Kaum hatte Chinas Präsident Xi Jinping seine neue Exportwaffe gegen den Westen scharf gemacht, richtet US-Präsident Donald Trump den geopolitischen Kompass neu – nach Süden, Richtung Afrika. Nach Australien soll nun der rohstoffreiche Kontinent zur nächsten Front im globalen Wettlauf um seltene Erden werden.

Pekings Bazooka

Mit einem Federstrich hat China vergangene Woche die globalen Lieferketten in Panik versetzt. Neue Exportauflagen für selbst winzige Spuren chinesischer Seltenerd-Bestände machen aus einem bislang technischen Markt ein geopolitisches Schlachtfeld. Wer künftig Magneten, Katalysatoren oder High-Tech-Legierungen exportieren will, braucht Pekings Genehmigung. Betroffen sind Elemente wie Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium – Stoffe, die Flugzeuge fliegen, Panzer lenken und Windräder drehen lassen.

Die Botschaft ist klar: China kann – und will – die industrielle Basis des Westens treffen. 70 Prozent der weltweiten Förderung und über 90 Prozent der Weiterverarbeitung stammen aus dem Reich der Mitte. „Eine Bazooka gegen die Lieferketten der freien Welt“, nennt US-Finanzminister Scott Bessent die Maßnahme.

Europa unter Schock

In Brüssel und Kopenhagen herrscht Fassungslosigkeit. EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič spricht von „inakzeptablen“ Kontrollmechanismen, die europäische Unternehmen faktisch aus China drängen. Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen fordert eine härtere Linie – selbst Technologiezwangstransfers gegenüber chinesischen Konzernen stehen plötzlich zur Debatte. Europas Abhängigkeit von chinesischem Yttrium, Terbium oder Dysprosium entlarvt sich als Achillesferse der Energiewende.

Washingtons Antwort: Afrika

Während Europa hadert, agiert Trump. Nach der australischen Offensive seiner ersten Amtszeit – mit Förderverträgen, Krediten und Pentagon-Garantien für Minen von Lynas bis Iluka – folgt nun die Afrika-Agenda.

In Kigali und Kinshasa unterzeichnete der US-Präsident vergangene Woche einen spektakulären Deal: Friedensabkommen gegen Rohstoffrechte. Die USA vermitteln zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo – und sichern sich zugleich Zugriff auf gigantische Vorkommen von Kobalt, Kupfer und Coltan. Trump nannte es offen: „Wir bekommen viele Mineralrechte aus dem Kongo.“

Hinter der Inszenierung steckt Strategie. Afrikas Kupfergürtel liefert 70 Prozent des weltweiten Kobalts – ein Schlüsselmetall für Batterien, Turbinen und Raketentriebwerke. Bisher dominierten chinesische Konzerne wie CMOC, China Molybdenum oder Norinco. Nun will Washington Boden gutmachen – flankiert von der US-Entwicklungsbank DFC und dem Rohstofffinanzierer Orion Resource Partners, die gemeinsam bis zu 5 Milliarden Dollar in afrikanische Bergbau- und Logistikprojekte pumpen wollen.

Vom Outback zum Kongo

Australien war Trumps erste Bastion im Rohstoffkrieg: dort sprangen Aktien wie Resolution Minerals oder Nova Minerals nach Pekings Exportbremse um bis zu 50 Prozent. Jetzt soll Afrika folgen – nicht nur mit klassischen Metallen, sondern auch mit seltenen Erden in Somaliland, Äthiopien und Namibia.

Somaliland, bislang kaum auf den Karten der Geopolitik, wird plötzlich interessant: DP World und die Emirate investieren hunderte Millionen in den Hafen von Berbera, strategisch gelegen gegenüber dem Jemen – und reich an unerschlossenen Selten-Erden-Vorkommen. Trump, so hört man aus Washington, erwägt sogar eine formelle Anerkennung Somalilands als Teil seiner Anti-China-Strategie im Horn von Afrika.

