FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach den Gewinnmitnahmen vom Freitag greifen die Anleger am Montag bei deutschen Aktien wieder vorsichtig zu. Infolge schwacher Stimmungsdaten aus der deutschen Industrie hatte der Dax nur im frühen Handel seine Mühe, sich im Plus zu halten. Der Anreiz, auf dem ermäßigten Niveau wieder zuzugreifen, blieb in der Folge ein Stück weit spürbar.

Laut dem Marktbeobachter Andreas Lipkow perlen schlechte Konjunkturnachrichten aus der Eurozone an deutschen Aktien ab. Zuletzt legte der Dax um 0,37 Prozent auf 18.790 Punkte zu. Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Aktien stieg zeitgleich um 0,28 Prozent auf 25.914 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schaffte es dagegen nur knapp ins Plus.

Nach der am Mittwoch eingeläuteten Zinswende in den USA war der Dax am Donnerstag erstmals über die 19.000-Punkte-Marke geklettert, bevor das Wochenplus dann zu Wochenschluss noch auf wenige Punkte zusammenschmolz. Die UBS sprach angesichts der Rekorde von einem Stimmungshoch, das aber auf wackeligen Beinen stehe, da Anleger im Schlussquartal vor einer Reihe von Herausforderungen stünden.

"Das Zeitfenster, um das Portfolio auf Zinssenkungen der Zentralbanken auszurichten, wird immer kleiner", schrieb am Montag der UBS-Experte Mark Haefele. Er sorgt sich, dass die näher rückenden US-Wahlen die Investoren noch verunsichern werden, wobei einige Branchen und Währungen dafür anfälliger sein könnten als andere. Er glaubt außerdem, dass die konjunkturelle Unsicherheit und geopolitische Konflikte die Schwankungen der Aktienkurse verstärken werden.

Die Konjunktursorgen wurden am Montag untermauert von der deutlich stärker als erwartet eingetrübten Unternehmensstimmung im Euroraum im September. Der Einkaufsmanagerindex sackte erstmals seit Februar wieder unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten in dem gemeinsamen Währungsraum hindeutet. Experten folgerten daraus allerdings auch, dass dies den Spielraum der Europäischen Zentralbank für weitere Zinssenkungen bestätigt.

Unternehmensseitig machte erneut die Commerzbank Schlagzeilen, weil die Bank im Mittelpunkt eines Übernahmekarussells sitzt. Am Montag sank der Kurs um 4,2 Prozent, nachdem bekannt wurde, dass Deutschland nach dem überraschenden Einstieg der italienischen Großbank Unicredit vorerst keine weiteren Aktien an dem Frankfurter Bankhaus verkaufen will.

Den Beschluss des zuständigen Lenkungsausschusses teilte die Finanzagentur des Bundes mit. Die Strategie der Bank sei auf Eigenständigkeit ausgerichtet und dies begleite der Bund bis auf Weiteres, in dem er seine Beteiligung aufrechterhalte. Wie die "Financial Times" am Montag berichtete, warnt die Commerzbank davor, dass ein Zusammenschluss eine Bedrohung für die Geschäfte der Bank in Deutschland sei.

Die Papiere von Zalando waren mit 1,2 Prozent Plus gefragt. Hier äußerte sich das Analysehaus RBC optimistisch mit einem Kursziel, das mit 42 Euro mehr als die Hälfte an Kurspotenzial verspricht. Generell gefragt waren Immobilienwerte wegen der Perspektive, dass die Zinsen weiter sinken werden. Aus dem Dax kamen die Aktien von Vonovia auf einen Anstieg um gut ein Prozent.

Im MDax zogen die Titel von Scout24 wegen angekündigter Aktienrückkäufe um fast zwei Prozent an. Jene von Hugo Boss dagegen sackten dort um mehr als sechs Prozent ab, weil die Bank of America ihre Kaufempfehlung für den Modehändler in ein negatives Votum drehte. Expertin Ashley Wallace äußerte sich in einer Branchenstudie generell skeptisch zu Aktien aus der Luxusgüterbranche.

Im SDax wurden die Aktien von Borussia Dortmund verkauft, nachdem der Fußballclub am Wochenende mit 1:5 eine deftige Niederlage beim VfB Stuttgart erlitt. Der BVB hatte sich bei der ersten Niederlage mit dem neuen Cheftrainer Nuri Sahin erschreckend schwach präsentiert. Der vermeintliche Meisterkandidat liegt nun bereits fünf Punkte hinter Tabellenführer FC Bayern München.

Am Wochenanfang wurden ansonsten noch Index-Umbesetzungen wirksam, wobei im Dax alles beim Alten blieb. Im MDax nahmen der Finanzdienstleister Hypoport und Schott Pharma die Plätze von Encavis und Evotec ein. In den SDax kam neben den beiden Absteigern Deutsche Euroshop anstelle des kriselnden Agrarhändlers Baywa ./tih/men

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx