Ein vergessener Mustang, ein möglicher Atomkrieg – und man denkt, das Depot ist sicher?
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Es begann mit einem Flop
Detroit, 1980. Nebel liegt über dem Parkplatz eines verstaubten Ford-Händlers. Zwischen rostigen Pick-ups und ausrangierten Cougars steht ein mattgrauer Mustang. 4,2 Liter V8, aber nur 118 PS. Der Motor hustet beim Start, als wolle er sich selbst für seine Existenz entschuldigen. Dieses Auto war ein technisches Schuldeingeständnis. Eine Kapitulation vor der Macht der OPEC.
Fast 45 Jahre später ist dieser Ford mehr als ein Symbol. Er ist ein Vorbote. Denn wieder rast die Welt auf eine Ölkrise zu. Und diesmal steht mehr auf dem Spiel als ein paar PS.
Der Flaschenhals der Weltwirtschaft: Die Straße von Hormus
Ein Satellitenbild zeigt sie wie eine Ader: 39 Kilometer breit, flankiert vom Iran und den Emiraten. Die Straße von Hormus. Durch sie fließt das Blut der Weltwirtschaft: Öl. Täglich rollen hier 20 Millionen Barrel durch, ein Drittel des globalen Handelsvolumens.
Und jetzt stell man sich Folgendes vor:
Nacht. Ein dunkler Fleck auf dem Radar. Ein iranisches Schnellboot kreuzt einen saudischen Tanker. Auf einmal explodiert eine Mine. Der Tanker brennt. Der Funkverkehr bricht zusammen. Minuten später stehen Versicherer weltweit unter Schock. Schifffahrtsgesellschaften stoppen ihre Routen. Der Ölpreis steigt binnen Stunden um 30 %.
Klingt wie Hollywood? Ist bittere Realität. Schon 2019 gab es solche Vorfälle. Jetzt ist das Pulverfass größer, die Lunte kürzer, die Explosion sicherer.
Der Nahe Osten: Ein Pulverfass mit brennender Lunte
Der Atomstreit zwischen Israel und Iran hat eine neue Dimension erreicht.Geheimdienste sagen: Der Iran ist nur noch zwei Jahre von der Atombombe entfernt. Israel sagt: Das lassen wir nicht zu. Premier Netanyahu hat die rote Linie mehrfach öffentlich gezogen. Sollte der Mossad Hinweise auf einen nuklearen Durchbruch bekommen, wird Israel handeln.
Und Teheran hat schon geantwortet: Mit Drohungen gegen US-Stützpunkte, mit Manövern in der Meerenge von Hormus, mit neuer Technik zur Blockade. Nicht durch offene Kriegsführung. Sondern durch Unsichtbarkeit: Drohnen, Sabotage, asymmetrische Kriegsführung. Die Straße wäre unpassierbar, noch bevor der Westen versteht, was passiert.
Die iranische Marine hat mehrfach bewiesen, dass sie in der Lage ist, Handelsrouten zu stören. Man erinnere sich an 2019, als mehrere Tanker durch Sabotage beschädigt wurden. Damals stieg der Brent-Preis binnen Stunden um 10 %. Was passiert erst bei einem militärischen Großkonflikt?
Die Illusion der Sicherheit
Die Reaktion der Märkte: Gleichgültig. Brent Öl liegt aktuell bei rund 70 US-Dollar, obwohl sich die geopolitischen Signale zuspitzen. Warum diese Sorglosigkeit?
Es ist ein Cocktail aus technischen Fortschritten, Überproduktion aus den USA und einem Vertrauen in strategische Ölreserven. Doch die Realität ist eine andere:
Die US-Ölförderung kann nicht von heute auf morgen kompensieren: Eine Erhöhung um 1,5 Mio. Barrel/Tag benötigt Monate
Die Reservekapazität ist begrenzt und teils veraltet
China und Indien horten selbst massiv strategische Reserven
Ein Ausfall von 5 Mio. Barrel täglich – ein Viertel des Hormus-Aufkommens – würde einen Preissprung über 200, wenn nicht gar 300 US-Dollar zur Folge haben
Historische Parallelen: 1973 reloaded
1973 kam es zur ersten Ölkrise, nachdem arabische Staaten als Reaktion auf den Jom-Kippur-Krieg ein Embargo verhängten. Der Preis für Rohöl vervierfachte sich innerhalb von Wochen. Der Westen stürzte in Rezession, Industrieproduktion sank, Inflation explodierte. Der Ford Mustang von 1980 war eine direkte Spätfolge dieser Krise.
Heute ist die Weltwirtschaft nicht robuster – sie ist nur abhängiger. Just-in-time-Produktion, globale Lieferketten, energieintensive Digitalisierung: All das wäre bei einem Energiepreisschock hochgradig verwundbar.
Ein Arbeitspapier der Banque de France (2025) zeigt: Bereits eine Ölpreissteigerung von einer Standardabweichung reduziert die Produktivität pro Arbeitnehmer um 396 Euro – bei gleichzeitiger Zunahme der Unternehmensausfallraten um 0,3 Prozentpunkte.
Die neue Energieweltordnung
Die Tektonik der Weltordnung verschiebt sich:
+Russland ignoriert westliche Preisdeckel und liefert direkt an Indien und China – oft per Schattenflotte
+China baut Energieallianzen mit Südamerika, Afrika, Nahost und etabliert neue Handelsrouten jenseits des US-Dollar
+USA setzen auf Fracking, doch das Potenzial ist begrenzt, die Investitionen stagnieren
+Europa kämpft mit Spätfolgen der Russland-Sanktionen und unsicherer LNG-Versorgung
+BRICS-Staaten drängen auf eine multipolare Energiezukunft. Der Westen hält dagegen – aber zögerlich.
Was Anleger jetzt tun könnten
Die Energieaktien sind aus dem Fokus gefallen. Zu Unrecht. In einem realistischen Krisenszenario wären sie der sicherste Hafen:
ExxonMobil: Marktleader mit hoher Dividende und Projektpipeline weltweit
ConocoPhillips: Fokussiert auf Schiefergas, schnell skalierbar
TotalEnergies: Stark in LNG, Afrika, Nahost
Shell: Trading- und Raffineriekompetenz, resilient in Krisen
Valaris: Schuldenfrei, solide Bilanz. Ein Geheimfavorit
Ergänzend sinnvoll: Investitionen in Öl-Infrastruktur, Midstream-Betreiber und spezialisierte Energieversorger. Auch defensive Rohstofffonds gewinnen an Attraktivität.
Der Mustang-Moment
Wir stehen nicht vor einer Energiekrise. Wir stehen am Rand eines geopolitischen Energiebebens. Wer heute nicht handelt, wird morgen überrollt.
Der 1980er Mustang steht sinnbildlich für verpasste Chancen und politische Reaktionslosigkeit. Diesmal betrifft es nicht nur PS und Hubraum. Sondern Lebensstandard, Preisstabilität und Vermögen.
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