FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein überraschend hoher Jahresüberschuss des Energiekonzerns hat der Aktie von Eon am Mittwoch nur kurzfristig kräftig Auftrieb gegeben. Rasch bröckelten die Gewinne im deutlich steigenden Dax ab. Analysten verwiesen vor allem auf Sorgen und eine hohe Nervosität der Anleger angesichts des Kriegs in der Ukraine und etwaiger Russland-Engagements des Unternehmens. Charttechnik-Experten verwiesen zudem auf Hindernisse.

Gegen Mittag legte das Eon-Papier 0,5 Prozent auf 10,90 Euro zu, nachdem es am Morgen noch bis auf 11,20 Euro hochgesprungen war und dabei kurz die 200-Tage-Linie bei aktuell 11,06 Euro übersprungen hatte. Sie signalisiert den längerfristigen Trend und begrenzt die Kursentwicklung nach oben nun wieder wie ein Deckel. Aber selbst wenn Eon es schafft, diesen Widerstand erneut zu überwinden: bei knapp unter 11,30 Euro wartet bereits der nächste in Form der kurzfristigen 21-Tage-Trendlinie.

Die Analysten von Bernstein, Jefferies, JPMorgan und RBC lobten im Zahlenwerk für 2021 unisono vor allem den Überschuss des Essener Konzerns. Er habe besonders deutlich über den Erwartungen am Markt gelegen, hieß es. Dabei wies neben der Bernstein-Expertin auch Analyst Vincent Ayral von JPMorgan allerdings darauf hin, dass die robusten Zahlen von einer starken Geschäftsentwicklung in den nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten gestützt worden seien. Diese hätten von einer soliden Verfügbarkeit der Kernenergie und der dortigen Preisentwicklung profitiert.

RBC-Experte John Musk nannte zudem nicht nur Eons vorgelegte Zahlen "ermutigend". Auch die Prognosen des Managements für 2022 seien es, schrieb er und sieht für sie moderate Aufwärtschancen im Vergleich zu den Markterwartungen. Dabei verwies Musk darauf, dass Investoren zuletzt befürchtet hatten, die hohen Rohstoffpreise könnten auf die Marge im Privatkundengeschäft drücken. Vincent

JPMorgan-Experte Ayral merkte indes kritisch an, dass in den Prognosen die Auswirkungen von Veräußerungen nicht berücksichtigt seien. "Das könnte letztlich einen gewissen Abwärtsdruck auf die Marktschätzungen für den kurzfristigen Ausblick bedeuten."

Eon stellt für 2022 ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 7,6 und 7,8 Milliarden Euro in Aussicht. Das wären selbst im besten Fall 100 Millionen weniger als 2021. Analysten hatten im Durchschnitt etwa das untere Ende der Spanne auf dem Zettel. Ausgeklammert sind bei der Prognose mögliche Zu- und Verkäufe. So will Eon nun strategische Optionen für sein Fernwärmegeschäft in Norrköping und Örebro in Schweden prüfen. Dazu zählt auch ein möglicher Verkauf.

Zur Telefonkonferenz nahmen die Analysten ebenfalls Stellung. Ayral von JPMorgan erwartete vor allem Fragen und Aussagen rund um die Russland-Ukraine-Krise. Eon habe zwar mitgeteilt, keine langfristigen Lieferverträge für russisches Gas zu haben und am Markt einzukaufen, doch für Investoren sei es wichtig, so gut wie möglich etwaige Risiken bei den Lieferaktivitäten zu bewerten./ck/lew/mis

Quelle: dpa-Afx