FRANKFURT (dpa-AFX) - Starke Vorgaben der US-Börsen vom Vortag dürften dem deutschen Aktienmarkt am Freitag zu einer festeren Eröffnung verhelfen. Allerdings steht am Nachmittag der offizielle US-Arbeitsmarktbericht an, der den Wochenausgang bestimmen dürfte. Marktbeobachter rechnen mit einem ruhigen Handel, da die Londoner Börse wegen des Thronjubiläums von Queen Elizabeth II. geschlossen hat. Bereits am Vortag waren die Börsenumsätze dünn, da in London wegen eines Bankenfeiertags nicht gehandelt wurde.

Knapp eine Stunde vor Eröffnung des Xetra-Handels gewann der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex 0,9 Prozent auf 14 616 Punkte. Dies ist der höchste Stand seit Ende März. Damit deutet sich für den Dax ein Wochengewinn von gut einem Prozent an. Der EuroStoxx 50 wurde am Freitagmorgen rund 0,7 Prozent im Plus erwartet.

Die Devisenmarktexperten der Commerzbank spielen die Bedeutung der aktuellen US-Arbeitsmarktzahlen herunter. Da die US-Notenbank ohnehin bereits mit großen und schnellen Zinserhöhungen entschlossen gegen die Inflationsgefahren angehe, dürfte ein Zehntel mehr oder weniger in der Arbeitslosenquote nichts an der Gangart der Fed ändern, hieß es. Anders wäre es, wenn die Zinserhöhungen bereits Bremswirkung bei der Beschäftigung zeigen würden. Aber dafür sei der Fed-Zinszyklus noch zu jung.

Aus Sicht von Analyst Thomas Altmann von QC Partners werden die Daten hingegen besonders spannend, da der am Vortag veröffentlichte Arbeitsmarktbericht der privaten Agentur ADP für Mai das langsamste Jobwachstum seit dem Corona-Ausbruch signalisiert habe. "Ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht könnte das erwartete Zinserhöhungs-Tempo in Frage stellen. Sollte der US-Arbeitsmarkt deutlich an Dynamik verlieren, müsste die Fed ihr Zins-Tempo sicherlich neu und kritisch diskutieren", glaubt der Experte.

Unter den Einzelwerten könnten die Aktien von Compugroup Medical für Aufsehen sorgen. Auf der Handelsplattform Tradegate fielen sie zuletzt um 1,2 Prozent. Das auf Arztpraxen spezialisierte Software-Unternehmen baut seine Führungsspitze um. Der Vertrag mit Vorstandschef Dirk Wössner werde im gegenseitigen Einvernehmen zum 30. Juni beendet, hieß es. Hintergrund seien "unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der langfristigen Strategie". Diese Nachricht dürfte zumindest einige Irritationen auslösen, kommentierte ein Händler am Morgen.

Die Anteilsscheine von Brenntag stiegen auf Tradegate um 0,8 Prozent auf 73,20 Euro. Baader Bank empfahl die Aktien des Chemikalienhändlers zum Kauf und erhöhte das Kursziel von 85 auf 102 Euro. Analyst Markus Mayer lobte das starke operative Geschäft und die Digitalisierungsstrategie. Er rechnet zudem mit Marktanteilsgewinnen und sieht das Unternehmen als Profiteur einer Branchenkonsolidierung./edh/jha/

Quelle: dpa-Afx