FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Vortagessprung des Dax auf ein Hoch seit dem Corona-Crash dürften es die Anleger den Donnerstag ruhiger angehen. Der X-Dax als Indikator signalisierte für den Dax etwa eine Stunde vor dem Handelsstart ein Minus von 0,8 Prozent auf 12 828 Punkte. Angetrieben von der Hoffnung auf einen Coronavirus-Impfstoff hatte der deutsche Leitindex zur Wochenmitte einen Widerstand bei knapp 12 850 Punkten überwunden und war letztlich nur knapp an der Marke von 13 000 Punkten gescheitert.

Die Vorgaben aus Übersee belasten nun aber erst einmal. An der Wall Street fiel der Dow-Future seit dem Handelsschluss an den US-Börsen noch etwas weiter zurück und an den wichtigsten Börsen Asiens ging es am Donnerstag abwärts. Dabei können gemischte Wirtschaftsdaten aus China dem Markt keinen neuen Schub mehr verleihen. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wurde am Donnerstag im Minus erwartet.

Zwar erholte sich Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal stärker als gedacht vom Corona-Einbruch, enttäuschende Einzelhandelszahlen schürten allerdings neue Sorgen um die Konsumbereitschaft der Chinesen. Laut Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank kommt daher keine Freude auf. "Die Corona-Krise kann also selbst das normalerweise wachstumsstarke China nicht so einfach abschütteln", kommentierte der Experte. Diese Erkenntnis habe die asiatischen Börsen auf Talfahrt geschickt.

Charttechnisch könnte sich der Dax in den vergangenen Tagen jedoch Luft nach oben beschafft haben. "Der positive chart- und markttechnische Grundtenor bleibt auch vor der heutigen EZB-Sitzung kurz- bis mittelfristig erhalten", sagte der Chartexperte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Als getrieben gilt dies von einer beispiellosen Geldflut der Notenbanken, aber auch robusten Unternehmenszahlen.

Das jüngste Beispiel mit solchen Signalen ist der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson , der im zweiten Quartal weniger Minus beim Umsatz und operativen Ergebnis verkraften musste als von Analysten erwartet. Vorbörslich zog die höher tendierende Aktie insgesamt aber nur wenig Aufmerksamkeit auf sich.

Bei den ohnehin als Krisengewinner geltenden Unternehmen wie dem Laborausrüster Sartorius und dem Online-Modehändler Zalando läuft es derweil weiter rund. Beide hoben ihre Jahresprognosen an und beide Aktien legten vorbörslich zu. Bei den zeitweise noch höher gehandelten Zalando-Aktien ließ der Rückenwind aber stetig nach.

Einen deutlicher MDax -Verlierer gab es vorbörslich mit den vier Prozent tieferen CTS-Eventim-Aktien. Hier sorgen sich Anleger um die Tatsache, dass eine Tochter des Konzernveranstalters und Ticketverkäufers Millioneneinlagen bei der Commerzialbank Mattersburg im Burgenland hält. Dieser wurde mit sofortiger Wirkung die Fortführung des gesamten Geschäftsbetriebs untersagt.

Neben dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) richten sich die Blicke am Donnerstag in die USA, wo weitere Großbanken über die jüngste Geschäftsentwicklung berichten. Mit Blick auf die Konjunkturagenda interessieren sich die Investoren insbesondere für Daten aus dem US-Einzelhandel, aktuellen Arbeitsmarktzahlen sowie für das Geschäftsklima in der Region Philadelphia./tih/mis

Quelle: dpa-Afx