FRANKFURT (dpa-AFX) - Wegen politischer Unsicherheit können deutsche Aktien auch am Mittwoch nicht Schritt halten mit der Wall Street. Während der Dow Jones Industrial am Vorabend in New York seine Rekordrally fortgesetzt hatte, gab der Dax gegen Mittag nach. Zuletzt fiel der deutsche Leitindex um 0,29 Prozent auf 18.464 Punkte.
Der MDax bewegte sich mit 25.524 Punkten auch 0,21 Prozent tiefer und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx verbuchte mit 0,88 Prozent besonders deutliche Verluste. Er wurde belastet von einem Kursrutsch beim gewichtigen Chipindustrieausrüster ASML .
Im globalen Vergleich hat der Dow in diesen Tagen die Führungsrolle übernommen, die zuletzt stets die Technologiebörse Nasdaq innehatte. Anleger setzen seit dem Attentat auf Donald Trump verstärkt auf eine zweite Amtszeit als US-Präsident und favorisieren amerikanische Standardwerte, während andernorts die politische Unsicherheit zunimmt. Hinzu kommt, dass in den USA eine erste Zinssenkung seit der Corona-Pandemie näher rückt. Der Dow hat außerdem noch Aufholpotenzial, denn 2024 hat er bisher weniger zugelegt als der Dax.
Laut der Landesbank Helaba ist bei deutschen Aktien kein richtiges Kaufinteresse zu beobachten. Möglicherweise gebe es vor der am Donnerstag anstehenden EZB-Zinsentscheidung "eine gewisse Zurückhaltung", hieß es in einem Kommentar der Hessisch-Thüringischen Landesbank. Aufgelöst wurde diese auch nicht von aktualisierten Verbraucherpreisdaten aus der Eurozone. Sie bestätigten die erste Erhebung, wonach die Inflation im Juni erwartungsgemäß leicht gesunken ist.
Adidas wurde nach starken Eckdaten zum zweiten Quartal und einer erneut erhöhten Prognose zur Stütze für den Dax. Um die starke Entwicklung zu symbolisieren, verwendete Expertin Olivia Townsend von der US-Bank JPMorgan einen Begriff aus dem Profisport. Sie bezeichnete den Sportartikelkonzern als wertvollsten Spieler der Branche. Das Investmenthaus Bryan Garnier sprach Adidas unmittelbar eine Kaufempfehlung aus.
Dem gegenüber standen allerdings die Papiere von Daimler Truck , die wegen enttäuschender Quartalszahlen zwei Prozent verloren. Der Nutzfahrzeughersteller hat nach wie vor mit dem schwachen Umfeld in Asien und Europa zu kämpfen. Er schrieb wegen der Marktentwicklung in China den Buchwert seines dortigen Gemeinschaftsunternehmens BFDA komplett ab.
Besseres zu vermelden gab es von Douglas, denn hier erholten sich die Aktien deutlich um 6,6 Prozent von ihrem Rekordtief. Die vor vier Monaten an die Börse zurückgekehrte Parfümeriekette traut sich für das laufende Jahr ein höheres Umsatzziel zu und vermeldete den Verkauf ihrer Online-Apotheke Disapo.
Die Riege der Eckdaten setzte sich im SDax fort mit Hypoport . Die Papiere des Finanzdienstleisters profitierten mit einem Anstieg um 0,7 Prozent nach gutem Lauf allerdings nur mäßig von dem erneut deutlich gestiegenen Geschäftsvolumen im ersten Halbjahr. 2024 sind sie bislang der zweitbeste SDax-Wert.
Baywa dagegen setzten im SDax ihren freien Fall fort. Sie erreichten ihr tiefstes Niveau seit 2005. Die Aktie findet keinen Boden wegen der Tatsache, dass das Unternehmen Anfang der Woche ein notwendig gewordenes Sanierungsgutachten vermeldete.
Außerhalb der großen Dax-Indizes fiel der Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert negativ auf mit einem Kursrutsch um zwölf Prozent. Das Unternehmen kürzte seine Zielspanne für den Umsatz mit der Begründung, dass deutlich gestiegene Finanzierungskosten die Handelspartner vor Herausforderungen stellen. Das Management will vorläufig die Produktion drosseln./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx