FRANKFURT (dpa-AFX) - Der eskalierende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat am Dienstag nur vorübergehend zu weiteren heftigen Einbußen an den Aktienmärkten geführt. Die Erholung vollzog sich dann aber rasant: Bis zur Mittagszeit wurden die Verluste an den meisten Börsen Europas weitgehend wettgemacht. Auch der Dax , der zum Handelsstart unter 14 400 Punkte auf den tiefsten Stand seit Anfang März vor einem Jahr gesackt war, drehte ins Plus: Zuletzt gewann der deutsche Leitindex 0,14 Prozent auf 14 751,91 Zähler.

Die Anleger hätten den ersten Schrecken wohl verdaut und warteten nun ab, wie Russland weiter vorgehe und welche Sanktionen der Westen beschließen werde, sagten Marktbeobachter.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sieht ein den Mitgliedstaaten präsentierter Entwurf vor, den Handel mit russischen Staatsanleihen zu verbieten, um eine Refinanzierung des russischen Staats zu erschweren. Zudem sollen mehrere Hundert Personen und Unternehmen auf die EU-Sanktionsliste kommen. Hier dürften einige Investoren wohl Schlimmeres befürchtet haben.

Zudem soll russisches Erdgas weiter fließen. "Russland beabsichtigt, die ununterbrochenen Lieferungen dieses Rohstoffs, einschließlich des Flüssiggases, an die Weltmärkte fortzusetzen", sagte Russlands Präsident Wladimir Putin dem Kreml zufolge.

Leicht den deutschen Markt gestützt hat zudem das Ifo-Geschäftsklima, denn es hellte sich zum zweiten Mal in Folge auf - und das stärker als erwartet.

Börsenpläne für die Sportwagenmarke Porsche halfen ebenfalls, den Verlust im Dax zu verringern, der im laufenden Jahr bereits rund sieben Prozent eingebüßt hat, nachdem er im Vorjahr knapp 16 Prozent zugelegt hatte. Neben der Krise im Osten ist die zunächst in den USA anstehende Zinswende ein Hauptgrund für die Korrektur.

Der MDax der mittelgroßen Werte gab am Dienstag um 0,16 Prozent auf 32 278,22 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 drehte ins Plus und stieg um 0,15 Prozent auf 3991,51 Punkte.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Montag die Grenzen der Ukraine erneut verschoben und gegen internationalen Protest die selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk als souveräne Länder anerkannt. Per Dekret wies Putin auch die Entsendung russischer Soldaten an. Die USA und die EU protestierten und kündigten Strafmaßnahmen an.

Auf Unternehmensseite schossen die Aktien von VW und der Beteiligungsgesellschaft Porsche SE nach oben mit plus 9,6 Prozent und 11,1 Prozent. Die Aussicht auf einen Börsengang der VW-Sportwagentochter Porsche AG beflügelte. "Durch einen Börsengang dürfte der faire Wert einer VW-Aktie und damit auch einer Porsche-SE-Aktie stark steigen", erwartet Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect, denn bisher sei der Sportwagenbauer Porsche nur ein Teil des Gesamtkonzerns.

Ansonsten waren die zuletzt größten Verlierer wieder auf der Gewinnerseite: Hellofresh und Delivery Hero stiegen im Dax um jeweils etwas mehr als zwei Prozent. Im SDax gehörten die Papiere der Shop Apotheke mit plus 2,6 Prozent zu den Favoriten.

FMC legten im Dax um 1,2 Prozent zu. Die US-Bank JPMorgan sah den eigentlichen Grund dafür allerdings weniger in den etwas besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen des Dialysespezialisten. Sie verwies eher auf ein Ausgleichen von Leerverkäufen in der Aktie durch Käufe. Dem Blutwäschespezialisten hatte 2021 die hohe Sterblichkeit seiner Patienten in der Corona-Pandemie zu schaffen gemacht und auch steigende Kosten. Dennoch strebt FMC 2022 die Rückkehr zum Gewinnwachstum an.

Die Anteile der FMC-Mutter Fresenius büßten als schwächster Dax-Wert 6,0 Prozent ein. Ein Händler nannte die Zahlen des Krankenhausbetreibers und Medizinkonzerns dennoch "besser als gedacht".

Außerhalb der Dax-Familie verdoppelte sich der Aktienkurs von Medigene zeitweise auf knapp 4 Euro, denn das Biotech-Unternehmen wird mit Biontech bei Immuntherapien gegen Krebs zusammenarbeiten./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx