Um das Positive vorwegzunehmen: Die Abwärtsdynamik hat an den Kapitalmärkten und auch bei den Edelmetallen deutlich nachgelassen. Das ist ein Indiz dafür, dass Gold und auch Silber an einem Boden arbeiten. Der Goldpreis hat seit Ostermontag rund zehn Prozent an Wert eingebüßt. Die technischen Indikatoren sind bereits im überverkauften Bereich. Eine Gegenbewegung ist also überfällig. Die Frage, die jetzt wichtig wird, lautet: Ist es tatsächlich nur eine Gegenbewegung oder entwickelt sich ein neuer Aufwärtsimpuls?
Fed bremst Goldpreis
Durch den vergleichsweise steilen Abverkauf hat der Chart wenige Marken ausgebildet, an denen sich Trader orientieren können. Streng genommen würde erst ein Ausbruch über die Marke von 1.860 Dollar das Bild wieder stärker Richtung Bullen kippen lassen. Bis diese Marke überwunden wird, muss man die Bewegung schlicht als technische Gegenbewegung werten.
Gegenwind kam in der abgelaufenen Woche wieder einmal vonseiten der US-Notenbank. Fed-Chef Jerome Powell bekräftigte auf einer Live-Veranstaltung einmal mehr, dass die Notenbank alles tun werde, um die Inflation zu bekämpfen. "Was wir sehen müssen, sind klare und überzeugende Beweise dafür, dass der Inflationsdruck nachlässt und die Inflation zurückgeht. Wenn wir das nicht sehen, müssen wir eine aggressivere Geldpolitik in Betracht ziehen. Sollte dies der Fall sein, können wir eine langsamere Gangart in Erwägung ziehen", sagte Powell.
Der Markt zog das Negative heraus: Weitere aggressive Zinsschritte sind möglich. Da allerdings die Chancen gut stehen, dass wir Peak-Inflation, also den Höhepunkt der Inflation, bereits im März gesehen haben, könnte die Notenbank bei weiter fallenden Inflationsdaten tatsächlich den Fuß vom Zinspedal nehmen. Das wiederum könnte den Goldpreis stützen.
Zu günstig, um sie zu ignorieren
Keine Frage: Das Umfeld ist nach wie vor reichlich instabil. Doch nüchtern betrachtet, hat sich die Welt in den vergangenen sechs Wochen nicht schlagartig verändert. Aus fundamentaler Sicht ist Gold nach wie vor gut unterstützt. Wenn sich die Flucht in den US-Dollar umkehrt, werden auch die Edelmetalle und Edelmetallaktien wieder entdeckt werden. Die drei weltweit größten Produzenten Newmont (WKN 853 823), Barrick Gold (WKN 870 450) und Agnico Eagle (WKN 860 325) sind mit Dividendenrenditen jenseits von drei Prozent zu attraktiv bewertet, um lange ignoriert werden zu können.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold.