FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erholungsphase im Dax gerät ins Stocken. Am Dienstag wird der deutsche Leitindex wieder mit Verlusten erwartet. Bislang hat sich die Hoffnung auf Fortschritte in den Verhandlungen zum Ukraine-Krieg nicht bewahrheitet. Zudem sorgen laut Börsianern eine schwache Wall Street und die anhaltende Verkaufswelle in China auch hierzulande für wieder wachsende Vorsicht unter den Anlegern.

Knapp eine Stunde vor dem Börsenstart signalisierte der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex ein Minus von 0,68 Prozent auf 13 834 Punkte. Damit vergrößert sich der Abstand zur Marke von 14 000 Punkten erneut. Für die Überwindung der psychologisch wichtigen Marke sei die Nachrichtenlage nicht gut genug, stellte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners am Morgen fest. "Ohne weitere Verhandlungsfortschritte könnte die 14 000 eine harte, wenn nicht sogar eine unüberwindbare Hürde werden."

Die Hoffnung auf eine Annäherung der beiden Kriegsparteien hatte dem Dax noch am Vortag einen starken Wochenstart beschert. Dabei hatte der deutsche Leitindex sich kurzzeitig sogar der Marke von 14 100 Punkten angenähert und sich damit seit dem bisherigen Krisentief im Ukraine-Krieg vor einer Woche bei 12 438 Punkten um gut 13 Prozent erholt.

Doch die schwachen Vorgaben von den Überseebörsen lassen für den Tag wenig Gutes erwarten. Vor allem Technologiewerte haben aktuell einen schweren Stand. Aufgrund der Nähe der chinesischen Regierung zu Russland zeigen die Anleger Chinas Tech-Unternehmen die kalte Schulter. Und an der Wall Street war der technologielastige Nasdaq 100 am Vorabend auf einen neuen Tiefststand seit Mai 2021 gerutscht. Unter der Schwäche leiden auch die europäischen Börsen: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wurde am Dienstagmorgen zuletzt mit einem Abschlag von einem Prozent erwartet.

Wenig Erleichterung gibt es auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Dort sind die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland über einen Waffenstillstand bislang nicht vorangekommen. Die am Montag erstmals per Videoschaltung begonnenen Gespräche blieben ohne greifbare Ergebnisse, nach ukrainischen Angaben sollen die Verhandlungen heute fortgesetzt werden.

Derweil wirft die anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed bereits ihre Schatten voraus. Wegen der hohen Inflation wird zur Wochenmitte fest mit der ersten Zinserhöhung in den USA seit Beginn der Corona-Pandemie gerechnet. Abseits von Geo- und Konjunkturpolitik haben es Unternehmensnachrichten aktuell an den Aktienmärkten schwer, dennoch dürften auch am neuen Handelstag einige Bilanzen die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen.

Fraport-Aktien warfen die Anleger nach Vorlage der Zahlen vorbörslich aus den Depots. Auf der Handelsplattform Tradegate ging es um rund drei Prozent abwärts im Vergleich zum Xetra-Schluss. Der Flughafenbetreiber kann zwar mit einem unerwartet starken Jahresabschluss für 2021 überraschen, der Ausblick für das neue Jahr sei aber unter den Erwartungen ausgefallen, bemängelte ein Händler. Fraport war im vergangenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt und rechnet in diesem Jahr mit einer weiteren Erholung.

Vorbörsliche Zahlen kamen unter anderem auch von TAG Immobilien , dem Versorger RWE und Volkswagen - am Vortag hatten bereits die am Freitagabend nach Handelsende veröffentlichten Eckdaten des Autobauers und dessen Ausblick den kompletten Sektor gestützt. Wacker Chemie schüttet unterdessen eine Rekorddividende aus, dies könnte laut einem Börsianer die Aktie stützen./tav/zb

Quelle: dpa-Afx