FRANKFURT (dpa-AFX) - Papiere von Fresenius Medical Care (FMC ) sind am Dienstag nach Bekanntgabe eines erneuten Führungswechsels unter Druck geraten. Gegen Mittag büßten die Aktien des kriselnden Dialysespezialisten als größter Verlierer im erneut schwächelnden Dax über 3 Prozent ein und fielen damit an die Chartunterstützung um 30 Euro zurück. Sie blieben aber immerhin noch knapp über der 21-Tage-Durchschnittslinie, die als Gradmesser für den kurzfristigen Trend gilt.

Nach einer nur zweimonatigen Amtszeit legte Carla Kriwet am Montagabend mit sofortiger Wirkung ihr Mandat als Vorsitzende nieder. Sie wird von ihrer bisherigen Stellvertreterin Helen Giza abgelöst. Giza bleibt zudem Finanzvorständin, bis ein Nachfolger gefunden ist. Diese Rolle hatte sie 2019 übernommen.

Bei der Dialysetochter des Medizinkonzerns Fresenius gebe es derzeit viel Unruhe, und die aktuellen Nachrichten seien nicht gerade dazu geeignet, dies zu beschönigen, kommentierte ein Börsianer. Jefferies-Analyst James Vane-Tempest sprach in einer ersten Reaktion von einer Überraschung. Beide Experten verwiesen auf strategische Differenzen zwischen Kriwet und dem seit Oktober amtierenden Fresenius-Chef Michael Sen über den richtigen Kurs für eine Trendwende. Die Fresenius-Titel sanken 0,9 Prozent.

Auch für UBS-Analyst Graham Doyle kam die Personalie unerwartet. Mit zwei Führungswechseln, mehreren Gewinnwarnungen und einem negativen Urteil des Obersten Gerichtshofs in den USA, das die Erstattungen für Dialysebehandlungen in den Vereinigten Staaten schmälern könnte, habe FMC ein turbulentes Jahr hinter sich. Die neue Chefin Giza werde indes von den Investoren geschätzt und habe bereits bei der Besetzung des Chefpostens durch Carla Kriwet vor Monaten als gute Kandidatin gegolten, betonte Doyle. Giza sei zudem verantwortlich für ein internes Umbau- und Kostensenkungsprogramm, das entscheidend für die langfristige Margenentwicklung sei.

Mit einem Kursrückgang von knapp 48 Prozent seit Jahresbeginn gehört FMC auch in diesem Zeitraum zu den größten Verlierern im Dax, während sich Fresenius mit minus 25 Prozent deutlich besser gehalten haben. Der deutsche Leitindex hat indes dank der starken Erholung seit Mitte Oktober sein Jahresminus inzwischen auf neuneinhalb Prozent eingedämmt./gl/ag/nas

Quelle: dpa-Afx