Manche Unternehmen zahlen seit mehr als 100 Jahren Dividende. Manche erhöhen die Ausschüttung seit über 50 Jahren. Wo Sie auf der langen Strecke richtig liegen

Angst vor Feuer ist ein menschlicher Urinstinkt. Abgesehen davon sind Brände schlecht fürs Geschäft. Vor allem deshalb gründeten Geschäftsleute in York im US-Bundesstaat Pennsylvania 1816 die York Water Company. In Pennsylvania wurde damals, wie überall in den Vereinigten Staaten, noch überwiegend mit Holz gebaut. Das Geschäft der York Water Company war neben der Wasserversorgung der Bevölkerung der Schutz vor Bränden in der Region. Das Ganze war von Beginn an profitabel. Und es ist noch immer lukrativ. Die Eigentümer gewähren sich bis heute ununterbrochen, auch während Kriegen und Wirtschaftskrisen, Dividenden.

207 Jahre lang Dividende

So fließen 207 Jahre in Folge Ausschüttungen an die Anteilseigner, das gilt als Weltrekord. Heute ist die York Water Company an der Technologiebörse Nasdaq gelistet und liefert im York County täglich mehr als 20 Millionen Gallonen Wasser, umgerechnet sind das mehr als 380 Millionen Liter. Zusätzlich zum Trinkwasser aus zwei großen Speichern reinigt der Versorger inzwischen auch das Wasser aus dem Fluss Susquehanna. Yorks Aktionäre sind nicht die Miteigentümer eines landesweit oder gar weltweit präsenten großen Wasserversorgers. Die Anteilseigner, die bei dem Unternehmen mit Amerikas längster Dividendenhistorie schon einige Zeit an Bord sind, dürften dennoch zufrieden sein. Während der vergangenen zehn Jahre lieferte die Aktie mit Kursentwicklung und Dividenden in Euro umgerechnet mehr als 220 Prozent Gesamtrendite. Und auch wenn der Kurs von York Water aktuell schwächelt, bleiben die Aussichten gut: Die Bedeutung der Wasserversorgung dürfte nicht nur global, sondern auch regional zunehmen.

Die Ausdauer des Versorgers bei der Dividende macht zudem neugierig auf weitere mehr als 100-jährige Dividendenzahler in Amerika. Euro am Sonntag hat diese Unternehmen in chronologischer Reihenfolge auf den Seiten 18 und 19 in Tabellen zusammengefasst — von York Water, gegründet 1816, bis Coca-Cola, dessen Anfänge ins Jahr 1920 zurückreichen.

Von Aristokraten und Königen

Von den insgesamt 22 Unternehmen mit dieser außergewöhnlich langen Historie bei den Ausschüttungen schaffen es sieben zusätzlich in eine besondere Liga an der Wall Street: in jene der Dividend Aristocrats, des Dividendenadels im S&P500-Index von Amerikas größten Unternehmen. Das sind Konzerne, die mindestens 25 Jahre in Folge ihre Ausschüttungen pro Aktie gesteigert haben. Fünf der sieben regelmäßigen Dividendensteigerer mit einer über 100-jährigen Historie ihrer Ausschüttungen zahlen sogar seit mehr als fünf Dekaden Jahr für Jahr mehr Dividende aus: Werkzeugspezialist Stanley Black & Decker, die Konsumgüterkonzerne Procter & Gamble und Colgate-Palmolive, der Spezialist für Oberflächenbeschichtungen PPG Industries sowie Coca-Cola. Sie werden daher als Dividendenkönige bezeichnet.

Der Brausekonzern aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia ist heute einer der populärsten Dividendenstars. Alles begann im Jahr 1886 mit dem Elan des Apothekers John Pemperton, der das braune Getränk damals als Muntermacher gegen Müdigkeit und Kopfschmerzen entwickelt hatte. Dividenden zahlt die Coca-Cola Company seit 1920. Die Ausschüttung pro Aktie wurde inzwischen 61 Jahre in Folge erhöht. Coca-Cola ist damit aber keineswegs der Rekordhalter unter den Dividendenkönigen: Das ist der Versorger American States Water aus der Industrie- und Hafenstadt Camden im US-Bundesstaat New Jersey mit 68 Erhöhungen in Folge.

Welche Aktien seit 100 Jahren Dividenden zahlen und welche seit mehr als 50 Jahren erhöhen, das lesen Sie ab sofort in der neuen Ausgabe von €uro am Sonntag.

Zur neuen Ausgabe

Weitere Themen im Heft:

Istanbul lockt Investoren
Sollte das Land nach den Wahlen zu einer vernünftigen Wirtschafts- und Währungspolitik zurückkehren, könnten die Kurse am Bosporus um über 70 Prozent zulegen (S.22)

In der Gewinnspur
Das Schienennetz in Deutschland wurde jahrelang kaputtgespart. Diese Unternehmen könnten vom Investitionsstau profitieren (S.24)

Vom Auto zum Computer auf Rädern
ChatGPT war gestern. Es gibt bereits die nächste große Innovation – und sie steht in Ihrer Einfahrt. Autobauer treiben die Entwicklung von softwaredefinierten Fahrzeugen voran. Der Kampf um die Zukunft des Autos ist eröffnet (S.26)

Nervöse Bullen
Die Erholungsrally beim Bitcoin hat zuletzt an Momentum verloren, dafür steigt die Volatilität. Grund zur Panik ist das aber nicht (S.32)

Bezahlen mit Glamour
Plastikgeld der Oberklasse hat man nicht nur zum Ausgeben. Teil 2 unseres Karten-Tests zeigt, was es sonst noch leistet und wo die Unterschiede liegen (S.36)

Sie wollen keine Ausgabe mehr verpassen?

Dann steigen Sie jetzt direkt mit dem Kennenlern-Abo zum Vorteilspreis ein: 12 digitale Ausgaben €uro am Sonntag für 36,00 Euro statt regulär 53,88 Euro.

€uro am Sonntag zum Vorteilspreis

Foto: Börsenmedien AG