Die Warnsignale für eine mögliche Rezession mehren sich und die Börsenwelt sollte sich darauf vorbereiten. Lange Zeit wurde die steigende Inflation als vorübergehendes Phänomen abgetan. Doch die hastigen geldpolitischen Maßnahmen, die nun ergriffen wurden, haben weitreichende Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Der Kollaps der Silicon Valley Bank und der Signature Bank sind erschreckende Beispiele dafür.
Trotz der langsam zurückgehenden Inflation und einem robusten Arbeitsmarkt, der stetige Lohnerhöhungen ermöglichte, zeichnet sich eine düstere Prognose ab. Jerome Powell, der Vorsitzende der Fed, hatte immer wieder betont, dass er durch seine Geldpolitik eine sanfte wirtschaftliche Landung (Soft Landing) anstrebt. Doch dieses Szenario scheint nun kaum noch erreichbar.
Rezession: Dieser Indikator lässt Böses vermuten
Der Rezessionsindikator der New Yorker Fed zeigt eine besorgniserregende Entwicklung: Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten 12 Monaten liegt bei 68,2 Prozent. Ein Wert, der in den vergangenen 40 Jahren noch nie erreicht wurde. Diese Statistik lässt die Behauptung der Fed, dass es im Laufe des Jahres nur zu einer leichten Rezession kommen wird, wie im FOMC-Sitzungsprotokoll vom März angegeben, eher wie Wunschdenken erscheinen.
Eine Reihe von potenziellen Einflussfaktoren könnten zu noch größeren wirtschaftlichen Turbulenzen führen. Der Bankensektor steckt in einer tiefen Krise, und weitere Finanzinstitute drohen aufgrund von Kapitalabflüssen zu kollabieren. Der Markt für Gewerbeimmobilien stürzt ab, und die teuren Refinanzierungen sowie die Nachschusspflichten für abnehmende Sicherheiten bedrohen sowohl den Banken- als auch den Immobiliensektor.
Schuldenobergrenze bedroht ebenfalls die Börsen
Hinzu kommt, dass die US-Regierung unter Präsident Biden plant, die Schuldenobergrenze um weitere 1,5 Billionen Dollar zu erhöhen, ohne die von den Republikanern geforderten Ausgabenkürzungen vorzunehmen. Dies könnte sowohl die Inflation weiter anheizen als auch den Arbeitsmarkt destabilisieren. Laut einer Analyse des Weißen Hauses könnten im Falle einer kurzen Zahlungsunfähigkeit des Landes 500.000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Bei einer anhaltenden Patt-Situation droht sogar 8,3 Millionen Menschen der Arbeitsplatzverlust.
Die Aussichten für die US-Wirtschaft sehen düster aus. Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers prognostiziert eine Rezession mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent.
Dieser drohende wirtschaftliche Abschwung sollte nicht ignoriert werden. Die Finanzmärkte können nicht ewig die Augen davor verschließen. Eine Vorbereitung auf die bevorstehenden wirtschaftlichen Stürme ist dringend geboten.
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