FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Furcht vor einem kräftigen Zinsanstieg treibt die Anleger am Freitag wieder in die Defensive. Nach zwei starken Tagen zeichnet sich beim Dax ein Rückschlag ab. Eine Stunde vor dem Xetra-Start signalisierte der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex einen Abschlag von 1,4 Prozent auf 14 306 Punkte. Nach einem Hoch seit zwei Wochen trübt sich die charttechnische Perspektive damit wieder deutlich ein. Auch der EuroStoxx wird schwächer erwartet.

"Die Turbulenzen an den Märkten setzen sich fort, ausgelöst durch weitere Kommentare des Vorsitzenden der US-Notenbank, Jerome Powell", schrieben die Experten der ING-Bank am Morgen. Trotz einiger guter Quartalsberichte waren die Börsen in New York am Vorabend immer weiter abgerutscht, nachdem Powell über einen großen Zinsschritt gesprochen hatte. Zur Bekämpfung der hohen Inflation erwägt die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Mai eine Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte.

"Der Markt bereitet sich auf noch aggressivere Zinsschritte vor", hieß es dazu von der Commerzbank. International zogen die Anleiherenditen an, was Festverzinsliche als Alternative zu Aktien attraktiver machen kann. Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners fürchtet konjunkturelle Folgen. Für Unternehmen würden höhere Zinsen neben hohen Energiekosten und anhaltenden Lieferkettenproblemen schon zum dritten großen Belastungsfaktor.

Die Berichtssaison der Unternehmen, die am Vortag noch als wichtiger Treiber für die Dax-Gewinne galt, kann dem Leitindex am Freitag zunächst keine positiven Impulse geben. Zahlen von SAP bezeichnete ein Händler in einer ersten Reaktion als gemischt. Es sei zwar ermutigend, dass der Softwarekonzern im ersten Quartal sein Wachstum angekurbelt hat. Enttäuschend sei aber die operative Gewinnmarge. Vorbörslich gaben die SAP-Aktien um 2,2 Prozent nach.

Außerhalb des Dax kamen von Salzgitter am Vorabend nach Börsenschluss gute Nachrichten: Dank anhaltend hoher Stahlpreise sowie einem gestiegenen Gewinnbeitrag der Beteiligung Aurubis erhöhte der Konzern die Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Vorbörslich legten die Titel moderat um 0,7 Prozent zu. Allerdings hatten sie am Vortag bei Anlegern schon besonders hoch im Kurs gestanden.

Ähnliches wurde am Vorabend nach Börsenschluss vom Großhandelskonzern Metro vermeldet, der auch positiver auf das laufende Geschäftsjahr blickt. Beim Umsatz sei nun mit einem Wachstum von 9 bis 15 Prozent zu rechnen, hieß es. Zuvor war Metro von 3 bis 7 Prozent ausgegangen. Vorbörslich legten die im SDax gelisteten Aktien 2,8 Prozent zu.

Vorbörslich besonders auffällig waren die Titel der Adler Group mit einem Kurssprung um 17 Prozent. Der Immobilienkonzern teilte mit, dass der Wirtschaftsprüfer KPMG in einer Sonderprüfung zwar einige Mängel gefunden hat. Allerdings seien auch keine Indizien für systematischen Betrug festgestellt worden, hieß es. Einem Händler zufolge bringt dies vorerst Entlastung für das von Vorwürfen der Investmentfirma Viceroy geplagte Unternehmen./tih/jha/

Quelle: dpa-Afx