Afrikas neue Rohstoffkarte

Afrika rückt ins Zentrum des globalen Rohstoffspiels. Zu den wichtigsten Ländern, die bereits 2021 Seltene Erden produzierten, gehörten Madagaskar, Burundi, Südafrika und Tansania. Allein Südafrika und Tansania verfügten über 1,6 Millionen Tonnen REE-Reserven – rund 2 % der globalen Ressourcen. Madagaskar war mit 6.800 Tonnen (2 %) der weltweit sechstgrößte Produzent, Burundi brachte 200 Tonnen auf den Markt.

Noch ist China der große Abnehmer: 90 % der globalen REE-Verarbeitung finden dort statt. Laut Benchmark Mineral Intelligence sind 37 % der künftigen afrikanischen REE-Produktion bereits vertraglich an chinesische Käufer gebunden – der Rest bleibt für den Westen verfügbar.

Bis 2029 sollen in Tansania, Angola, Malawi und Südafrika acht neue Minen in Betrieb gehen – mit dem Potenzial, 9 % der globalen REE-Versorgung zu liefern.

Die neuen Schwergewichte Afrikas

Afrikas Seltenerd-Landschaft formiert sich rasant neu. Neben klassischen Förderländern wie Südafrika entstehen ganze Cluster entlang des „Lobito-Korridors“ und am Horn von Afrika.

Wichtige Projekte und Unternehmen:

Rainbow Rare Earths (London/Burundi/Südafrika) – Das Projekt Phalaborwa in Limpopo beherbergt schätzungsweise 30,4 Mio. t Mineralien und zählt zu den kosteneffizientesten Magnet-REE-Produzenten weltweit. Nach der ersten Wirtschaftlichkeitsbewertung 2022 läuft die Machbarkeitsstudie. Das REE-Konzentrat enthält vor allem Nd, Pr, Dy und Tb.

Namibia Critical Metals (Kanada/Namibia) – Das Projekt Lofdal liefert bis zu 2.000 t RE-Oxide (TREO) jährlich, fokussiert auf Dysprosium und Terbium. Partner ist Japans staatliche JOGMEC, Pilotversuche laufen mit SGS Canada.

Steenkampskraal Mine (Südafrika) – 71 km nördlich von Vanrhynsdorp, einst von Anglo American betrieben. Enthält alle 15 Seltenerdmetalle und eine Ressource mit u. a. 15.630 t Neodym, 4.459 t Praseodym, 867 t Dysprosium und 182 t Terbium. Geplant ist eine vollständige Wertschöpfung: Konzentrations-, Cracking- und Separationsanlage. Produktionsziel: 2.700 t TREO pro Jahr über 20 Jahre.

Pensana plc (Angola) – Das Longonjo-Projekt gilt als Aushängeschild für Westafrika. Die Anlage nahe dem Lobito-Korridor soll bis 2026 in Betrieb gehen; Ziel: jährlich 20.000 t Mixed REE Carbonate.

Peak Rare Earths (Tansania) – Das Ngualla-Projekt, reich an Bastnäsit, wird von Shenghe Resources (China) mitfinanziert. Ziel ist eine Downstream-Produktion vor Ort.

Mkango Resources (Malawi) – Das Songwe Hill-Projekt ist weit fortgeschritten; verbunden mit Magnet-Recycling über HyProMag in Europa.

Lindian Resources (Malawi) – Das Kangankunde-Projekt soll 2026 starten und jährlich 15 kt Monazit-Konzentrat @ 55 % TREO liefern.

Namibia Critical Metals / JOGMEC (Namibia) – Schwer-REE Dy/Tb-Produktion; Explorations- und Pilotanlagen-Phase abgeschlossen.

Rainbow Rare Earths (Burundi) – Historisches Hochgrad-Vorkommen Gakara; Produktionspause seit 2021, Wiederinbetriebnahme geplant.

Madagaskar, Burundi und die „vergessene Achse“

Madagaskar, bislang unterschätzt, ist inzwischen Afrikas sechstgrößter Produzent seltener Erden. Die dortigen Ionadsorptionsvorkommen ähneln jenen in Südchina – leicht lösbar, leicht exportierbar. Burundi dagegen bleibt klein, aber strategisch: Das Land könnte zum Pilotstandort für US- oder EU-Initiativen werden, die REE-Projekte außerhalb Chinas fördern wollen.

Trump zieht die Fäden

Die neue US-Afrika-Strategie folgt klarer Logik: Rohstoffsicherung als Sicherheitspolitik. In Somaliland, Tansania, Namibia und Angola sieht Washington Partner, nicht nur Lieferanten. Die DFC will Kredite, Garantien und Eigenkapital bereitstellen – ein Gegenmodell zu Chinas Belt and Road.

Trumps Ziel ist klar: Amerikas Kontrolle über die kritischen Metalle der Zukunft. „Wir sichern die Freiheit unserer Industrien an der Quelle“, ließ das Weiße Haus verlauten.

Peking kontert

Chinas Reaktion lässt nicht auf sich warten. Über die Belt and Road-Initiative laufen Milliarden nach Äthiopien, Kenia und Tansania; neue Erzverträge mit Sambia und Mosambik sichern Nachschub. Peking setzt auf Kontinuität: Rohstoffe raus, Infrastruktur rein. Doch die neuen US-Pläne drohen, dieses Gleichgewicht zu sprengen.

„China wird kämpfen, wenn nötig bis zum Ende“, drohte das Handelsministerium am Dienstag. Gleichzeitig betont Peking, die Exportverbote dienten „dem globalen Frieden“. In Wahrheit ist es ein klares Signal: Wer gegen China arbeitet, riskiert Produktionsstillstand.

Europas Zwickmühle

Während Washington mit Milliarden winkt, bleibt Europa im Dilemma. Deutschlands Industrie hängt doppelt: an chinesischen Rohstoffen – und am Zugang zu afrikanischen Minen, die längst von chinesischen Firmen kontrolliert werden. Berlin und Brüssel reden über „strategische Autonomie“, doch Projekte wie das europäische Rohstoffgesetz (Critical Raw Materials Act) stecken in der Bürokratie fest.

Derweil steigen Preise: Terbium +40 %, Dysprosium +35 %, Yttrium +20 % – binnen Tagen. Europäische Magnet- und Batteriehersteller warnen vor Stillstand, sollte Peking die Kontrollen verschärfen.

Der neue Rohstoffkrieg

Was sich hier abzeichnet, ist mehr als ein Handelsstreit: Es ist ein neuer Rohstoffkrieg, in dem Afrika das nächste Schlachtfeld wird. Trump setzt auf Deals, Xi auf Kontrolle – und Europa auf Kommissionen.

Sollte die US-DFC ihr angekündigtes Afrika-Programm auf 5 Milliarden Dollar hochfahren, wäre das die größte staatlich gestützte Rohstoffoffensive seit dem Marshall-Plan. Schon jetzt fließt Geld in Graphit (Syrah Resources, Mosambik), Kupfer-Korridore (Lobito Rail, Angola) und Seltene-Erden-Explorationen in Tansania.

Fazit

Xi Jinping hat die Bazooka abgefeuert – Trump kontert mit dem Goldrausch in Afrika. Während Europa zaudert, wird der globale Wettlauf um die Elemente der Zukunft zur geopolitischen Schicksalsfrage.

Der Kampf um Scandium, Terbium, Samarium, Yttrium und Kobalt ist kein Nischenthema mehr, sondern das neue Öl des 21. Jahrhunderts. Und wer hier die Hand auf den Förderlizenzen hat, bestimmt künftig nicht nur den Stromfluss in Batterien – sondern die Machtflüsse der Welt.

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