PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Montag wieder zugelegt. Nach zwei schwachen Handelstagen vor dem Wochenende sowie positiven Wirtschaftsdaten aus China fassten die Anleger neuen Mut. Hinzu kam, dass die US-Börsen am Freitag im späten Geschäft und vor einem feiertags bedingt verlängerten Wochenende ihre teils herben Verluste im Handelsverlauf hatten deutlich begrenzen können.

Der EuroStoxx 50 legte kurz vor Mittag um 0,99 Prozent auf 3293,02 Punkte zu, nachdem er in der vergangenen Woche etwas mehr als ein Prozent eingebüßt hatte. Der Cac 40 in Paris stieg zu Wochenbeginn um 1,19 Prozent auf 5024,33 Zähler. In London rückte der FTSE 100 um 1,54 Prozent auf 5888,00 Punkte vor und profitierte vor allem vom schwachen Pfund. Ignoriert wurde zugleich die wachsende Gefahr eines drohenden No-Deal-Brexit.

In Italien, Spanien oder auch Zürich ging es ebenfalls wieder aufwärts. Da die US-Börsen wegen des Feiertags Labor Day geschlossen blieben, dürften die Handelsvolumina allerdings recht dünn bleiben, kommentierte Analyst Neil Wilson von Markets.com.

China stand an diesem Montag mit Ein- und Ausfuhrdaten im Fokus: Erneut erholten sich die Exporte im August überraschend deutlich, während zugleich die Importe zurückgingen. Allerdings bleiben schwer kalkulierbare Risiken wie etwa Ungewissheiten durch den Handelsstreit zwischen den USA und China und im Technologiesektor bestehen.

Mit Ausnahme eines Abschlags von 0,5 Prozent für die Bankenbranche, die am Freitag besonders deutlich zugelegt hatte, zeigten sich alle Sektoren Europas im Plus. Vor dem Wochenende hatten Fusionsgespräche zwischen den spanischen Banken Bankia und CaixaBank die Branche beflügelt. Nun folgten zahlreiche positive Analystenkommentare. Die Aktien der infolge der Finanzkrise 2008/09 staatlich geretteten Bankia gaben dennoch um knapp 2 Prozent nach, waren allerdings am Freitag auch um knapp 33 Prozent hochgesprungen.

Die Aktien der CaixaBank sanken ebenfalls um 2 Prozent, nachdem sie am Freitag um etwas mehr als 12 Prozent gestiegen waren. In EuroStoxx gaben außerdem BBVA und Santander um jeweils mehr als 1 Prozent nach. Sie hatten am Freitag ebenfalls von dem geplanten Bankendeal profitiert.

In London zogen die Anteilsscheine von AB Foods um 2,8 Prozent an. Die Wiedereröffnung aller Primark-Modeläden konnte die Folgen der Corona-Krise bei dem Mischkonzern abmildern. Im vierten Geschäftsquartal, das am 12. September zu Ende geht, sei das Geschäft in allen Konzernsparten besser gelaufen als erwartet, teilte der Primark-Mutterkonzern mit. Da die Läden infolge der Pandemie jedoch längere Zeit geschlossen geblieben waren, rechnet das Management mit einem im Vergleich zum Vorjahr deutlich schwächeren bereinigten Gewinn je Aktie.

Für die Aktien von Veolia Environnement ging es nach drei teils sehr schwachen Tagen in der vergangenen Woche um 0,9 Prozent nach oben. Der französische Entsorger stößt bei seinem zweiten Anlauf zur Übernahme des Konkurrenten Suez auf heftigen Widerstand des umworbenen Unternehmens. Der vorgeschlagene Deal von Veolia sei ein Irrweg und schlecht für Frankreich, sagte Suez-Chef Bertrand Camus in einem Interview mit "Le Figaro" am Sonntag. Der ganze Vorhaben sei absurd. Suez legen nach teils sehr kräftigen Gewinnen in der vergangenen Woche nun um weitere 0,8 Prozent zu.

Unter den Sektoren stieg indes der der Immobilien mit plus 2,1 Prozent besonders deutlich. Er war am Freitag das Schlusslicht unter den insgesamt 19 Sektoren gewesen. Auch der Autosektor legte um 2,1 Prozent zu. Volkswagen als Spitzenwert im EuroStoxx 50 gewann 3,4 Prozent. Wie Betriebsratschef Bernd Osterloh in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" sagte, könnte der Autobauer beim Bau von Elektro-Autos schneller vorankommen als geplant./ck/stk

Quelle: dpa-Afx