Große Schritte beim Gewinn. Der Branchenführer profitiert von steigenden Prämien. Die Rücklagen bergen einen stillen Gewinnhebel. Die Chance für einen Call. Von Petra Maier
Ziel eines Hackerangriffs kann jeder werden, wie die jüngsten Angriffe auf die Infrastruktur des Staats Montenegro, des US-Fahrdiensts Uber und der bayerischen Caritas zeigen. Oft braucht es nur einen Klick auf eine E-Mail, schon startet im Hintergrund eine Schadsoftware. Gespeicherte Daten werden geklaut oder wie bei der Caritas verschlüsselt und nur gegen eine Lösegeldzahlung wieder lesbar.
Angesichts der Bedrohung steigt die Nachfrage nach Cyberversicherungen so rasant, dass es bei den Versicherern zu Kapazitätsproblemen kommt. Ein Umfeld, in dem sich Preiserhöhungen leicht umsetzten lassen. So kündigte der Marktführer Munich Re — der Marktanteil liegt bei etwa 14 Prozent — höhere Prämien an. Für den Konzern bedeutet das profitables Wachstum in diesem Segment. Marktbeobachter rechnen bei Cyberversicherungen mit Wachstumsraten bei den Beitragseinnahmen von jährlich 25 Prozent. Das weltweite Prämienvolumen sollte sich bis zum Jahr 2025 auf 22,5 Milliarden Dollar verdoppeln.
Nicht nur Cyberversicherungen werden teurer. Auf ihrem traditionellen Branchentreff in Monte Carlo kündigte die gesamte Branche Preissteigerungen in allen Bereichen an. Schäden aus Naturkatastrophen und überarbeitete Klimawandel-Modelle verteuern die Deckungen. Dazu kommt die Inflationsentwicklung in den wichtigen Versicherungsmärkten Europa und Nordamerika.
Aktie der Münchner Rück im Fokus
Neben dem Wachstum der Prämien bei Erst- und Rückversicherungen verfügt Munich Re über einen stillen Gewinnhebel. Nach dem zerstörerischen Hurrikan-Jahr 2021 mit einem versicherten Gesamtschaden von mehr als 36 Milliarden Dollar hat Münchner Rück für das zweite Halbjahr insgesamt 2,7 Milliarden Euro als Rücklagen für Großschäden gebildet. Entgegen früheren Prognosen blieben die großen Tropenstürme bisher aus. So gab es erstmals seit 25 Jahren im August keinen Hurrikan. Selbst wenn nun ein Hurrikan die Karibik erreichte ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es bis Ende Oktober ruhiger als in den Vorjahren bleiben wird. Dann könnte der Konzern zumindest einen Teil der Rücklagen auflösen.
Bei den Gewinnschätzungen hingegen liegt der Konsens unterhalb der Firmenprognose, in der die Rückstellung als Kosten berücksichtigt sind. Eine Gewinnüberraschung ist möglich. Die Aktie ist mit einstelligem Kursgewinn-Verhältnis günstig bewertet. Charttechnisch zeichnet sich bereits eine Trendwende ab. Der Kurs ist aus dem Seitwärtstrend ausgebrochen. Nun gilt es, das Jahreshoch bei 282 Euro zu übertreffen. Darauf setzten Anleger mit dem ausgewählten Knock-out-Call.
Dieser Text erschien zuerst in Euro am Sonntag, einem Schwester-Magazin von BÖRSE ONLINE. Einen Einblick ins aktuelle Heft erhalten Sie hier.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re