FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt können am Donnerstag trotz des weiter eskalierenden Kriegs in der Ukraine auf eine Stabilisierung hoffen. Rund eine Stunde vor dem Handelsstart signalisierte der X-Dax als Indikator für den Dax ein Plus von knapp 0,2 Prozent auf 14 027 Punkte. Zur Wochenmitte war der Leitindex zeitweise auf den tiefsten Stand seit einem Jahr abgerutscht, hatte es aber bis zum Börsenschluss noch in positives Terrain geschafft. Ähnlich war es seinem Eurozonen-Pendant EuroStoxx 50 ergangen, der am Donnerstag ebenfalls knapp im Plus erwartet wird.

US-Außenminister Antony Blinken hält indes diplomatische Verhandlungen im Ukraine-Krieg im Fall einer Deeskalation der russischen Seite weiter für möglich. "Wir halten die Tür für einen diplomatischen Weg offen", sagte Blinken. Ohne eine militärische Deeskalation werde das aber sehr schwer sein, schränkte er ein. Blinken plant angesichts des Ukraine-Krieges eine Reise nach Osteuropa.

Die europäischen Märkte hätten mittlerweile "ein hohes Maß an Unsicherheit eingepreist", schrieb Analyst Paul O’Connor von der Investmentfirma Janus Henderson. Die Aktienkurse deuteten auf einen "extremen Pessimismus gegenüber Anlagen der Eurozone hin". Ein derart hoher Grad an Misstrauen sei zuvor nur in der US-Immobilienkrise, der Schuldenkrise in der Eurozone und in den Anfangstagen der Corona-Pandemie zu beobachten gewesen.

Unternehmensseitig steht am deutschen Aktienmarkt weiter die laufende Berichtssaison mit etlichen Geschäftszahlen im Fokus. Der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA hat dank guter Geschäfte der Laborsparte mit Impfstoffentwicklern und -herstellern ein historisch starkes zweites Corona-Jahr hinter sich. Auch 2022 peilt der Dax-Konzern ein hohes organisches Wachstum bei Umsatz und bereinigtem Ergebnis an.

Aus dem MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen legten mehrere Mitglieder Zahlen vor. Die Lufthansa stellt sich angesichts des Ukraine-Kriegs nach zwei verlustreichen Pandemiejahren auf weiter schwierige Zeiten ein. Immerhin konnte die Fluggesellschaft 2021 ihren Verlust dank einer gewissen Erholung des Passagiergeschäfts und eines Milliardengewinns der Frachtsparte um zwei Drittel reduzieren. Ob die Lufthansa 2022 in die Gewinnzone zurückkehrt, ließ der Vorstand aber offen.

Der Spezialchemiekonzern Evonik traut sich hingegen trotz der hohen Rohstoffkosten im laufenden Jahr ein weiteres Gewinnwachstum zu. Dieses dürfte allerdings etwas geringer ausfallen als 2021.

Der Gabelstapler-Hersteller Kion profitierte im vergangenen Jahr von der großen Nachfrage nach Logistik-Fahrzeugen und blickt zuversichtlich auf 2022. Derweil übertraf der Außenwerber Ströer 2021 seine eigenen sowie die Analystenerwartungen und will 2022 noch einen draufsetzen.

Auch der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will am Rekordumsatz des vergangenen Jahres anknüpfen und 2022 noch mehr schaffen. Dagegen bremsten beim Anlagenbauer Gea Lieferengpässe das Umsatzwachstum. Derweil legte der Gewinn dank der Restrukturierungsmaßnahmen des Unternehmens deutlich zu./gl/jha/

Quelle: dpa-Afx