FRANKFURT (dpa-AFX) - Der sich verschärfende Streit zwischen China und den USA und auch die Sorgen rund um die Corona-Pandemie dürften am Freitag die Stimmung am deutschen Aktienmarkt eintrüben. Erstmals seit Wochenbeginn wird der Dax wieder unter der runden Marke von 13 000 Punkten erwartet.

Der X-Dax signalisiert für den deutschen Leitindex rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsstart ein Minus von 1,4 Prozent auf 12 926 Punkte. Damit steuert der Dax trotz allem auf seine vierte Gewinnwoche in Folge zu, denn im Wochenverlauf ergäbe sich aktuell immer noch ein minimales Plus von 0,05 Prozent. In dem Vierwochenzeitraum seit Ende Juni ist der Dax bislang um knapp 7 Prozent nach oben geklettert und hatte sich Dienstag zeitweise sogar auf 13 313 Punkte gezeigt. Damit hatte er erstmals seit dem Corona-Crash in diesem Jahr wieder im Plus gelegen.

"Zuletzt hatten die Anleger die Pandemie aus ihren Köpfen verbannt. Doch Covid-19 dürfte heute auf die Börsenbühne zurückkehren", erwartet Marktanalyst Christian Henke von IG unter Verweis auf die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten vom Vortag. In den Vereinigten Staaten war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Corona-Pandemie erstmals seit mehr als drei Monaten wieder angestiegen. Damit wird deutlich, dass sich die größte Volkswirtschaft der Welt trotz Lockerungen der Corona-Auflagen immer noch in einer schweren Krise befindet. Zudem warnen auch Frankreich und Spanien aktuell wieder vor einem Anstieg von Corona-Fällen.

Hinzu kommt die Reaktion Chinas auf die bevorstehende Schließung eines chinesischen Konsulats in Houston (Texas). China forderte nun seinerseits die USA auf, ihre diplomatische Vertretung in der Stadt Chengdu zu schließen. Das ohnehin seit langer Zeit angespannte Verhältnis zwischen den beiden Ländern erreicht damit einen weiteren Tiefpunkt, was sich auf den Welthandel weiter negativ auswirken könnte. In China und Hongkong reagierten die Aktienmärkte am Morgen mit kräftigen Verlusten und auch an der Wall Street gab es am Vortag deutliche Verluste. Dort machten die Investoren vor allem bei den zuletzt sehr stark gelaufenen Technologieaktien Kasse.

Hierzulande stehen nun ebenfalls vor allem Technologie-Werte im Fokus, vor allem auch nach den am Vorabend nach US-Börsenschluss vorgelegten Zahlen des Chipkonzerns Intel . Zwar verlieh der Ausbau von Rechenzentren in der Corona-Krise dem US-Chipriesen im vergangenen Quartal einen kräftigen Schub, doch nicht gut kam am Markt die bereinigte Bruttomarge an. Die Aktie gab nachbörslich kräftig nach und zieht nun auch Infineon auf Tradegate - verglichen mit dem Xetra-Börsenschluss am Vortag - nach unten.

Schwach zeigten sich auch die Anteilsscheine der Corona-Krisengewinnerin Shop Apotheke nach deutlich angehobenen Jahreszielen. Händler sehen Gewinnmitnahmen als Ursache, denn erst am Vortag hatte die Aktie ein weiteres Rekordhoch erreicht und ist mit einem fulminanten Kursgewinn von aktuell 233 Prozent seit Jahresbeginn der absolute Top-Favorit im SDax .

Im Blick der Anleger könnte zudem noch der Chemikalienhändler Brenntag mit seinem Geschäftsbericht stehen, dessen Aktien auf Tradegate bereits zulegten und nun in Richtung neues Rekordhoch steuern dürften. Auch er kam im zweiten Quartal besser durch die Corona-Krise als erwartet. Die US-Investmentbank Goldman Sachs lobte die klar überbotenen Schätzungen, was die Robustheit des Geschäftsmodells von Brenntag in einer konjunkturell schwierigen Zeit belege.

Auch Delivery Hero könnten einen Blick wert sein und zeigten sich auf Tradegate schwach. Der möglicherweise schon im August in den Dax einziehende Essenslieferdienst lässt die Anleger über den Zeitpunkt eines möglichen Sprungs in die Gewinnzone im Ungewissen. Auf die Frage des “Handelsblatts” (Freitagausgabe), wann das Unternehmen profitabel werde, antwortete Firmenchef Niklas Österberg: "Ich weiß es wirklich nicht. Als ich letztes Mal ein Datum genannt habe, habe ich mich geirrt."/ck/mis

Quelle: dpa-Afx