FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Vortagessprung des Dax auf ein Hoch seit dem Corona-Crash lassen es die Anleger am Donnerstag vorsichtiger angehen. Vom Start weg bewegte sich der Leitindex im engen Rahmen um die 12 850 Punkte. Am Nachmittag fiel er um 0,63 Prozent auf 12 848,89 Zähler. Am Vortag war er angetrieben von der Hoffnung auf einen Coronavirus-Impfstoff nur knapp an der Marke von 13 000 Punkten gescheitert.
Gemischt ausgefallene Wirtschaftsdaten aus China wurden am Markt als kleine Belastung angesehen. Zwar erholte sich Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal stärker als gedacht vom Corona-Einbruch, enttäuschende Einzelhandelszahlen schürten allerdings neue Sorgen um die Konsumbereitschaft der Chinesen. "Die Corona-Krise kann also selbst das normalerweise wachstumsstarke China nicht so einfach abschütteln", kommentierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.
Keine eindeutigen Impulse gingen im Tagesverlauf von der Europäischen Zentralbank (EZB) aus. Nach der jüngsten Ausweitung der beispiellosen Anti-Krisen-Maßnahmen in der Corona-Pandemie mit zusätzlichen Wertpapierkäufen legen Europas Währungshüter dieses Mal eine Pause ein. Auch die Pressekonferenz von Präsidentin Präsidentin Christine Lagarde gab den Finanzmärkten zunächst keine eindeutigen Impulse.
Mit dem Dax ging es am Donnerstag auch für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,7 Prozent bergab. In New York zeichnete sich für den Dow Jones Industrial derweil ein 0,6 Prozent schwächerer Start ab. Aktuelle Unternehmensberichte aus dem US-Bankensektor wie auch frische US-Wirtschaftsdaten waren am Donnerstag auf den ersten Blick eher durchwachsen ausgefallen.
Der deutsche MDax gab derweil weniger stark um 0,16 Prozent auf 27 036,55 Zähler nach. Nachrichtlich machten die dort gelisteten mittelgroßen Werte und die Nebenwerte im SDax auch die größeren Schlagzeilen als die 30 Dax-Werte, unter denen eher solche mit defensivem Charakter gefragt waren. Zyklische Werte wie zum Beispiel Infineon, MTU oder Continental lagen weit hinten im Leitindex.
Die jüngste Rally des Aktienmarktes gilt auch als getrieben von bislang recht robusten Geschäftszahlen diverser Unternehmen. Jüngstes Beispiel ist hier der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson , der im zweiten Quartal einen überraschend geringen Umsatz- und Ergebnisrückgang verkraften musste. Die Papiere rückten um sechs Prozent vor auf Vor-Corona-Niveau.
Im Tagesverlauf wurden im SDax auch Ceconomy von einer besser als befürchteten Geschäftsentwicklung beflügelt. Die Anteilsscheine der Media-Markt- und Saturn-Mutter zogen um zehn Prozent an.
Bei den als Krisengewinner geltenden Unternehmen wie dem Laborausrüster Sartorius und dem Online-Modehändler Zalando läuft es weiter rund. Beide hoben ihre Jahresprognosen an und beide Aktien legten im MDax zu: Zalando um 2,7 Prozent und Sartorius um neun Prozent. Erstere scheiterten knapp an einer Bestmarke, bei letzteren reichte es im Hoch für einen Rekord über 342 Euro.
Ebenfalls unter die großen MDax-Gewinner mischten sich im Verlauf Knorr-Bremse. Hier trieben neue Prognosen für das laufende Jahr die Aktien um vier Prozent nach oben, in der Spitze erreichten sie mit 103,80 Euro ein Rekordhoch. Dem Bremsenhersteller zufolge lief es im zweiten Quartal besser als Analysten im Durchschnitt befürchtet hatten.
Der Euro kostete am Donnerstagnachmittag im Zuge der Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) 1,1411 US-Dollar. Den Referenzkurs hatte die EZB am Vortag auf 1,1444 Dollar festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen fielen am Donnerstag überwiegend. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 145,10 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug leicht von minus 0,48 Prozent am Vortag auf minus 0,47 Prozent. Der Bund Future legte um 0,24 Prozent auf 176,48 Punkte zu./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx