Der DAX hat es geschafft. Am Donnerstag kann der Leitindex wegen dieser Marke den neuen Rekord knacken. Das treibt ihn jetzt an. Außerdem im Fokus der Anleger: Die Aktien von DHL, der Commerzbank und T-Mobile US.
Der deutschen Leitindex DAX ist am Donnerstagmittag erstmals über 19.000 Punkte gestiegen. Angetrieben von der ersten Leitzinssenkung der US-Notenbank Fed seit mehr als vier Jahren, kletterte der Dax am Mittag in der Spitze um gut 1,5 Prozent auf 19.000,96 Zähler. Die bisherige Höchstmarke datiert vom 3. September bei 18.990,78 Punkten.
Die US-Notenbank hatte den Leitzins am Vorabend um 0,5 Prozentpunkte gesenkt und damit nun auch die Zinswende eingeläutet. Zudem signalisiert die Fed bis Jahresende weitere Senkungen um insgesamt 0,5 Punkte. Die Anleger setzen darauf, dass niedrigere Zinsen Kredite verbilligen und so die Investitionsnachfrage sowie den privaten Konsum stützen. Dies würde der Konjunktur in den USA und auch weltweit Auftrieb verleihen.
Nach dem Rekord Anfang des Monats hatte der deutsche Leitindex noch stark unter Rezessionsängsten in den USA gelitten und unter der abgeebbten Euphorie rund um das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI). Seit Mitte September jedoch ist der Dax wieder im Aufwärtstrend.
Auch an der Wall Street könnten am Donnerstag neue Höchstmarken erreicht werden. Vorbörslich wurde der marktbreite S&P 500 vom Broker IG bereits auf einem Rekordhoch indiziert. Der Leitindex Dow Jones Industrial handelte vorbörslich ebenfalls auf einer weiteren Bestmarke.
Aktien von Commerzbank im Fokus
Unicredit-Chef Andrea Orcel lehnt ein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank ab. "Nein, das wäre ein aggressiver Akt", sagte er im Gespräch mit der italienischen Zeitung "Il Messaggero" auf eine entsprechende Frage. "Wir haben 4,5 Prozent auf dem Markt gekauft und 4,49 Prozent, die uns der deutsche Staat verkauft hat. Wir sind zufrieden mit dem, was wir getan haben."
In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte Orcel zudem, die Unicredit habe in kontinuierlichem Dialog mit mehreren Interessengruppen gestanden, darunter die Bundesregierung. "Wenn wir der Meinung gewesen wären, dass wir nicht willkommen sind - ob es heute so ist, bleibt abzuwarten -, dann hätten wir diesen Ansatz nicht verfolgt. Denn bei solchen Transaktionen müssen sich die Hauptakteure einig sein."
Die Unicredit könne die Commerzbank-Beteiligung auch wieder verkaufen "und einen bedeutenden Gewinn machen, denn der Aktienkurs der Commerzbank ist schön gestiegen".
Orcel: Bundesregierung hat vom Unicredit-Interesse gewusst
Die Bundesregierung habe vom Interesse der Unicredit auf jeden Fall gewusst, machte Orcel deutlich. "In den letzten zwei bis drei Jahren haben wir der deutschen Regierung und einer Reihe von anderen Beteiligten wiederholt unser Interesse an der Commerzbank signalisiert", betonte der Unicredit-Chef. "Zu gegebener Zeit würden wir gerne einen konstruktiven Dialog mit dem Management der Commerzbank und der deutschen Regierung führen."
Den Einstieg bei der Commerzbank sieht Orcel nicht als Anschleichen. "Letztendlich sind neun Prozent eine bedeutende, aber keine invasive Beteiligung. Wir hätten ein vollständiges Übernahmeangebot abgeben können, aber das haben wir nicht getan."
Die Unicredit hatte den Teil-Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und war im großen Stil bei dem Dax-Konzern eingestiegen. Die Italiener erwarben ein Aktienpaket von rund 4,5 Prozent vom Bund und kauften zudem Anteile am Markt, sodass sie neun Prozent der Aktien halten. Der Bund hält noch zwölf Prozent der Anteile. Das Bundesfinanzministerium will die neue Lage nun erst einmal sondieren.
Aktien von t-mobile im Fokus
T-Mobile US will in den kommenden Jahren Milliarden an Dollar in Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe stecken. Bis 2027 sollen bis zu 50 Milliarden Dollar (44,9 Mrd Euro) für Ausschüttungen und Aktienrückkäufe aufgewendet werden, verkündete Konzernchef Mike Sievert am Mittwoch bei einer Investorenveranstaltung in San Francisco. Anleger zeigten sich unbeeindruckt: Die T-Mobile-US-Aktie ließ bereits kurz nach Beginn des Events nach und notierte zuletzt noch 2,5 Prozent niedriger.
Finanzchef Peter Osvaldik kündigte ferner an, dass die Dividende für das vierte Quartal um 35 Prozent auf 88 Cent je Schein steigen werde. Danach solle die Dividende jährlich im zweistelligen Prozentbereich erhöht werden. Von den Dividenden profitiert vor allem der Mutterkonzern Deutsche Telekom, der zuletzt rund 50,4 Prozent an den Amerikanern hielt. Zweitgrößter Aktionär ist der japanische Softbank-Konzern mit rund 7,3 Prozent.
Wie T-Mobile US bei seinem Kapitalmarkttag weiter mitteilte, will das Unternehmen bis 2027 seinen Umsatz mit Dienstleistungen wie Daten jährlich im Durchschnitt um fünf Prozent steigern. 2023 hatte T-Mobile US den Service-Erlös gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent auf 63,2 Milliarden US-Dollar erhöht. Diese Umsatzart ist in der Branche wichtig, da sie für Telekom-Unternehmen werthaltiger ist als der Verkauf von Endgeräten.
Finanzchef Osvaldik betonte, dass die neuen Ziele geplante Übernahmen noch nicht inkludierten. So hatte T-Mobile US angekündigt, das Mobilfunkgeschäft von U.S. Cellular sowie die beiden Glasfaseranbieter Lumos und Metronet kaufen zu wollen.
Den operativen Gewinn ohne die Verzerrung durch die Endgeräte-Vermarktung (bereinigtes Core Ebitda) will T-Mobile US bis 2027 auf 38 bis 39 Milliarden Dollar erhöhen. Im vergangenen Jahr standen hier noch 29,1 Milliarden Dollar. Das Plus von rund zehn Milliarden Dollar entspricht einem jährlichen durchschnittlichen Zuwachs von sieben Prozent. Den freien Mittelzufluss (Free Cashflow) will Konzernchef Sievert unterdessen bis 2027 um jährlich im Schnitt acht Prozent auf 18 bis 19 Milliarden Dollar steigern.
Das deutliche Plus beim operativen Gewinn will Osvaldik neben noch mehr Kunden auch durch Kosteneinsparungen erreichen. So sollen die Kosten durch mehr Effizienz dank Künstlicher Intelligenz (KI) gesenkt werden. Kurz vor dem Start der Investorenveranstaltung hatte T-Mobile US bekannt gegeben, mit der KI-Firma OpenAI an einem neuen Kundenservice-Dienst namens IntentCX zu arbeiten. Durch die Analyse von Kundendaten soll die Plattform personalisierte Antworten und Lösungen für die Anliegen von Verbrauchern finden.
Aktien von DHL im Fokus
Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas hat DHL Group von "Outperform" auf "Neutral" abgestuft und das Kursziel von 43 auf 36 Euro gesenkt. Die Bonner seien zwar zweifelsfrei ein Value-Wert, schrieb Analyst Robert Joynson in seinem am Donnerstag vorliegenden Studie. Er warnt die Anleger aber diesbezüglich vor einer "Falle", denn zunächst sieht er vor allem Risiken. Eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr und massiv sinkende Markterwartungen für 2025 seien wahrscheinlich. "Auch billige Aktien können noch billiger werden", ist Joynson sich sicher.
Mit Material von dpa-afx
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