Der Energiekonzern steigt deutlich früher als geplant aus der Kohle aus und investiert gewaltige Summen in alternative Energien. Der Bond rentiert besser als Festgeld.
Es sind wohl nicht die letzten Scharmützel aus Sachbeschädigung, Nötigung oder Behinderung von Rettungseinsätzen, die sich die selbst erklärten „Aktivisten“ der „Letzten Generation“ mit Staat, Gesellschaft und Wirtschaft dieser Tage liefern, um ihre Ansichten anderen aufzuzwingen. Vergangene Woche etwa beschädigten Anhänger der Bewegung Fassaden von Büros des RWE-Konzerns in Essen und Hannover. Der Furor der Klimakleber trifft RWE, weil die Essener noch bis 2030 — acht Jahre weniger als geplant — nahe dem verlassenen Lützerath Braunkohle verfeuern, um die Energieversorgung Deutschlands sicherzustellen.
Was die Protestler geflissentlich übersehen: RWE hat seinen CO2-Ausstoß allein von 2012 bis 2021 um mehr als 55 Prozent gesenkt. Und die Pläne des Unternehmens sehen vor, neben dem Ausstieg aus Kohle und Kernenergie komplett auf Offshore- und Onshorewind, Solar, Wasserkraft, Wasserstoff, Biomasse und Gas umzustellen. Gleichzeitig sollen Energiespeicher entstehen, um die häufig auftretenden Dunkelflauten — Zeiten ohne Wind und Sonne und damit ohne grüne Stromerzeugung — überbrücken zu können.
Die klimaneutrale Stromproduktion ist freilich nicht umsonst zu haben. Mehr als 50 Milliarden Euro Bruttoinvestition bis zum Jahr 2030 in Standorte in Europa, Amerika und den asiatisch-pazifischen Raum hat RWE sich deshalb vorgenommen.
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Kurze Laufzeit, attraktiver Zins
Ein Baustein in dieser Investitionsstrategie ist unter anderem eine vergangenes Jahr von RWE begebene Anleihe mit einem Volumen von einer Milliarde Euro, die bis August 2025 läuft. Der Nominalzinssatz beträgt 2,5 Prozent und liegt damit auf dem Niveau der derzeit am besten verzinsten Angebote bei Festgeld. Weil das Papier momentan allerdings unter den 100 Prozent Rückzahlungssumme notiert, liegt die jährliche Rendite bei mehr als drei Prozent. Angesichts des geringen Risikos — RWE hat 2022 angesichts der hohen Energiepreise bestens verdient —, ist das durchaus attraktiv für sicherheitsbewusste Anleger. Und es ist eine Investition in eine Energieversorgung der Zukunft, etwa eine Anlage für nachhaltiges Ammoniak an der texanischen US-Küste.
Wie lange und erfolgreich sich RWE schon für CO2-freie Energieproduktion engagiert, könnten derzeit in Thailand urlaubende Klimaaktivisten in Mae Hong Son im Nordwesten des Landes studieren, wo die Essener bereits 2004 eine große Solaranlage gebaut haben. Für eine andere von RWE errichtete PV-Anlage auf Industriehallen nahe Bangkok bietet die Crowd-Investing-Plattform Ecoligo Beteiligungen an und verspricht dafür sechs Prozent jährliche Zinsen. Im Gegensatz zur hier vorgestellten RWE-Anleihe mit guter Bonität und stabilem Ausblick ist bei dem Angebot des Berliner Start-ups allerdings ein Totalausfall durchaus möglich.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 07/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.