Hotel- und Logistikobjekte fristen bei Investoren oft ein Schattendasein. Konstantin Kortmann, Deutschland-Chef des Maklerkonzerns JLL erklärt, wo bei diesen Immobilien jetzt die Renditechancen liegen

Börse Online: Die Sommer-Urlaubssaison neigt sich allmählich dem Ende zu. Wie ist der Markt für deutsche Hotel-immobilien aus der Pandemie gekommen?

Konstantin Kortmann: Natürlich wirken sich gestiegene Zinsen und Finanzierungskosten auch auf den Hotelsektor aus. Deshalb widerspricht es sich nicht, dass die Menschen zwar wieder mehr reisen, zugleich auf dem Hotelmarkt aber vornehmlich Einzelobjekte mit mittleren Transaktionsvolumina gehandelt werden. Die Bilanz der Hotelketten fällt für 2022 und das bisherige Jahr positiv aus und das prägt auch den Ausblick dieser Assetklasse.

Auch Logistik-Immobilien fristen hierzulande oft ein Nischen-Dasein. Welche Perspektiven gibt es für dieses Segment?

Der Blick auf die Logistik hat sich bereits vor der Pandemie grundlegend verändert. Mit dem Wachstum des Onlinehandels sind Lieferketten zu einem zentralen Faktor der Weltwirtschaft geworden. Das hat man vor allem gemerkt, als sie während der Pandemie gestört waren. Eine Konsequenz: Unternehmen ziehen die Produktion und Logistiknetze wieder stärker an ihren Kernmarkt heran, um Risiken zu reduzieren. In Deutschland erleben wir deshalb eine starke Nachfrage und Verknappung der Logistikflächen, die nur ausgeglichen werden kann, indem sogenannte Brownfields umgenutzt werden. Dabei handelt es sich um Flächen, die bereits industriell genutzt wurden.

ESG ("Environmental, Social, Governance") ist seit einigen Jahren  auch in der Immobilienbranche ein großes Thema – der Bau verursacht derzeit ein knappes Drittel aller Treibhausgasemissionen in Deutschland. Welchen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit können alle Marktteilnehmer hier leisten?

Weltweit sind Immobilien sogar für gut 40 Prozent aller Emissionen verantwortlich, was zeigt, wie viel Verantwortung der Branche beim Klimaschutz zukommt. Natürlich beginnt dies bei der effizienten Nutzung von Gebäuden und intelligenten Systemen, die den Menschen dabei unterstützen, Energie zu sparen. Doch genauso gilt es, anstelle von Abriss und Neubau den Gebäudebestand zu sanieren. Das spart die sogenannte graue Energie, die zum Beispiel benötigt wird, um Beton und andere Baustoffe herzustellen. Diese Effekte sind viel zu lange unberücksichtigt geblieben. Weitere Ideen umfassen die deutliche Reduktion von CO2-Ausstoß in der Betonherstellung durch effizientere Verfahren, die Weiterverwendung von Baustoffen und Bauteilen (Kreislaufwirtschaft) und das Erzeugen von Energie vor Ort.

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Warum sollte sich das jetzt ändern?

Nachhaltige Gebäude werden zunehmend auch von Mietern nachgefragt. Aktuell erhalten Gebäude, die bereits die ESG-Kriterien erfüllen, einen Bonus, indem dort höhere Mieten angesetzt werden können und damit auch der Wert des Gebäudes steigt – je nach Zertifikat um bis zu 7,5 Prozent. In absehbarer Zeit wird sich die Lage verschärfen: Gebäude, die die Kriterien nicht erfüllen, werden zusätzlich mit einem Malus belegt, was deutliche Abwertungen zur Folge hat. Langfristig planende Investoren können deshalb nicht mehr auf nachhaltige Gebäude verzichten.

Das vollständige Interview mit Konstantin Kortmannn lesen Sie in der Wochenzeitung Euro am Sonntag, Nr. 33, im Handel und hier als Online-Ausgabe erhältlich


Konstantin Kortmann, JLL
Foto: Jessica Schäfer/JLL

Zur Person

Konstantin Kortmann ist seit Mai 2022 Deutschland-Chef des globalen Maklerkonzerns JLL (vormals: Jones Lang Lasalle) .Der promovierte Wirtschaftsingenieur ist seit dem Jahr 2011 für das auf Dienstleistungs-, Beratungs- und Investmentmanagement spezialisierte Immobilienuntnehmen tätig, Bei JLL baute Kortmann den  Wohninvestmentbereich auf und begleitete hier zahlreiche großvolumige Transaktionen. Davor arbeitete er vier Jahre als Projektmanager bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Bereich Real Estate Transaction Services.

Zum Unternehmen

JLL  ist mit einer Marktkapitalisierung von 7,5 Milliarden US Dollar und einem Jahresumsatz von zuletzt rund 21 Milliarden US-Dollar einer der größten Maklerkonzerne weltweit. Der aus der Fusion des britischen Immobiliendienstleister s Jones Lang Wotton mit LaSalle Partners in den USA 1999 geformte Konzern verwaltet knapp 80 Milliarden Dollar Immobilienvermögen und 4,6 Milliarden Quadratmeter Wohn- und Gewerbefläche. Amerika liefert 60 Prozent der für 2023 auf 7,8 Milliarden US- Dollar geschätzten Erlöse. Für 2024 wird ein Plus von 7,7 Prozent auf 8,4 Milliarden erwartet. Der Nettogewinn soll um gut 50 Prozent auf knapp 700 Millionen Dollar zulegen.