahren immer wieder für Unruhe gesorgt.
Bei einigen Altcoins erscheint die charttechnische Situation derzeit teilweise noch interessanter als beim Bitcoin. Sie haben oft deutlich größere Kursverluste als der Bitcoin erlitten. Seit Juni haben sie ihre Unterstützungen gehalten. Von den Top 20 sind Coins wie Solana, Polkadot, Avalanche oder Chainlink für einen Ausbruch prädestiniert.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 42/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin