FRANKFURT (dpa-AFX) - Ungeachtet der allgemein stark eingetrübten Börsenstimmung ist die seit Monaten schwer gebeutelte Aktie von Fresenius
Am Vormittag stiegen die Papiere zeitweise auf 26,36 Euro und damit auf den höchsten Stand sei Ende Juli. Zuletzt ging es um 5,2 Prozent auf 25,91 Euro nach oben. Erst Anfang August hatten sie bei 23,40 Euro den tiefsten Stand seit etwas mehr als zehn Jahren erreicht. Die Aktien der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC)
Am Freitag nach Börsenschluss war der zum 1. Oktober anstehende Chefwechsel bekannt gegeben worden. Nach turbulenten Zeiten soll der bisherige Manager der Medizintocher Kabi, Michael Sen, den Konzern aus der Dauerkrise führen.
Endlich habe die "Pulverisierung von zwei Dritteln des Börsenwertes bei Fresenius Konsequenzen", hieß es im Bernecker-Börsenbrief. "Aufsichtsrat und Stiftung ziehen die Reißleine", ergänzten die Experten und verwiesen auf die zahlreichen Gewinnwarnungen der vergangenen Jahre. Mit dem Chefwechsel nehme "das Comeback" des Unternehmens demnächst Konturen an, erwarten sie.
Berenberg-Analyst Tom Jones sprach angesichts des anstehenden Chefwechsels von einem zwar nicht überraschenden Schritt, aber womöglich einem etwas früher als erwarteten. Das Stühlerücken bei Fresenius und den Töchtern Kabi und FMC gehe damit weiter, hob er angesichts diverser weiterer Wechsel in den vergangenen 18 Monaten hervor.
Die aktuelle Veränderung im Management von Fresenius sei "wahrscheinlich nötig", schrieb Jones weiter. "Ob zu Recht oder Unrecht, wir denken, dass er von den Investoren begrüßt werden wird." Zugleich verwies der Berenberg-Experte auf die früheren Erfolge von Sturm. "Herr Sturm begann seine Zeit bei der Fresenius im Jahr 2005 als CFO (Finanzchef), und von da an bis 2016 galten er und der damalige Vorstandsvorsitzende Dr. (Ulf) Schneider allgemein als eines der besten Führungsduos in der europäischen Medizintechnik. Sie waren sicherlich auch eines der beständigsten." Als Schneider 2016 zu Nestle
Jones erinnerte auch daran, dass die Debatte über Sturm nach dem "unglücklichen Versuch" begann, 2017 den US-Generikahersteller Akorn zu übernehmen. Das anfangs als strategisch sinnvoll gefeierte Übernahmevorhaben sei dann aber "dank eines wasserdichten Fusionsvertrags" nach Betrugsvorwürfen gegen Akorn von Fresenius abgeblasen worden. Weitere operative Herausforderungen seien 2018 gefolgt, und dann sei auch noch die Corona-Pandemie gekommen, die Fresenius aber "recht gut gemeistert habe".
Laut Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect lässt "der Führungswechsel bei Fresenius die Investoren hoffen, dass es nun endlich zu dem erhofften Strategiewechsel bei dem Gesundheitskonzern kommt". Denn zuletzt sei die Kritik am Vorstand zunehmend lauter geworden, "insbesondere was die Dreiteilung des Konzerns angeht". Daher sei die Personalie nun vor allem dahingehend interessant, "da der neue CEO von der Tochter Kabi kommt und diese als wichtige Stütze im Konzerngefüge gesehen wird". Die Probleme bei Fresenius sind auch nach den Worten von Lipkow "zwar nicht hausgemacht, verlangen jedoch seit mehreren Quartalen einen stringenteren Wechsel der Unternehmensstrategie und einen Fokus auf die lukrativen Geschäftsbereiche"./ck/tih/stk
Quelle: dpa-Afx