FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat den ersten Schock des russischen Angriffs auf die Ukraine vorerst überwunden. Nach zunächst nur leichten Kursgewinnen setzte der Dax bis zur Mittagszeit zu einer etwas deutlicheren Erholung an und legte um 1,26 Prozent auf 14 228,75 Punkte zu. Am Vortag war der deutsche Leitindex noch zeitweise auf den tiefsten Stand seit einem Jahr eingebrochen. Im Verlauf der turbulenten Woche hat er aktuell knapp sechseinhalb Prozent eingebüßt.

Der MDax der mittelgroßen Werte gewann am Freitag 1,93 Prozent auf 31 256,32 Punkte. Europaweit wurden ebenfalls Erholungsgewinne verzeichnet, während den US-Börsen zum Wochenschluss ein schwächerer Handelsstart bevorstehen könnte.

Dass die Anleger wenige Stunden nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine wieder Mut schöpften, "spricht für kurze Beine politischer Börsen", konstatierte Marktbeobachter Timo Emden. Er verwies für die Erholung vor allem auf die Hoffnung von Investoren, dass die US-Währungshüter ihre Zinsschritte womöglich doch noch in letzter Minute verschieben könnten. Ebenfalls schwer vorstellbar sei, "dass die EZB in den kommenden Monaten Zinserhöhungen signalisiert." Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sieht die überdurchschnittlichen Marktschwankungen außerdem als Teil der neuen Normalität an den Börsen.

Im Fokus der Anleger bleibt die Ukraine, die zunehmend unter Beschuss durch Russland steht. Zahlreiche Länder, darunter die Europäische Union, reagierten mit Sanktionen. Italiens Premierminister Mario Draghi sagte darüber hinaus, dass die gegenwärtige geopolitische Krise in der Ukraine nun auch ein Überdenken der italienischen Abhängigkeit von russischem Erdgas erfordere.

Aktien von Eon und RWE in Deutschland legten kräftig zu. Sie gewannen 3,8 Prozent und 6,6 Prozent.

Unter den Einzelwerten standen zudem die Anteile von BASF nach Jahreszahlen im Blick und büßten als Dax-Schlusslicht 3,3 Prozent ein. Der weltgrößte Chemiekonzern will nach einem Milliardengewinn im vergangenen Jahr etwas mehr Geld an die Aktionäre ausschütten. Dennoch sind diese nicht zufrieden mit der von Händlern als "durchwachsen" bezeichneten Quartalsbilanz von BASF.

Für die Aktien von VW und der Holdinggesellschaft Porsche ging es um jeweils etwa drei Prozent hoch, denn die obersten Gremien des VW-Konzerns stimmten einem Börsengang der Sportwagentochter Porsche AG zu. Die Umsetzbarkeit wird nun konkret geprüft.

Im MDax gewannen die Papiere des Mobilfunk-Anbieters Freenet nach am Vorabend vorgelegten Quartalszahlen 6,0 Prozent. Jefferies-Analyst Ulrich Rathe hob die starke Profitabilität im vierten Quartal und den zuversichtlichen Ausblick von Freenet positiv hervor.

Secunet schossen im SDax um 16,4 Prozent nach oben. Im aktuell sehr unsicheren geopolitischen Umfeld profitierten die Papiere des IT-Sicherheitsspezialisten vom Bedarf nach Schutz vor Cyber. Die Aktien der Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Hensoldt bauten zudem ihre deutlichen Vortagesgewinne weiter kräftig aus./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx