FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt dürfte seine Konsolidierung am Donnerstag fortsetzen. Inflations- und Konjunktursorgen steht ein Rückgang der Ölpreise entgegen. Knapp eine Stunde vor Eröffnung des Xetra-Handels notierte der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex 0,1 Prozent höher bei 14 357 Punkten. Der EuroStoxx 50 wurde rund 0,2 Prozent im Plus erwartet.

Am Montag war der Dax mit 14 589 Punkten bis auf wenige Punkte an das Zwischenhoch vom April herangelaufen. Seither mangelt es Börsianern zufolge jedoch an Anschlusskäufen. Aufgrund der Angst vor einer massiven konjunkturellen Abkühlung komme auf dem aktuellen Kursniveau nur sehr wenig Kaufinteresse auf, beobachtete Analyst Thomas Altmann von QC Partners: "Und positive Nachrichten, die eine richtige Kaufwelle auslösen könnten, sind weiterhin Mangelware."

Die Experten der Credit Suisse beschrieben die Marktstimmung als fragil. Aktuelle Wirtschaftsdaten sprächen zwar für ein langsameres Tempo in der US-Zinswende, dies habe den Aktien aber nicht wirklich geholfen, hieß es. Im Dow Jones und Nasdaq 100 gab es am Mittwoch zwar unmittelbar nach Handelsstart neue Mehrwochenhochs, die aber nicht hielten. In Asien zollte am Donnerstag auch der Hang-Seng-Index in Hongkong der jüngsten Erholung Tribut.

Die Zins- und Inflationssorgen bleiben Altmann zufolge riesig. Nun schauten die Anleger gebannt und angstvoll auf die US-Arbeitsmarktberichte, die am Donnerstag und Freitag veröffentlicht werden. "Denn wenn der US-Arbeitsmarkt dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld robust trotzt", bestehe für die US-Notenbank Fed kein Grund, auf die Zinsbremse zu treten, erklärte Altmann.

Für ein wenig Unterstützung könnte am Donnerstag indes ein Rückgang der Ölpreise sorgen. Vor einem regulären Treffen des Förderverbundes Opec+ sorgten Presseberichte für viel Spekulation. Das Wirtschaftsblatt "Financial Times" berichtete, der Ölgigant Saudi-Arabien habe westlichen Ländern signalisiert, seine Produktion auszuweiten, sollte die russische Förderung deutlich sinken. Da vor allem die hohen Energiepreise Treiber der Inflation sind, könnte das bei Investoren ein wenig Hoffnung nähren.

Da in London wegen eines Feiertages nicht gehandelt wird, könnten allerdings auch eine Reihe großer Investoren am hiesigen Markt fehlen, die sonst für Impulse sorgen.

Unter den Einzelwerten könnten die Aktien von BMW im Fokus stehen. Die Staatsanwaltschaft München durchsuchte Geschäftsräume in der BMW-Konzernzentrale und in Steyr, wie am Mittwochnachmittag bekannt geworden war. Grund sei ein Rechtshilfeersuchen der südkoreanischen Behörden aus dem Jahr 2020 gewesen, bei dem es um Dutzende von Motorbränden bei BMW-Autos in Südkorea im Jahr 2018 ging. Die Staatsanwaltschaft in Seoul habe kürzlich Anklage gegen BMW Korea und Mitarbeiter dort erhoben wegen des Verdachts, technische Mängel verschwiegen und Rückrufe zu spät gestartet zu haben, sagte ein Konzernsprecher. Die BMW-Papiere zeigten sich vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate gegenüber dem Xetra-Schluss zuletzt kaum verändert.

Die Anteilsscheine von Aixtron , Wacker Chemie und Telefonica Deutschland könnten am Donnerstag von der Aufnahme in den Auswahlindex Stoxx Europe 600 profitieren. Wie die Index-Tochter Qontigo der Deutschen Börse am Vorabend mitteilte, erfolgt der Aufstieg mit Wirkung vom 17. Juni nach Börsenschluss. Zudem könnte sich positiv auswirken, dass die Adidas-Aktie , die als potenzieller Abstiegskandidat aus dem Stoxx Europe 50 genannt worden war, nun doch in dem Leitindex bleibt./edh/mis

Quelle: dpa-Afx