FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt lassen sich die Anleger vor wichtigen Konjunkturterminen in dieser Woche weiter Vorsicht walten. Nach seinem positiven Wochenstart fiel der Dax am Dienstag nach durchwachsenen ZEW-Konjunkturdaten bis zum Mittag mit 0,48 Prozent auf 15 724,93 Punkte.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es zuletzt um 0,55 Prozent auf 27 053,62 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,38 Prozent auf 4238,20 Punkte.
Für Marktbeobachter sind die aktuellen Kursverluste schlüssig, sie hatten in den beiden vergangenen Erholungstagen im Dax ohnehin nur eine technische Gegenbewegung gesehen. Inflationsdaten aus den USA morgen, die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag und zum Wochenschluss der große Verfall an den Terminbörsen - "da könnte jedes Engagement am Aktienmarkt verfrüht sein", fasste Jürgen Molnar von Robomarkets die Beweggründe für die Zurückhaltung der Anleger zusammen.
Vor diesem Hintergrund rückten hierzulande die ZEW-Konjunkturdaten besonders in den Blick. "Der Saldo der Konjunkturerwartungen ist zwar gestiegen, er liegt aber weiterhin im negativen Bereich und so bleibt die konjunkturelle Perspektive getrübt", kommentierten die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Zudem seien die Lageeinschätzungen schwächer ausgefallen. Mit Blick auf den EZB-Entscheid bleibe es daher wohl weiter bei einem engen Rennen - dieser gilt derzeit als besonders großer Unsicherheitsfaktor am Markt: Unklar ist, ob die europäischen Währungshüter erneut an der Zinsschraube drehen oder eine Pause im Erhöhungszyklus einlegen.
Auf Unternehmensseite setzte derweil ein Kursrutsch beim US-Softwarekonzern Oracle den Aktien des deutschen Wettbewerbers SAP zu - die Papiere gehörten mit minus 2,6 Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Die Amerikaner hatten den Markt mit einem sich verlangsamenden Wachstum im Cloud-Geschäft im vergangenen Quartal enttäuscht. Bei SAP sprach ein Händler nun von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktien zuvor in diesem Jahr rund ein Drittel gewonnen hatten.
Während Aktien von MTU mit minus 4,7 Prozent und Airbus mit minus 1,8 nach dem jüngsten Kursrutsch unter Druck blieben, bewegten zahlreiche Analystenkommentare. Rheinmetall setzten sich zur Mittagszeit mit 1,4 Prozent Aufschlag an die Dax-Spitze, die Papiere profitierten von einem positiven Kommentar der Deutschen Bank. Mit einem neuen Kursziel von 300 Euro sehen deren Analysten noch reichlich Luft nach oben für die Aktien des Rüstungskonzerns.
Entgegengesetzte Richtungen nahmen die Konsumgüterhersteller Beiersdorf und Henkel - die Hanseaten zählten mit rund 0,8 Prozent Zuwachs zu den Dax-Favoriten, dagegen ging es für den Wettbewerber um gut 1,3 Prozent bergab. Bei Henkel gab ein gestrichenes positives Votum der Exane BNP Paribas den Ausschlag. Dagegen äußerte sich mit der französischen Bank und Jefferies gleich zwei Analysehäuser lobend zu Beiersdorf.
Im MDax waren derweil die Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh nach einer positiven Einschätzung der US-Bank JPMorgan gefragt. Sie notierten zuletzt knapp fünfeinhalb Prozent höher. Branchenkenner Marcus Diebel ist optimistisch für die Kursentwicklung. Er sprach von starker Dynamik bei den wichtigsten Geschäftskennziffern (KPI), geringen Erwartungen und einer immer noch attraktiven Bewertung.
Auf dem letzten Platz im Mittelwerteindex standen derweil die Papiere des Verpackungsspezialisten Gerresheimer . Sie setzten mit zuletzt siebeneinhalb Prozent Abschlag den Rückfall vom kürzlich erreichten Hoch fort./tav/mis
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx