FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat die am Vortag wieder aufgekommenen Inflations- und Zinsängste am Freitagnachmittag großteils schon wieder abgeschüttelt. Der Dax reduzierte seine frühen Verluste auf zuletzt noch 0,20 Prozent bei 15 459,71 Punkten. Damit zeichnet sich für den deutschen Leitindex auf Wochensicht ein Gewinn von rund 2,4 Prozent ab. Der MDax der mittelgroßen Werte sank am Freitag um 0,15 Prozent auf 33 476,36 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone büßte rund 0,7 Prozent ein.

"Der Deutsche Aktienindex steckt die neuen Hiobsbotschaften von der Inflationsfront erstaunlich gut weg", betonte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege RoboMarkets. "Die Anleger wollen jetzt lieber ein Ende der noch bis vor kurzem unendlich geglaubten, geldpolitischen Unterstützung mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende mit immer weiteren Nackenschlägen. Soll heißen, umso schneller die Fed nun aktiv wird, desto besser für den Aktienmarkt", so Molnar.

Die Aussicht auf kräftige Leitzinserhöhungen in den USA nach überraschend deutlich gestiegenen Verbraucherpreisen hatte die US-Börsen am Donnerstag erheblich belastet und dem Dax am Morgen eine negative Vorgabe gegeben. Die hohe Teuerung in den USA treibt die Renditen an den Kapitalmärkten immer weiter nach oben. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentierten erstmals seit Mitte 2019 zeitweise wieder über der Marke von zwei Prozent. Damit verteuert sich die Refinanzierung von Unternehmen mit entsprechend negativen Folgen für die Profitabilität.

Mit einem rasanten Kursanstieg reagierten die Aktien von Mercedes-Benz auf die Bekanntgabe erster Geschäftszahlen für 2021. Die Papiere des Autobauers setzten sich mit einem Plus von zuletzt 6,1 Prozent an die Spitze des Dax und ließen auch die 50-Tage-Linie hinter sich. Diese gilt als Indikator für den mittelfristigen Trend. Mercedes habe im Schlussquartal die Prognosen übertroffen, stellte Jefferies-Analyst Philippe Houchois fest. Ein in jeglicher Hinsicht starkes Jahresende sollte die Erwartungen für 2022 nach oben treiben.

Die Aktien von FMC fielen um 3,9 Prozent. Das Analysehaus Jefferies hatte die Titel des Dialyse-Unternehmens auf "Underperform" abgestuft. Der Ausblick auf 2022 dürfte trotz Kostensenkungen eine nur schwache geschäftliche Perspektive abbilden, schrieb Analyst James Vane-Tempest. Er sieht auch weiterhin ein gewisses Problem in der Patienten-Sterblichkeit als Folge der Corona-Pandemie.

Die Aktien des Essenslieferanten Delivery Hero setzten ihre steile Talfahrt fort. Nach einem Kurseinbruch von mehr als 30 Prozent am Vortag fielen sie um weitere 7,0 Prozent. Damit waren sie erneut klar schwächster Dax-Wert. Etliche Analysten senkten am Freitag ihre Kursziele, die nun zwischen 80 und 130 Euro rangieren. Bei Kursen von aktuell gut 40 Euro sind diese Ziele eigentlich klare Kaufempfehlungen. Dieser Einschätzung mochten sich die Anleger jedoch bislang nicht anschließen.

Die Papiere des Gebrauchtwagenhändlers Auto1 fielen auf ein weiteres Rekordtief und notierten zuletzt 7,5 Prozent niedriger. Seit dem Börsengang vor rund einem Jahr haben die Titel bereits drei Viertel ihres Wertes eingebüßt. Experten sehen das Unternehmen operativ zwar auf gutem Weg, bemängeln aber mehrere Aktienplatzierungen von Altaktionären in den vergangenen Monaten.

Die Aktien von Carl Zeiss Meditec fielen um 2,1 Prozent. Ein Händler nannte die Profitabilität des Herstellers von Medizintechnik im ersten Geschäftsquartal "ein Desaster". Die Zahlen hätten die Erwartungen klar verfehlt, die Lieferketten seien unverändert ein Problem für das Unternehmen.

Nach der Bekanntgabe von Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr sind die Aktien von Rheinmetall am Freitag auf den höchsten Stand seit rund zwei Jahren gestiegen. Zuletzt notierten sie 2,2 Prozent im Plus. Der Rüstungskonzern und Autozulieferer hatte das operative Ergebnis um rund ein Drittel gesteigert. Analysten hatten weniger erwartet.

Die Aktien von Instone Real Estate reagierten mit plus 4,6 Prozent auf die Nachricht, dass der Immobilienentwickler bis Jahresende eigene Aktien im Umfang von bis zu 5 Prozent des Aktienkapitals zurückkaufen will. Die erworbenen Anteilsscheine sollen primär zur Finanzierung künftiger Wachstumsinvestitionen eingesetzt werden.

Der Euro wurde zuletzt mit 1,1398 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1435 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,12 Prozent am Vortag auf 0,15 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11 Prozent auf 141,05 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,59 Prozent auf 165,39 Zähler./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx