FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax dürfte seinen Rückschlag am Donnerstag vor den geldpolitischen Signalen der Europäischen Zentralbank (EZB) nochmals ausweiten. Knapp eine Stunde vor Eröffnung des Xetra-Handels signalisierte der X-Dax für den deutschen Leitindex ein Minus von 0,70 Prozent auf 14 345 Punkte. Der Leitindex nähert sich damit seinem bisherigen Monatstief von 14 329 Punkten.

Die EZB dürfte wegen der hohen Inflation die geldpolitische Wende einleiten. Aller Voraussicht nach wird die Notenbank am Nachmittag im Rahmen ihrer Sitzung das Ende ihrer Netto-Anleihekäufe verkünden. Darüber hinaus wird sie nach Meinung vieler Bankvolkswirte einen ersten Zinsschritt für die folgende Sitzung im Juli signalisieren. Es wäre die erste Erhöhung des Leitzinses seit mehr als einem Jahrzehnt.

Laut dem Volkswirt Francesco Pesole von der ING-Bank steht angesichts der bisher zögerlichen Haltung der EZB die Frage im Mittelpunkt, ob eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Juli beschlossene Sache ist oder ob es sogar Raum für eine Erhöhung um gleich 50 Basispunkte gibt. "Eine Absage an doppelte Zinsschritte würde am Markt für Erleichterung sorgen", glaubt der Experte Thomas Altmann von QC Partners.

Vorbörslich bleiben die Anleger am Donnerstag in der Defensive, im Tradegate-Handel gab es nur vergleichsweise wenig Aktivität. Laut den Experten der ING gilt dies schon länger, schon in den vergangenen beiden Wochen sei an den Börsen bei einer eher geringen Handelsspanne nur relativ wenig umgesetzt worden. In früheren Fällen sei diese Kombination ein Vorbote für deutlich fallende Kurse gewesen, warnen sie.

Höhere Verluste von 3,6 Prozent mussten die Anleger von Hochtief einstecken wegen einer Kapitalerhöhung, die die Gewinne für bestehende Aktionäre verwässert. Der Baukonzern beschafft sich mit dem Verkauf von gut sieben Millionen neuen Aktien frisches Geld für die vollständige Übernahme der australischen Tochter Cimic. Die neuen Papiere gehen im Rahmen einer Privatplatzierung hauptsächlich an den spanischen Mutterkonzern ACS . Der Preis wurde auf 57,50 Euro festgelegt, am Vortag hatte der Schlusskurs 60,48 Euro betragen.

Wegen finalen Geschäftsjahres-Zahlen standen dagegen die Aktien von Heidelberger Druck positiv im Blickfeld. Vorbörslich bewegten sich diese mit 2,2 Prozent im Plus. Laut einem Händler sind Aussagen zum Ausblick ambitioniert genug, um der Aktie zu helfen. Der Maschinenbauer will im neuen Geschäftsjahr Umsatz und Ergebnis trotz des Kostendrucks weiter steigern.

Nicht zur Ruhe kommt derweil der Fondsanbieter DWS angesichts der laufenden Untersuchungen wegen "Greenwashing"-Vorwürfen. Die Schweizer Großbank UBS gab am Mittwoch vor diesem Hintergrund ihre Kaufempfehlung auf. Vorbörslich sank der Kurs hier um 1,2 Prozent. Für Wacker Chemie wird derweil JPMorgan pessimistisch: Die Abstufung der US-Bank ließ die Papiere um 2,7 Prozent fallen./tih/nas

Quelle: dpa-Afx