FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine vorsichtiger Ausblick von Jungheinrich auf das laufende Jahr hat am Freitag der Aktie des Gabelstaplerherstellers schwer zugesetzt. Nachdem sich Konkurrent Kion zur Vorlage seiner Jahreszahlen Anfang des Monats noch leicht optimistisch mit Blick auf 2023 geäußert hatte, kamen die Aussagen von Jungheinrich nun gar nicht gut bei den Anlegern an.

Die Jungheinrich-Aktie büßte zur Mittagszeit knapp 7 Prozent auf 32,50 Euro ein und sackte damit unter die gleitende 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend signalisiert. An der 90-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend, die bei etwa 31,80 Euro liegt, fand sie schließlich Halt und erholte sich von dort aus wieder leicht. Aktuell ist das Papier damit seit Jahresbeginn immer noch um knapp ein Viertel gestiegen. Die Aktie des Branchenkollegen Kion gab am Freitag um moderate 0,5 Prozent auf 35,75 Euro nach - seit Jahresbeginn bedeutet das einen Anstieg des Kurses um ein Drittel.

Analysten äußerten sich unisono anerkennend über das "stark" verlaufene und stark abgeschlossene Jahr 2022 von Jungheinrich. Stifel-Analyst Alexander Koller monierte allerdings den "nicht allzu ambitionierten Ausblick".

Der MDax -Konzern erwartet den Angaben vom Morgen zufolge auch in diesem Jahr Gegenwind im Tagesgeschäft durch höhere Energiekosten. Die operative Marge dürfte im besten Fall das Niveau von 2022 erreichen, hieß es. Der Umsatz sollte zugleich knapp über dem Vorjahresniveau liegen und bestenfalls rund zehn Prozent darüber.

"In Anbetracht der nachlassenden Probleme in der Lieferkette und der sich abschwächenden Rohstoffpreise erscheint die heutige Prognose für 2023 nicht allzu ehrgeizig", schrieb Koller. Dabei verwies er vor allem auf die in Aussicht gestellte Ebit-Marge, die eine wichtige Kennzahl für die operative Profitabilität ist.

Warburg-Analyst Stefan Augustin hält die Jahresziele dagegen lediglich für "konservativ". Die Leistung von Jungheinrich sei im abgelaufenen Jahr stark gewesen, und letztlich sei das angehobene 2022er Ziel für die Profitabilität, sprich für die Ebit-Marge, übertroffen worden. "Wir sind daher recht zuversichtlich, dass sich die aktuelle Ebit-Prognose als ebenso konservativ erweisen wird", schrieb er.

Auch Baader-Bank-Analyst Peter Rothenaicher bleibt zuversichtlich. Wenngleich der Margenausblick vorsichtig sei, so gebe es doch Gründe dafür: steigende Produktionskosten und eine deutliche Erhöhung der Personalkapazitäten zur weiteren Umsetzung der "Strategie 2025+".

Außerdem verwies Rothenaicher als positiven Aspekt darauf, dass Jungheinrich im Vergleich zum Wettbewerber Kion im Schlussquartal 2022 überraschend starke Auftragseingänge verzeichnet habe. Sie hätten nur 7 Prozent unter denen des vierten Quartals 2021 gelegen. Der insgesamt hohe Auftragsbestand von Jungheinrich stellt ihm zufolge 2023 nun eine gute Auslastung sicher.

Stifel-Analyst Koller bleibt da allerdings kritischer und spricht von einem schwächelnden Auftragseingang. Ein Mangel an Aufträgen sei vor allem im Bereich E-Commerce zu beobachten, schrieb er./ck/tav/stk

Quelle: dpa-Afx