Die industrielle Nutzung des Edelmetalls gewinnt bei der Erzeugung grüner Energie an Bedeutung. Gleichzeitig herrscht am Markt ein Angebotsdefizit. Das eröffnet Kurspotenzial
Die Energie- und Mobilitätswende sorgt bei Edelmetallen wie Palladium und Platin für erhebliche Nachfrageverschiebungen. Beide Platinmetalle werden zur Herstellung von Katalysatoren für Auspuffanlagen benötigt. Allein für diese Anwendung werden etwa 40 Prozent des weltweit geförderten Platins verwendet. Bei Palladium beträgt der Anteil sogar um die 80 Prozent. Doch weil immer mehr Elektroautos zugelassen werden, nimmt die Nachfrage ab. Das zeigt sich deutlich an den Preisen. Die Palladiumnotiz hat sich im Jahr 2023 nahezu halbiert. Eineinhalb Jahre zuvor wurden noch Rekordpreise von über 3400 Dollar bezahlt. Ebenfalls abwärts ging es beim Platinpreis. Allerdings fällt das Minus mit rund zehn Prozent vergleichsweise gering aus. Das liegt an der breiteren Nachfrage.
Platin – darum dürfte die Nachfrage deutlich anziehen
Platin wird auch als Wertanlage geschätzt. Die Automobilindustrie erweist sich zudem als stabiler Nachfrager. Wo immer es ging, wurde das teurere Palladium durch günstigeres Platin substituiert. Daneben steigt auch die Nachfrage nach Platin aus anderen Industriezweigen. Das unabhängige Forschungsinstitut Metals Focus rechnet für das Jahr 2023 mit einem Plus von fast 20 Prozent, getrieben vor allem durch Kapazitätserweiterungen in der Glasindustrie Chinas. Das Land nutzt aktuell den günstigen Platinpreis und deckt sich mit großen Mengen ein.
Künftig könnte die Nachfrage deutlich anziehen. Denn Platin wird zur Herstellung von Elektrolyseuren für die Wasserstofferzeugung benötigt. Die „grünen“ Zukunftsaussichten bei Platin haben wiederum das Interesse der Finanzinvestoren belebt. Sowohl der Absatz von Münzen und Barren als auch die Zuflüsse in physisch hinterlegte ETFs ziehen an.
Fraglich ist hingegen, ob das Angebot mithalten kann. Bereits 2023 wurde für Platin ein Defizit prognostiziert. Auch im neuen Jahr sind die Aussichten nicht besser. Ein großes Problem der Minenbetreiber ist der immer geringere Erzgehalt. Die Förderung des Rohstoffs ist aufwendig. Für eine Unze sind zehn Tonnen Erz sowie ein langwieriger Veredelungsprozess notwendig. Zudem laufen den Minen die Kosten davon. Wegen der niedrigen zu erzielenden Erlöse erwägen die großen südafrikanischen Produzenten bereits die Schließung von unrentablen Schächten. Entscheidungen über Großprojekte werden immer wieder verschoben.
Je nach individuellem Risikoprofil kö nen Anleger mit unterschiedlichen Produkten von möglichen Preissteigerungen des Edelmetalls profitieren. Neben der Eigenverwahrung von Münzen und Barren bietet die Finanzindustrie physisch hinterlegte ETCs (etwa WKN: A1E K0H) an. Risikobereitere Anleger setzen auf Hebelpapiere. Dabei gilt: Je höher der Hebel, desto größer sind Risiko und Kurspotenzial.