Der Öl- und Gasförderer hat 2022 prächtig verdient. Das soll auch dieses Jahr so weitergehen. Zusätzlich setzt er mit Lithium und Wolfram auf die Elektrifizierung der Wirtschaft.
Es gibt nur wenige Unternehmen in Deutschland, deren Eigenkapital höher ist als ihr Börsenwert. Die Deutsche Rohstoff AG hatte diese Marke bereits nach neun Monaten des vergangenen Jahres überschritten. Zum Vergleich: Schon Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent werden als solide angesehen. Jetzt kündigte der Öl- und Gasförderer mit Sitz in Mannheim an, eine noch offene Wandelschuldverschreibung bis Ende März fristgerecht zurückzuzahlen. Bis auf eine 2019 begebene und bis 2024 laufende Anleihe über 100 Millionen Euro hätte die Deutsche Rohstoff dann keine Verbindlichkeiten mehr.
Angesichts des aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 2,2 ist die Aktie mit einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 130 Millionen Euro damit ein absolutes Schnäppchen mit einem Kurspotenzial von weit mehr als 50 Prozent. Deutsche Rohstoff notiert im Wachstumswertesegment Scale der Deutschen Börse und weist dort das niedrigste KGV aller 50 der dort gelisteten kleinen und mittleren Unternehmen auf.
Die Aktie der Deutsche Rohstoff
Dennoch pendelt der Kurs der Ölbohrer seit vergangenem Herbst um ein Niveau von 26 Euro. Im Sommer 2022 hatte er noch sein Allzeithoch bei 34 Euro erreicht, war dann aber bis auf rund 20 Euro gefallen, als sich am weltweiten Ölmarkt abzeichnete, dass die Preise für den Rohstoff weiter sinken werden.
Vergangene Woche hat die Deutsche Rohstoff eine Übersicht herausgegeben, wie es um die Öl- und Gasreserven ihrer US-Töchter — die Mannheimer sind bei den Energierohstoffen fast ausschließlich in den USA tätig — bestellt ist. Demnach sitzt das Unternehmen auf sicheren Reserven im Barwert von mehr als 350 Millionen US-Dollar (bei einem angenommenen durchschnittlichen Preis pro Barrel WTI von 72 Dollar in den kommenden fünf Jahren). Ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent, wobei der Aufwand für Steuern, Investitionen und laufende Kosten der Bohrungen schon abgezogen ist. Hinzu kommen noch von Gutachtern festgestellte wahrscheinliche Reserven, die fast die Hälfte der sicheren betragen. Zudem wurde die 2022 geförderte Menge — der Nettocashflow 2022 dafür wird auf über 140 Millionen Dollar prognostiziert — durch neue sichere Reserven ersetzt. Der zukünftige Nettocashflow dieser Reserven wird von der Deutsche Rohstoff auf 650 Millionen Dollar beziffert.
Selbst wenn die Öl- und Gaspreise weiter sinken, ist also reichlich Substanz im Unternehmen vorhanden. Zudem engagieren sich die Deutschen nur auf bereits erschlossenen Ölfeldern in den USA, sodass die Infrastruktur der oft langfristig gebundenen Abnehmer von Öl und Gas oft bis ans Bohrloch heranreicht.
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Alternativen zu fossiler Energie
Auch wenn das Öl- und Gasgeschäft in den USA noch viele Jahre gute Erträge abwerfen sollte, sucht man bei der Deutschen Rohstoff AG auch nach neuen Investitionsfeldern. So hat sich das Unternehmen mit der australischen Sensore zusammengetan, um in Westaustralien neue Lagerstätten von Lithium aufzuspüren. In der Region werden aktuell rund 90 Prozent des im Bergbau gewonnenen Lithiums abgebaut, das für die Batterieherstellung stark gefragt ist. Zudem ist Deutsche Rohstoff an der australischen Almonty beteiligt, einem der wenigen verbliebenen nichtchinesischen Produzenten des wichtigen Spezialmetalls Wolfram, das in Energiesparleuchten oder auch im Leichtbau eingesetzt wird. Deutsche-Rohstoff-CEO Jan-Philipp Weitz beziffert den Anteil der neuen Sparten an den Gesamtinvestitionen auf rund zehn Prozent.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 07/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.