Nach zwölf Jahren Null- und Niedrigzinsen gibt es für Sparer derzeit wieder Top-Angebote. Ob konservativ oder exotisch – Zinsprodukte für jeden Anlegertyp

Viele €uro-Leser hätten uns wohl schräg angeschaut, wenn wir vor einem Jahr eine Titelgeschichte mit den „100 besten Zinsideen“ präsentiert hätten. Angesichts von Null- und Negativzinsen wäre dies kaum glaubwürdig gewesen. Zwölf Monate später hat sich die Lage komplett verändert. Die Banken speisen ihre Kunden beim Tagesgeld nicht mehr mit null Prozent Zinsen ab, sondern bieten ihnen wieder Zinsen von bis zu drei Prozent und mehr an. Und auch bei Anleihen gibt es wieder ansehnliche Zinsen. Kurzum: Die Zinswüste ergrünt langsam wieder. Die Zinsen sind zurück.

Institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen freuen sich ebenso über die höheren Zinsen. Sie müssen gegenüber ehemaligen Mitarbeitern und Kunden nominelle Zahlungsverpflichtungen erfüllen. Dank der höheren Rendite für festverzinsliche Anleihen fällt ihnen dies wieder leichter. Institutionelle Anleger achten vor allem auf die Rendite von zehnjährigen Staatsanleihen aus Deutschland und den USA. Die zehnjährigen „Bunds“ und „Treasuries“ sind am Rentenmarkt die beiden wichtigsten Eckpfeiler, an denen sich alle anderen Anleihen ausrichten. Steigen ihre Zinsen, steigen sie auch bei Anleihen, die risikoreicher sind.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass zehnjährige „Bunds“ eine Rendite von minus 0,8 Prozent abwarfen. Das war im März 2020, als die Corona-Krise vollends ausbrach. Der deutsche Staat bekam damals Geld dazu, als er Schulden machte — und Anleger, die Titel kauften, zahlten drauf. Das ist heute anders. Die zehnjährige Bund-Rendite liegt heute fast drei Prozentpunkte höher bei über zwei Prozent. Euro-Unternehmensanleihen mit etwas schlechterer Bonität bieten Renditen von drei bis über vier Prozent.

Börsianer und Fondsmanager analysieren zudem genau, wie weit die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank ihre Leitzinsen noch erhöhen werden. Zuletzt waren EZB und Fed hier sehr rege. Die EZB hat die Leitzinsen binnen eines Jahres um rund drei Prozentpunkte angehoben, die Fed um rund fünf Prozentpunkte. „Die Notenbanken haben die Zinsen so schnell und so stark erhöht wie seit 40 Jahren nicht mehr“, betont der Kölner Vermögensverwalter Bert Flossbach. „Beide Zentralbanken zeigen sich kampfbereit und haben weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, falls sich die Inflation weiterhin als hartnäckig erweisen sollte“, fügt Flossbach an. Ob dies allerdings reichen werde, der Inflation das Genick zu brechen, dürfe bezweifelt werden.

Kunal Mehta vom US-Vermögensverwalter Vanguard pflichtet ihm bei. „Die Märkte erwarten, dass die Inflation längere Zeit anhält und die Zinsen stärker steigen werden als ursprünglich erwartet“, sagt der in London ansässige Bondfachmann. Es sei daher unwahrscheinlich, dass die Notenbanken ihre Leitzinsen rasch senken würden. Auch DWS-Fondsmanager Thomas Höfer sieht dies so. „Die USA sind der Eurozone bei den Zinserhöhungen zwar deutlich voraus“, sagt er. „Mit ersten Zinssenkungen rechnen wir dort aber erst im zweiten Quartal des kommenden Jahres.“ Das wäre ab April 2024.

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