Eine Rallye im DAX dürfen Anleger am Mittwoch eher nicht erwarten. Oder doch? Außerdem im Fokus der Anleger: die Aktien von Worldline und der Commerzbank.
Zur Wochenmitte hat der Aufwärtsschwung am deutschen Aktienmarkt nachgelassen. Während die Entspannung im Nahostkrieg anhält, konnten positive Vorgaben aus New York hierzulande nach der Vortagsrally nur noch wenig Rückenwind geben. Mit angetrieben von Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell hatte der Technologieindex Nasdaq 100 am Vorabend ein Rekordhoch nur knapp verpasst.
Der DAX sank am Mittwochnachmittag um 0,5 Prozent auf 23.529 Punkte. Der MDAX stieg hingegen um 0,1 Prozent auf 29.990 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx ging es zuletzt um 0,5 Prozent abwärts. Laut der Landesbank Baden-Württemberg wurde das Szenario einkehrender Ruhe im Nahostkrieg am Vortag an den Finanzmärkten schnell eingepreist. Powell habe zudem signalisiert, dass die US-Notenbank mit Blick auf die Zinspolitik weiter abwarte. Sollten Inflationsdaten schwächer ausfallen als erwartet oder sich der Arbeitsmarkt verschlechtern, könnte die Fed jedoch schneller die Zinsen senken, hieß es am Vorabend nach seinen Aussagen.
Worldline-Aktie bricht nach Medienbericht zusammen
Die Aktien des französischen Zahlungsabwicklers Worldline sind bis zum Mittwochnachmittag um mehr als ein Drittel auf ein Rekordtief von knapp 2,70 Euro eingebrochen. Das investigative Recherchenetzwerk European Investigative Collaborations (EIC), zu dem auch der deutsche "Spiegel" gehört, schockte die Anleger mit dem Auftakt einer mehrteiligen Serie mit dem Titel "Dirty Payments" zu fragwürdigen Geschäftspraktiken. In dem Artikel geht es um die Firma Payone, die zu 40 Prozent den Sparkassen und zu 60 Prozent Worldline gehört.
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hatte Payone bereits Ende Januar aufgefordert, Mängel in der Geldwäscheprävention abzuarbeiten. Diese waren laut Bafin in früheren Untersuchungen unter anderem im Jahr 2022 aufgefallen. Bei Anlegern werden nun negative Erinnerungen an den Finanzdienstleister Wirecard wach. In dem EIC-Bericht kommen laut dem UBS-Experten Justin Forsythe Zahlungsströme zur Sprache, die bereits im zweiten Quartal 2023 Thema gewesen seien. Worldline selbst trat Vorwürfen heute entgegen. Man habe seit 2023 enorme Fortschritte in der Überwachung des Geschäfts mit HBR-Kunden (High Brand Risk) aus Bereichen wie Online-Glücksspiel, Online-Aktienhandel oder Online-Dating gemacht, um Konformität mit Recht und Gesetz sicherzustellen, teilte das Unternehmen mit.
UBS-Experte Forsythe hält die Situation momentan für schwer kalkulierbar. Es drohten jedoch möglicherweise Probleme in der Abwicklung von Zahlungen mit Visa und Mastercard, aufgrund deren spezieller Verhaltensregeln. Zudem könnte es Umsatzeinbußen geben, wenn HBR-Kunden wegfielen. Am schwerwiegendsten sei allerdings wohl der Reputationsschäden durch den Bericht.
Commerzbank-Aktie unter Druck
Bei den Aktien der Commerzbank haben sich Anleger am Mittwoch für Gewinnmitnahmen entschieden. Der Kurs büßte als Dax-Schlusslicht 4,6 Prozent auf 27,36 Euro ein. Am Vortag war er mit gut 29 Euro auf den höchsten Stand seit mehr als 14 Jahren geklettert, nach wie vor angetrieben vor allem von der Spekulation auf eine Übernahme durch die italienische Unicredit.
Seit Jahresbeginn war der Kurs bis zum Xetra-Schluss am Vortag um fast 80 Prozent gestiegen, damit liegen die Titel auf Rang drei im Dax hinter Rheinmetall und Siemens Energy. Ein Börsianer berichtet von großen Absicherungen an den Derivatemärkten. So sei die Zahl der Verkaufsoptionen auf Commerzbank-Aktien auf ein Rekordhoch gestiegen.
Enthält Material von dpa-AFX
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