Welche Aktiensektoren des alten Kontinents neue Strahlkraft entwickeln und jetzt ins Depot gehören

Europa hat einen schweren Stand. Und büßt stetig an Renommee ein. Nicht nur in der Welt, sondern auch in den EU-Mitgliedsstaaten selbst. 49 Prozent der Deutschen vertrauen der EU eher nicht, nur 43 Prozent haben eher Vertrauen in die Union, meldet Statista. 2019 waren die Werte noch umgekehrt.
Wirtschaftlich läuft es alles andere als rund, allein schon weil die deutsche Wirtschaft derzeit schrumpft und die Haushaltskrise zusätzlich belastet. Die EU-Kommission erwartet laut ihrer Herbstprognose für 2023 minimales Wachstum — und kaum Dynamik in den Folgejahren.

Konkret: 2024 traut die Behörde der Eurozonen-Wirtschaft 1,2 Prozent Plus zu und 2025 dann 1,6 Prozent.

Macht denn gar nichts Hoffnung?
Doch. Die Börse. Der Aktienmarkt.

So gut wie Amerika

Moment. Die Börse? Hat nicht der US-Leitindex S&P 500 auf Sicht von zehn Jahren auf Eurobasis inklusive Dividenden um fast 260 Prozent zugelegt und binnen fünf Jahren um rund 87 Prozent — und das breite europäische Aktienbarometer MSCI Europe nur um 87 respektive 48 Prozent? Richtig. Doch dafür gibt es Gründe — und einige Bereiche des europäischen Markts wie Nebenwerte und Qualitätsaktien haben sogar fast mit dem US-Markt Schritt gehalten.  „Das ist umso erfreulicher, da diese Marktsegmente aufgrund ihres strukturellen Wachstums an Bedeutung hinzugewinnen und höhere Gewichte im Gesamtmarkt einnehmen“, sagt Matthias Born, Head of Investments & CIO Equities bei Berenberg Wealth & Asset Management, der für einen neuen Blick auf den europäischen Markt wirbt. „Es ist diese Verschiebung, die uns davon überzeugt, dass entgegen der öffentlichen Wahrnehmung der europäische Aktienmarkt an Attraktivität gewonnen und nicht verloren hat.“

€uro analysiert die Perspektiven auf dem heimischen Kontinent und nennt Investmentchancen.

Eine Frage der Branche

Zunächst der bittere Blick zurück. Dass der Europa-Index in einem Jahrzehnt nur ein Drittel der US-Performance geschafft hat, liegt auch an der Branchenverteilung. Kurz vor der Finanzkrise hatten Banken in Europa eine um fünf Prozentpunkte höhere Gewichtung als im Weltindex MSCI World. Deswegen schlug die Finanzkrise besonders hart zu. Danach bremsten schärfere Regulierung und Zinsverfall die Banken über viele Jahre. Die Deutsche Bank wurde 2010 noch teils mit über 45 Euro gehandelt, im Tief 2020 aber mit weniger als fünf Euro. (…)

Problem Gewinne

Nicht nur aufgrund der Verliererbranchen blieb Europa beim Gewinnwachstum weit hinter den USA zurück — und die Gewinne im Index liegen noch immer unter dem Hoch von 2008, während der Profit des US- Index sich weit mehr als verdoppelt hat. Nur folgerichtig, dass diese Gewinnschwäche auf die Bewertung drückt. Aktuell kommt der MSCI Europe auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 13, der S&P 500 wird mit rund dem 18-Fachen der Gewinne bewertet. Der Vorsprung ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie besonders groß.

Adieu, tristesse

Und doch finden sich in dieser Tristesse Marktsegmente in Europa, die dem US-Markt in puncto Wertentwicklung fast das Wasser reichen können. Zum Beispiel die europäischen Nebenwerte (Small Caps) — hier tragen auch Deutschlands heimliche Weltmarktführer (Hidden Champions), soweit sie an der Börse notieren, zur Stärke bei. Ebenso hätte es sich ausgezahlt, auf die Faktoren Qualität und Wachstum zu setzen.
(…)
Bekannt ist Europas Stärke in der Luxusindustrie, die derzeit allerdings mit der nur schwachen Erholung im wichtigen Markt China zu kämpfen hat. „Ähnliche Erfolgsgeschichten können über europäische Industrieunternehmen, Gesundheitskonzerne und natürlich Europas innovationsstarken Mittelstand berichtet werden“, hebt Matthias Born hervor. Anlegern fallen als Beispiele Siemens für die Industrie und Novo Nordisk für die Gesundheitsbranche ein.
 
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