(Neu: Händlerstimme zu den Folgen der US-Politik, mehr Details zur aktuellen Entwicklung rund um Curevac, Ziele für Biosolutionssparte)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien des Solarindustriezulieferers Wacker Chemie
Die Regierung des US-Präsidenten Joe Biden sei bereit, einige in Chinas Region Xinjiang hergestellte Solargrundstoffe mit Importverboten zu belegen, um gegen die mutmaßliche Unterdrückung des Volkes der Uiguren vor allem in dieser Region vorzugehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Zuvor hatte bereits die in Washington gut vernetzte Zeitung "Politico" darüber berichtet, was die Aktien von Wacker Chemie am Dienstag kräftig angetrieben hatte.
Der kolportierten Schritte der US-Regierung gingen womöglich nicht so weit, wie bereits spekuliert worden sei, träfen also nicht die gesamte Produktion von Polysilizium und Solarpanelen aus der Region, sondern wohl vor allem einen wichtigen Hersteller von Siliziummetall erklärte ein Händler. Kurzfristig würden außerhalb Chinas angesiedete Hersteller wie Wacker Chemie wohl aber dennoch profitieren. Zudem verwies er auf die Siliziummetall-Produktion des Konzerns in Norwegen, mit der Wacker einen größen Teil seines Bedarfs an dem Rohstoff für die Herstellung von Polysilizium selbst decken könne.
Die Bayern produzieren das für die Solarindustrie wichtige hochreine Polysilizium in Burghausen und Nünchritz, aber auch am US-Standort Charleston.
Zudem richteten sich die Blicke am Donnerstag auf den Kapitalmarkttag von Wacker Chemie zur kleinsten Sparte Biosolutions, die gerade wegen der Corona-Pandemie und der Zusammenarbeit mit Curevac bei der Impfstoffproduktion zuletzt stärker in den Fokus der Investoren gerückt war.
Trotz der Mitte Juni vorgelegten, eher enttäuschenden Wirksamkeitsdaten zu dem Curevac-Vakzin hält Wacker an den Produktionsplänen fest. Die Verträge stünden, sagte Biosolutions-Chefin Susanne Leonhartsberger während der Telefonkonferenz mit Analysten. Und selbst wenn es mit der Auftragsproduktion für Curevac am Ende doch nichts werden sollte, wären die finanziellen Folgen eher gering. Die Produktionsplattform könne auch zur Herstellung von Impfstoffen anderer Hersteller oder ganz anderer mRNA-Medikamente genutzt werden.
Die aktuell noch kleinste Sparte des Konzerns bietet indes noch viel mehr, etwa Zusatzstoffe für Nahrungsergänzungsmittel, die dem Körper unter anderem helfen sollen, sie besser aufzunehmen, oder die den Blutzuckerspiegel senken können. Bei der wichtigen Aminosäure L-Cystein, die in einigen Medikamenten vorkommt, aber auch von der Backwarenindustrie verwendet wird, setzt das Unternehmen auf einen Herstellungsprozess ohne die sonst üblichen tierischen Grundstoffe, was den Trend hin zu veganen Produkten bedient.
Mit solchen Produkten will Wacker von aktuellen Megatrends wie dem demografischen Wandel, dem vermehrten Verzicht auf tierische Produkte und dem allgemeinen Bestreben vieler Menschen nach einem gesünderen Lebensstil profitieren. Bis 2030 soll sich der Umsatz von Biosolutions auf rund eine Milliarde Euro vervierfachen. Damit sollte dann auch der Anteil am Konzernumsatz zulegen, der 2020 noch lediglich gut fünf Prozent betragen hatte./mis/edh/eas
Quelle: dpa-Afx