FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax dürfte am Montag mit deutlichen Verlusten in die Vorweihnachtswoche starten. Nur noch wenige Handelstage bleiben bei deutschen Aktien für eine Jahresendrally, doch zum Start der neuen Woche sieht es gar nicht danach aus: Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex steht rund eine Stunde vor dem Börsenstart zwei Prozent im Minus bei 15 217 Punkten. Das beachtliche Jahresplus von zuletzt 13,2 Prozent würde damit deutlich abschmelzen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 tendierte ebenfalls sehr schwach.

Börsianer verwiesen am Morgen unter anderem auf die Sorgen vor neuen Lockdown-Maßnahmen und meist deutliche Verluste an den Börsen in Asien. Der Dax dürfte die 200-Tage-Linie unterschreiten, die den langfristigen Trend beschreibt und knapp unter 15 500 Punkten liegt. Der Charttechnik-Experte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel befürchtet, dass dies "eine Kettenreaktion an Verkäufen" nach sich ziehen könnte. Spätestens im Bereich von 15 000 Punkten sieht er aber eine mittlerweile etablierte Unterstützungslinie.

Zudem könnte eines der innenpolitischen Kernvorhaben des US-Präsidenten Joe Biden scheitern. Der demokratische Senator Joe Manchin verkündete, dass er einem billionenschweren Sozial- und Klimapaket nicht zustimmen könne. Nun ist unklar, ob das Prestigeprojekt des Präsidenten noch zu retten ist. Republikaner bejubelten die Blockade des eher konservativen Demokraten Manchin. Dessen Parteikollegen reagierten empört. Das Weiße Haus warf dem Senator aus dem Bundesstaat West Virginia Wortbruch vor. Die Experten der Landesbank Helaba schrieben, es sei nicht klar, ob das Kernvorhaben wenigstens in abgeschwächter Form eine Zukunft habe.

Die Agenda fällt zu Wochenbeginn eher dünn aus: Fundamentaldaten dürften keine großen Impulse liefern, erwartet Utschneider. Einzig der US-Index der Frühindikatoren könne am Nachmittag etwas Relevanz haben. Zu beachten sind aber einige Änderungen in den Indizes hinter dem Dax.

Unter den Einzelwerten dürften Papiere aus der Luftfahrtbranche unter Druck geraten, nachdem die Bundesregierung nun Großbritannien wieder als Virusvariantengebiet eingestuft hat. So notierten Lufthansa auf der Handelsplattform Tradegate dreieinhalb Prozent und Fraport viereinhalb Prozent unter den jeweiligen Schlussständen auf Xetra.

Händlern zufolge ist es in einem Gesamtmarkt, der erneut von Corona-Sorgen belastet wird, das übliche Bild, dass Reisewerte besonders auf solche Nachrichten reagieren. Auch wenn der Schritt nicht überrasche, sei dies in der Reisebranche klar negativ für die Stimmung. Fluggesellschaften dürfen nun auf wichtigen Strecken etwa nach London im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von Großbritannien nach Deutschland befördern. Für Einreisende aus Virusvariantengebieten gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht - auch für Geimpfte und Genesene./la/jha/

Quelle: dpa-Afx