FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Freitag einmal mehr von vorsichtigen Hoffnungen auf Fortschritte bei der Beilegung des Ukraine-Kriegs beflügelt worden. Auslöser war ein Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax, demzufolge der russische Präsident Wladimir Putin gewisse positive Entwicklungen in den Gesprächen mit der Ukraine sieht.

Der deutsche Leitindex baute daraufhin seine Gewinne sprunghaft aus - am Nachmittag stand noch ein Kursanstieg von 3,39 Prozent auf 13 897,90 Punkte zu Buche. Nach der Erholungsrally vom Mittwoch war der Dax am Donnerstag wieder um knapp drei Prozent zurückgefallen. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann zuletzt 3,29 Prozent auf 30 436,16 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um drei Prozent auf 3760,91 Zähler hoch.

Auf Wochensicht steuert der Dax auf einen Gewinn von mehr als sechs Prozent zu. Doch seit Jahresbeginn steht immer noch ein Kurseinbruch von zwölfeinhalb Prozent zu Buche. Wegen des anhaltenden Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation bleibt die Lage an den Aktienmärkten zwar angespannt. Die Autoren des Börsenbriefs "Bernecker-Daily" zeigten sich aber vorsichtig optimistisch. "Nach zwei Ausverkaufstagen verläuft eine Marktstabilisierung (nun) etwas vorsichtiger, aber überzeugender", heißt es dort. Entscheidend sei allerdings eine Waffenruhe in der Ukraine - ansonsten "wird nicht wirklich investiert, weil Kriege in ihrem täglichen Verlauf nicht vorhersehbar sind".

Russland pocht auch mehr als zwei Wochen nach seinem Angriff auf die Ukraine auf seine Forderungen an die Ukraine und die Nato. Konkret gehe es um das Vorrücken von Nato-Infrastruktur an Russlands westlichen Grenzen und um die Handlungen der Ukraine im Donbass, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow Interfax zufolge.

Mit Blick auf die Berichtssaison wurde es nach der jüngsten Zahlenflut merklich ruhiger am deutschen Aktienmarkt. Beim Chemiekonzern Lanxess honorierten die Anleger Zahlen und Ausblick mit Kursgewinnen von 7,80 Prozent. Damit waren die Aktien größter Gewinner im MDax. Die Kölner erfüllten 2021 trotz hoher Kosten die Gewinnerwartungen am Markt und streben 2022 ein deutliches Ergebniswachstum an. Allerdings seien die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs dabei noch nicht berücksichtigt. Experten hoben einhellig den Ausblick auf das erste Quartal positiv hervor.

Der Flughafenbetreiber Fraport konnte im Februar die Passagierzahlen gegenüber dem lockdowngeprägten Vorjahreszeitraum mehr als verdreifachen. Im Vergleich zum Februar 2019 - also vor Ausbruch der Corona-Pandemie - haben sich die Zahlen aber mehr als halbiert. Die Aktien zogen im MDax um rund 4,7 Prozent an.

Beim im Kleinwerte-Index SDax gelisteten Biotechnologieunternehmen Morphosys konnten sich die Anleger über ein Kursplus von mehr als vier Prozent freuen. Morphosys ordnet die Forschung bei seiner US-Tochter Constellation Pharmaceuticals neu und schreibt deshalb knapp eine Viertelmilliarde Euro ab. Künftig wollen sich die Bayern nur noch auf die am weitesten fortgeschrittenen Medikamentenkandidaten des US-Krebsspezialisten konzentrieren. Die vorklinischen Programme von Constellation in den USA werden eingestellt. Vortags hatte die Abschreibung den Aktienkurs noch belastet.

Gefragt blieben zudem einige Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien wie die Siemens-Gamesa-Mutter Siemens Energy und der Solarkonzern SMA Solar : Sie verteuerten sich um über fünf beziehungsweise um sechs Prozent. Gesprächsthema am Markt bleibt die Energiewende, die durch die Folgen des Krieges in der Ukraine indirekt vorangetrieben wird. Die Europäische Union will die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl reduzieren.

Der Euro kostete zuletzt 1,1002 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1084 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,02 Prozent am Vortag auf 0,12 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,53 Prozent auf 141,04 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,42 Prozent auf 162,21 Zähler./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx